Schweiz: Zerreissprobe

Europameisterschaft 2016 in Frankreich. Die Schweiz trifft in Lille auf den Gastgeber und alle erwarten ein hart umkämpftes Spiel. Intensive Zweikämpfe, bei denen die Spieler auch mal am Leibchen zupfen, sind normal. Nicht normal hingegen war, wie das Schweizer Nati-Trikot darauf reagierte – es löste sich nach harmlosen Berührungen förmlich in seine Bestandteile auf. Insgesamt sieben Stück mussten während der Partie gewechselt werden. Der Ausrüster Puma erklärte, dass eine fehlerhafte Materialcharge schuld war. Es war sowieso nicht der Tag der deutschen Hersteller, denn während des Spiels platzte auch noch ein offizieller Spielball von Adidas.

Kamerun: Weniger ist mehr

Beim Afrika-Cup 2002 staunte die Fussballwelt nicht schlecht, als die Kameruner mit ärmellosen Trikots antraten. Die Shirts wurden schnell zum Kultobjekt und fanden reissenden Absatz. Puma hatte Freude daran, die FIFA eher weniger: Der internationale Fussballverband verbat den aus ihrer Sicht modischen Fauxpas. Die Mannschaft trat daraufhin ein Jahr später beim Confed Cup mit einem Einteiler an – auch dieser Modetrend wurde schnell von den grauen Anzugträgern rund um Sepp Blatter verboten.

Fun Fact

Die Spieler der kamerunischen Fussballnationalmannschaft werden auch «Die unzähmbaren Löwen» genannt. Coach während der Zeit der speziellen Trikotlayouts war die deutsche Trainerlegende Winnie Schäfer, dessen blonde Mähne ihm den Spitznamen «Löwe» einbrachte.

Deutschland: Mutig und kontrovers

Zur Europameisterschaft 2024 im eigenen Land präsentierte das deutsche Nationalteam Jerseys in Pink-lila. Die Kommentare liessen nicht auf sich warten: Es gab viel Lob, aber auch Kritik. Doch nicht nur die unkonventionelle Farbwahl sorgte für Gesprächsstoff. Die Nummer Vier sah ähnlich aus wie eine Rune aus der Zeit des Nationalsozialismus. Bei der Nummer 44 war die Ähnlichkeit noch offensichtlicher. Der Sportartikelhersteller Adidas musste reagieren und änderte das Aussehen.

Eintracht Braunschweig: Hochprozentiger Sponsor

Nachdem Wormatia Worms in der Bundesliga-Saison 1967/68 aufgrund eines Verbots des DFB (Deutscher Fussballbund) keine Trikotwerbung verwenden durfte, war es 1973 der Verein Eintracht Braunschweig, der offiziell einen Sponsor auf dem Fussballjersey präsentierte, und was für einen: Nämlich der Kräuterlikörhersteller «Jägermeister». Das sorgte für einen regelrechten Skandal. Dafür war es aber ein Geniestreich der Marketingabteilung. Das Logo des hochprozentigen Getränks wurde als Vereinswappen getarnt.

Manchester United: Verwechslungsgefahr

13. April 1996: Manchester United spielt auswärts gegen den FC Southampton und liegt zur Pause bereits mit 0:3 zurück. Für der Trainerlegende Alex Fergueson ist der Schuldige klar – es sind die grauen Auswärtstrikots. Er begründete den Entscheid damit, dass seine Spieler aufgrund der Farbgebung des Jersey Probleme hatten, sich gegenseitig zu erkennen. Nach dem Pausentee trat die Mannschaft mit blau-weissen Trikots an und die Leistung verbesserte sich tatsächlich. Die Niederlage konnte aber mit nur einem Treffer in der zweiten Halbzeit seitens ManU nicht mehr abgewendet werden (Endstand 1:3). Nach fünf Pleiten mit dem grauen Shirt wurde das Trikot nie wieder verwendet und der Verein musste für den unerlaubten Wechsel während des Spielseine Strafe von 10'000 Pfund bezahlen.

Mexiko: Geschichtsträchtig

Bei der Fussballweltmeisterschaft 1998 in Frankreich fiel vor allem ein Trikot in den Fokus vieler Fans der beliebten Ballsportart. Die Nordamerikaner traten mit einem Azteken-Muster an, bei dem deren Kalender im Zentrum stand. Eine Hommage an die kulturellen Symbole der mexikanischen Geschichte. Der weisse Kragen und die rote Zierleiste verliehen dem Jersey zudem einen klassischen Touch.

Nigeria: Modephänomen

Bei der Weltmeisterschaft 2018 in Russland sorgte das Heimtrikot der nigerianischen Kicker für Aufsehen. In Zusammenarbeit mit dem Modedesigner Matthew Wolf hat Nike ein auffälliges Zickzack-Muster erstellt, das als Hommage zum ikonischen Trikot von 1994 gedacht war. Die Veröffentlichung des Jerseys löste einen regelrechten Hype aus und in vielen Geschäften entstanden lange Schlangen und online war es innerhalb von Minuten ausverkauft. Es sorgte also nicht nur auf, sondern auch neben dem Fussballplatz für Furore.

Abpfiff

Ob zerrissen, ärmellos oder skandalös – Fussballtrikots sind Statements. Viele geraten in Vergessenheit, doch andere machen Geschichte. Wer weiss, welches Trikot an der nächsten Grossveranstaltung oder innerhalb einer klassischen Saison als nächstes eine Anekdote verdient. Fallen dir weitere Beispiele ein? Lass es uns anhand eines Kommentars wissen.

Quelle Titelbild: Natalia Blauth (Unsplash)