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Kultur statt Kommerz: Feine Festivals vorgestellt

02.06.2025

Grosse Festivals und OpenAirs beeindrucken mit ihren riesigen Bühnen, ausgeklügelten Shows und starken Partnerpräsenzen vor Ort. Alternative Veranstaltungen punkten mit Kreativität, Kunst und echter Leidenschaft sowie mit dem einen oder anderen kleineren und grösseren Twist am Konzept. Und dank originellen Artists und Bands sowie ausgefallenen Locations wissen sie, Herzen höher schlagen zu lassen.

Fusion Festival – Sponsoren verboten

Das «ФУЗИОН», wie es sich in der kyrillischen Eigenschreibweise nennt, findet jährlich auf dem ehemaligen Militärflugplatz «Müritz Airpark» in Lärz, nahe Berlin, statt. Das Festival ist die Landebahn für alle alternativ angehauchten Raver:innen und schickt das tanzwütige Volk auf ungeahnte Höhenflüge – womöglich gar in die Weiten des (inneren) Alls.

Der Anlass, dessen Tickets stets innert weniger Stunden komplett vergriffen sind, tritt mit einem unerwarteten Konzept auf: keine Sponsoren, kein Kommerz. Nebst den musikalischen Highlights aus dem Reich der elektronischen Klangwelten dürfte das ein Hauptgrund für die krasse Beliebtheit des Fünftage-Raves sein. Ist ja sehr sympathisch, wenn du auch mal von den ewig gleichen Sponsor-Logos Ferien machen kannst. Plus finden auf den Second Stages auch andere Genres wie Jazz und Rock statt.

Zwei Stunden Augen zu und raven – was ein Set. 😍🔥

Die Veranstaltung setzt zudem einen bewussten Schwerpunkt auf Nachhaltigkeit, das gemeinsame Erlebnis und einen offenen Austausch mit entsprechenden Workshops und Dialogangeboten. Das Fusion selbst sagt: «Da es kein Ort nirgends gibt, an dem die Menschen frei sind, lässt uns die Vereinigung der Fusionist:innen aller Länder und der Ferienkommunismus spüren, dass wir mehr wollen als das, was uns in diesem Leben geboten wird.» Es mutet also fast schon wie ein kommunistisches Sommerlager an – mal ganz nett für ein paar Tage, aber vermutlich kein Zustand, in welchem man dauerhaft leben möchte.

fusion-festival.de

Garbicz Festival – Fotografieren verboten

Techno again. Diesmal aber in Polen, am schönen See Garbicz gelegen. Da von gewisser Redundanz mache ich es diesmal kürzer. Der Clue des Garbicz: Fotografieren auf dem Festivalgelände ist – wie bei so vielen «Proper Raves» – strikt untersagt. Der Grund ist einfach: Die Menschen sollen frei sein, im Moment leben, auch mal über die Stränge schlagen und nicht immer und überall befürchten müssen, im Internet verewigt zu werden. «Dance like nobody's watching» adaptiert auf unser always online Zeitalter. Tut mal ganz gut, versprochen! «Capture the memories in your heart, not on your device!»

garbiczfestival.com

Moyn – Kein Festival, sondern ein Prozess

Keine Panik, selbstverständlich spreche ich hier nicht von einem aufgeblähten, fast schon purposly ineffizienten Firmenprozess mit Vibes von Kontrollfetischismus. Ganz im Gegenteil, von einem freien, lehrreichen und inneren Prozess. Das Moyn Festival ist ein Event, das sich durch seine aussergewöhnliche Herangehensweise auszeichnet. Denn es geht darum, gemeinsam neue Lebensentwürfe und Wirklichkeiten zu gestalten, Subkultur zu erhalten und kreative Freiräume zu schaffen. Es bietet eine Plattform für Kunst, Kultur, politische Dialoge, Workshops und unkonventionelle Erlebnisse. Alle Teilnehmenden sind eingeladen, aktiv mitzuwirken und das Moyn mitzugestalten, wodurch ein dynamischer und sich ständig entwickelnder Raum entsteht. Auch für musikalische Vielfalt ist gesorgt: Dir wird von DJs und Live-Acts elektronische Musik um die Ohren geballert, während nicht weit davon Live-Bands die Bühne rocken. Zudem gibt es viel Interessantes und Kurioses zu entdecken wie dramaturgische Klanglandschaften, stimulierende Soundkurven und Avantgarde Kunst, die sicher nicht für alle geeignet ist – doch wir Menschen von Welt und Kultur sind hier ja unter uns, nicht wahr.

moynfestival.de

Burning Mountain – Auf der Höhe des Einklangs

Dieser Psy-Trance und Goa Rave findet nicht in der Wüste Nevadas wie der «Burning Man» statt, sondern in den Schweizer Bergen, genauer gesagt in Zernez. Eine hiesige Vertretung an löblichen Erwähnungen darf natürlich nicht fehlen. Die Party steigt auf 1400 Meter über dem Meeresspiegel inmitten von idyllischen Wasserläufen, malerischen Bergen und Wäldern (Bob Ross gefällt das) sowie verzückend-schnellen Offbeat-Tracks. Geniesse die schöne Schweizer Natur, entfliehe dem Alltag und mach dich ein bisschen Nass im Inn, dem Engadiner Fluss, der sich gleich neben dem Gelände seinen Weg durch die Berge und Täler bahnt.

burning-mountain.ch

Fazit

Genauso wie es bei Filmen nicht immer Netflix oder Hollywood sein muss, muss es auch bei Festivals nicht immer das Gampel oder Gurten sein. Nebst den vorgestellten Schmuckstücken findest du bestimmt noch weitere kleine und feine Anlässe mit Fokus auf Kunst und Kultur anstelle eines lieblosen und grossangelegten Festivalbetriebs, und einem Gelände, das mit den ewigen gleichen Logos zugekleistert wird. Kunst braucht nichts, Kunst darf alles – erlebe es selbst.

Benjamin Bischof

Content Marketing Manager

Irgendwo zwischen Old Soul und Kindskopf begeistere ich mich seit je her für alles Digitale, aber auch so manch Analoges. Ich schraube regelmässig an Beats in meiner DAW, führe mein Volk in Strategiespielen zu Ruhm und Ehre oder geistere wie ein Schatten durch einen Stealth Shooter. Zudem höre ich gerne schlauen Menschen zu, die über Philosophie, Technologie oder gesellschaftliche Themen sprechen. Selbstverständlich alles mithilfe (m)eines Computers, dem wahrscheinlich mächtigsten und zugänglichsten Werkzeug der Menschheitsgeschichte. Viel zu lernen ich noch habe!

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