
Dunkle Jahreszeit überstehen: Was wir von Skandinavien lernen können
Graue Tage, endlose Dunkelheit – schon hierzulande zieht der Winter uns manchmal runter. In Skandinavien ist es noch finsterer und trotzdem schaffen es die Menschen dort, die kalte Jahreszeit zu feiern. Höchste Zeit, von den Profis zu lernen.
Warum die Dunkelheit aufs Gemüt schlägt
Gerade mal achteinhalb Stunden Tageslicht – meistens versteckt hinter grauen Wolken – bleibt uns in der Schweiz im tiefsten Winter. Zum Vergleich: Im Sommer sind es fast 16 Stunden. Kein Wunder also, dass viele Menschen im Herbst und Winter ein Stimmungstief erleben.
Licht macht viel mehr, als nur unsere Umgebung erhellen: Es beeinflusst wichtige Botenstoffe im Gehirn, sogenannte Neurotransmitter. Weniger Sonne bedeutet weniger Serotonin – auch bekannt als Glückshormon. Gleichzeitig produziert unser Körper mehr Melatonin, das uns müde macht. Hinzu kommt Vitamin D, das der Körper mit Sonnenlicht bildet und für unsere Gesundheit wichtig ist; von gesunden Knochen bis zu den Abwehrkräften. Im Winter reicht die Sonne oft nicht aus, um genug davon zu bilden.
Skandinavien, unser Winter-Coach
Und jetzt die gute Nachricht: Es gibt Profis im Umgang mit der Dunkelheit. In Skandinavien macht sich die Sonne noch rarer, die Temperaturen sinken tiefer und Schnee schippen gehört schon fast zum Fitnessprogramm. Trotzdem zählen die Länder im hohen Norden regelmässig zu den glücklichsten der Welt, wie der Weltglücksbericht zeigt. Irgendetwas scheinen sie also richtig zu machen. Zeit, genauer hinzusehen: Hier kommen fünf Dinge, die wir uns abschauen können.
Friluftsliv – ab nach draussen
Minusgrade sind für Norweger:innen kein Grund, sich auf dem Sofa zu verkriechen. Im Gegenteil, sie haben sogar ein eigenes Wort fürs Draussensein – «Friluftsliv», zu Deutsch: Freiluftleben. Dahinter steckt eine ganze Lebensphilosophie, die die Verbindung zur Natur zelebriert. Ob Spaziergang im Wald, Eisfischen oder eine schnelle Langlaufrunde – Hauptsache raus.
Frische Luft tut gut, sie hebt die Laune und sorgt für mehr Energie. Und wer sich dabei bewegt, profitiert noch mehr. Schon eine Stunde Spazieren an der frischen Luft pro Woche kann das Risiko für mentale Belastungen senken, wie eine norwegische Langzeitstudie zeigt.
Bleibt nur noch die wichtigste Regel: Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung. Also Mütze auf, Handschuhe an, rein in die dicken Winterstiefel und raus an die frische Luft.
Hygge – Gemütlichkeit drinnen
Nach der frischen Luft ist es Zeit fürs Gegenteil: einkuscheln. Und niemand beherrscht das besser als die Dän:innen, die mit «Hygge» ein Lebensgefühl erfunden haben, das weit mehr ist als ein Einrichtungstrend. «Hygge» bedeutet eine gemütliche, herzliche Atmosphäre, in der man das Gute des Lebens gemeinsam geniesst.
Es sind die kleinen Wohlfühlmomente im Alltag, die zählen: das warme Licht von Kerzen, ein gutes Gespräch mit Freund:innen oder eine Zimtschnecke auf dem Sofa. Und nicht nur in Dänemark kennt man dieses gemütliche Lebensgefühl: In Norwegen spricht man von «koselig», in Schweden von «mysig» und in Finnland zelebriert man «Kakkukahvi» – Kaffee und Kuchen. Wenn das nicht nach Gemütlichkeit klingt!
Es werde Licht
In Skandinavien wird die Dunkelheit nicht einfach hingenommen, sie wird erleuchtet. Wer im Winter durch die Strassen spaziert, sieht fast an jedem Fenster Kerzen oder kleine Lampen, ganze Häuser strahlen und irgendwo flackert bestimmt ein Kaminfeuer.
Licht gehört hier einfach dazu. In Schulen, Büros und mancherorts sogar an Bushaltestellen kommen häufig Tageslichtlampen zum Einsatz. Ihr Vollspektrumlicht imitiert die Sonne und soll gegen Müdigkeit und Stimmungstiefs helfen.
Gemeinschaft – zusammen ist's wärmer
Gegen den Winterblues hilft nicht nur Licht, sondern auch Nähe. In Schweden hat Gemeinschaft einen hohen Stellenwert und mit dem sogenannten «Fredagsmys» sogar einen festen Platz im Wochenkalender. Die «Freitagsgemütlichkeit» bedeutet früher Feierabend, gemeinsames Abendessen (meistens Tacos – ja wirklich!), danach Sofa, Snacks und Filme. So gelingt ein entspannter Start ins Wochenende.
Akzeptanz statt Widerstand: Das «Wintertime-Mindset»
Klingt auf den ersten Blick wie LinkedIn-Geschwafel, aber manchmal macht das Mindset wirklich den Unterschied. Warum also den Winter als Gegner sehen, wenn er auch eine Chance sein kann?
Die Psychologin Kari Leibowitz nennt das «Wintertime-Mindset». Inspiriert hat sie Tromsø, eine Stadt nördlich des Polarkreises, wo die Sonne zwei Monate lang nicht über den Horizont steigt. Und trotzdem empfinden die meisten den langen Winter nicht als deprimierend, sondern als besondere Zeit.
Tatsächlich zeigt die Forschung: Wie wir stressige Situationen einordnen, beeinflusst direkt, wie wir sie erleben. Wer sie als Herausforderung und Chance betrachtet, kommt in der Regel viel besser damit zurecht als jemand, der nur die Bedrohung sieht.
Also gib dir einen Ruck, nimm den Winter als deine «Seasonal Growth Opportunity» und schon wirkt die Dunkelheit ein bisschen weniger düster 😉
Der Winter kann kommen
Ob draussen bei einem Winterspaziergang, eingekuschelt unter der Decke bei Kerzenschein, im Kreise der Liebsten oder mit einem neuen Wintertime-Mindset – die Menschen im hohen Norden zeigen uns, dass die dunkle Jahreszeit nicht nur etwas zum Aushalten ist, sondern voller kleiner Genussmomente steckt. Vielleicht lässt sich davon ja das eine oder andere ganz leicht ins eigene Leben übernehmen.
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Ich liebe es, in andere Welten einzutauchen, sei es durch spannende Geschichten, mit Reisen in ferne Länder und Kulturen oder in meinem eigenen kleinen Garten – ich bin immer auf Entdeckungsreise. Und wenn es Zeit wird, die Seele baumeln zu lassen, findet ihr mich auf der Yogamatte oder mit einem guten Buch in der Hand.
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