
Wieso haben wir Albträume?
Eine Verfolgungsjagd, ein Fall aus der Höhe, ein irreversibler Fehler – und dann wachst du auf. Dein Herz schlägt dir bis zum Hals, kalter Schweiss ziert deine Stirn. Du tastest im Dunkeln nach deinem Handy. 03:17 Uhr. Es war nur ein Traum. Doch wie kommt es eigentlich, dass du Albträume hast? Und was kannst du dagegen tun?
Im Rahmen einer im April 2025 veröffentlichten Studie wurden die Teilnehmenden dazu aufgefordert, ihre Albträume zu melden. Die Studie umfasst 16 Länder. Während im Jahr 2019 noch 6.9 % der Befragten von regelmässigen Albträumen berichteten, stieg dieser Anteil im Jahr 2021 – während der Pandemie – auf 11 %. Der Grund für den Anstieg wurde nicht untersucht. Hochgerechnet würden diese Prozentzahlen jedoch bedeuten: Mehrere hundert Millionen von Menschen leiden unter regelmässigen Albträumen, und noch viel mehr werden gelegentlich oder vereinzelt von ihnen heimgesucht.
Weshalb wir Albträume haben
«Albträume können aus verschiedenen Gründen auftreten – Stress, Angstzustände, unregelmässiger Schlaf, Medikamente, psychische Störungen –, aber die vielleicht am meisten untersuchte Ursache ist die posttraumatische Belastungsstörung (PTBS).» (Harvard Medical School, Herbst 2025)
Die Ursachen sind vielfältig. Sie können gewöhnlich und vergänglich sein; wie eine stressige Phase bei der Arbeit, Prüfungsangst, Sorgen, oder auch einfach nur unzureichender, unregelmässiger Schlaf. Mitunter reicht sogar ein Horrorfilm vor dem Zubettgehen. Auch bestimmte Medikamente oder Substanzen können Albträume begünstigen, und sollten, wenn sich ein zeitlicher Zusammenhang zeigt, ärztlich abgeklärt werden. Treten Albträume jedoch häufiger auf und beeinträchtigen den Alltag, könnten sie gemeinsam mit anderen Faktoren auf eine tieferliegende psychische Ursache hindeuten.
Gerade bei PTBS sollen Albträume keine Seltenheit sein. So besagt die medizinische Fakultät der Harvard-Universität, dass sie bei Menschen mit einer posttraumatische Belastungsstörung häufiger und intensiver auftauchen, manchmal sogar mehrmals pro Woche. Tatsächlich sind Albträume sogar ein anerkanntes und formales Symptom der PTBS-Diagnose im DSM-5, wenn sie im Zusammenhang mit einem Trauma stehen.
Was auch die Ursache sein mag: Albträume sind in der Regel ein Hinweis darauf, dass dich gerade etwas körperlich oder geistig belastet. Wenn sie regelmässig vorkommen, den Alltag beeinträchtigen oder sogar Angst vor dem Schlafengehen verursachen, empfiehlt es sich auf jeden Fall, einen Arzt oder eine Ärztin zu Rate zu ziehen.
Hängen Inhalt und Ursache zusammen?
Eine Umfrage aus dem Jahr 2007 in Deutschland zeigt: Die häufigsten Inhalte sind ein Sturz in die Tiefe (37.3 %), eine Verfolgung durch andere Menschen (26 %) sowie die Unfähigkeit, sich bei Gefahr zu bewegen (25.1 %). Lässt sich aus solchen Inhalten auf die Ursache des Albtraums schliessen? Die Antwort ist: Manchmal – doch wenn, dann meist nur teilweise und indirekt. Albträume spiegeln häufig emotionale Zustände und Belastungen auf bildhafte Weise, ohne sie direkt zu übernehmen. Sie greifen auf unsere Ängste zurück, und genau deshalb sind sie so furchterregend.
Aktuelle Sorgen bieten sich dafür geradezu an, doch die Ursache für den Albtraum selbst kann auch eine ganz andere sein; beispielsweise die Nebenwirkung eines Medikaments, wie oben beschrieben. Es wäre also korrekter zu sagen: Albträume hängen mit unseren präsentesten Ängsten zusammen, die jedoch nicht zwangsläufig die Ursache für die Albträume sein müssen.
Erfüllen Albträume einen Sinn?
Doch was steckt eigentlich hinter dem Phänomen der Albträume selbst? Erfüllen Albträume einen Sinn, obwohl sie uns nachweislich schaden? Tatsächlich gibt es Hypothesen dazu. Ein finnischer Kognitionsforscher hat beispielsweise jene aufgestellt, dass die biologische Funktion des Träumens darin bestehen könnte, bedrohliche Ereignisse zu simulieren und die Wahrnehmung und Vermeidung von Bedrohungen zu trainieren (Revonsuo, 2001). Je nachdem, welche Theorie hinzugezogen wird, kann sich die Perspektive jedoch verändern: Während Albträume laut der Simulationstheorie als funktionales Bedrohungssimulationssystem dienen, sollen sie gemäss der Emotionsregulationstheorie auf eine Störung der Emotionsregulation hindeuten (Zhang et al., 2024). Eine eindeutige Antwort gibt es allerdings nicht.
So wirkst du Albträumen entgegen
Die effektivste Lösung hängt eng mit der Ursache zusammen. Oft lohnt es sich aber schon, auf Entspannung zu setzen und Stressfaktoren zu senken. Vermeide Alkohol und Kaffee – setze stattdessen auf beruhigende Kräutertees wie Kamille, Baldrian, Melisse oder Passionsblume. Schaffe eine Entspannungsroutine vor dem Schlafengehen. Du könntest dir beispielsweise einen gemütlichen Leseabend mit sanfter Musik einrichten, oder dich an einer Meditationsübung versuchen. Ein ordentlicher, regelmässiger Schlafrhythmus ist auch nicht verkehrt. Versuche es vielleicht mit Spaziergängen im Alltag, wenn du Gelegenheit dafür findest, oder nimm dir mehr Zeit für deine Hobbys. Setze dein Wohlergehen an erster Stelle. Und das Wichtigste: Siehe nicht davon ab, professionelle Hilfe hinzuzuziehen, wenn du sie brauchst.
Quelle Titelbild: Adobe Stock | 1216857024
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Wenn ich mal nicht gerade damit beschäftigt bin, meiner literarisch-kreativen Ader freien Lauf zu lassen, stecke ich höchstwahrscheinlich in einem Netflix-Marathon fest («Nur noch eine Folge!»), unterhalte ich mich angeregt über die verschiedensten Themen, lese ein gutes Buch oder fordere mich selbst mit einem neuen Hobby heraus. Meine Wissbegierde kennt keine Grenzen, und hier habe ich die Möglichkeit, sie auszuleben und mit anderen zu teilen.
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