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Zwischen Spass und Spuk: Die unheimliche Faszination des Ouija-Boards

17.10.2025

Harmloses Partyspiel oder Tor ins Jenseits? Das Ouija-Board, auch Geister- oder Witch-Board genannt, sorgt seit über 150 Jahren für Gänsehaut. Von den Séancen des 19. Jahrhunderts bis zu Horrorfilmen und TikTok-Trends: Warum uns das mystische Brett bis heute nicht loslässt.

Ein unverfänglicher Abend unter Freund:innen. Das Licht ist gedimmt, Kerzen flackern. Die Runde beugt sich über ein Holzbrett mit Buchstaben. Alle legen die Finger auf eine kleine Holzscheibe mit einem Loch in der Mitte. Und plötzlich – wie von Geisterhand – beginnt sich die Scheibe zu bewegen. Was eben noch harmloser Partyspass war, kippt ins Unheimliche. Kann das Ouija-Board tatsächlich Geister rufen?

Im Internet wimmelt es von solchen Geschichten: von Geisternamen, die sich wie von selbst buchstabieren, von Schritten auf knarrenden Böden, schemenhaften Gestalten in der Zimmerecke oder erstaunlich treffsicheren Vorhersagen. Manche sind felsenfest überzeugt, dass hier Geister am Werk sind. Andere sehen bloss ein Spielchen mit Nervenkitzel. Und dann gibt es jene, die warnen: Finger weg vom Brett – denn wer es aufklappt, öffnet angeblich gleich ein Tor ins Jenseits.

Was ist ein Ouija-Board überhaupt?

Ob Ouija-, Geister-, Witch- oder Talking-Board – gemeint ist immer das gleiche: Ein rechteckiges Brett mit allen Buchstaben, den Zahlen von null bis neun sowie den Worten «Ja», «Nein» und «Good Bye». Dazu gehört eine kleine Scheibe, die sogenannte Planchette, mit einem Loch in der Mitte. Die Spielregeln sind einfach: Alle legen ihre Fingerspitzen auf die Planchette, stellen eine Frage und die Geisterwelt erledigt (angeblich) den Rest.

Die Anfänge: Spiritismus, Séancen und Schwindel

Ab den 1850er Jahre lag Spiritismus im Trend – diesseits und jenseits des Atlantiks. Dieser basierte auf der Vorstellung, dass neben unserer «realen» Welt eine Geisterwelt existiert, mit der man in Séancen in Kontakt treten kann. Eine Person mit besonderer Begabung – ein sogenanntes Medium – oder Hilfsmittel wie das Geisterboard sollten dabei als Brücke dienen.

Zu den frühesten Berühmtheiten der Szene zählen die Fox-Schwestern aus New York. Sie behaupteten, per Klopfzeichen mit Geistern zu kommunizieren – der Spuk stellte sich später jedoch als Schwindel heraus. Ähnlich beliebt war die Geisterfotografie: Mit doppelten Belichtungen liessen sich geisterhafte Gestalten als transparente Figuren aufs Bild zaubern. Mal war das reine Unterhaltung, mal ein lukratives Geschäft mit trauernden Menschen, die ein Foto mit ihren Verstorbenen wollten.

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Mit einem einfachen Trick lassen sich geisterhafte Gestalten ins Bild schummeln. Quelle: Unsplash | Museum of New Zealand Te Papa Tongarewa

Vom Salon-Hit zum Stoff für Hollywood

Der Nährboden für die Faszination mit Spiritismus war naheliegend: hohe Kindersterblichkeit, Frauen kamen beim Gebären ums Leben und Männer fielen im amerikanischen Bürgerkrieg. Der Wunsch, mit den Verstorbenen noch einmal in Kontakt zu treten, war verständlicherweise gross.

Aus dem Spiritismus heraus entsprang auch das Geisterboard. 1886 berichteten US-Zeitungen erstmals über «Talking Boards». Bald darauf sicherte sich der Anwalt Elijah Bond ein Patent – und das Brett wurde sowohl als mystisches Orakel als auch als Familienunterhaltung vermarktet. Quasi als Gesellschaftsspiel mit einem Touch überirdischem Nervenkitzel. Damit fand es den Weg vom Séance-Salon direkt ins Wohnzimmer.

Über Jahrzehnte hinweg war das Geisterboard eine harmlose Kuriosität am Rande der Popkultur – geheimnisvoll, faszinierend, aber keineswegs gefährlich. Bis 1973 der Horrorfilm «Der Exorzist» ins Kino kam. In dem Klassiker nimmt ein Dämon Besitz von der 12-jährigen Regan, nachdem sie mit einem Ouija-Brett gespielt hat. Fast über Nacht galt das Geisterboard plötzlich als Werkzeug des Teufels und inspirierte zahlreiche Horrorfilme und -serien wie «Witchboard», «Paranormal Activity» oder «Supernatural».

Psychologie statt Poltergeist?

Wenn es nach der Wissenschaft geht, ist das scheinbar Unerklärliche gar nicht so unerklärlich. Hinter der mysteriösen Planchette-Bewegung stecken keine Geister, sondern vielmehr wir selbst.

Eine mögliche Erklärung für das Phänomen ist der ideomotorische Effekt. Der Begriff setzt sich aus «idea» (Idee, Gedanke) und «motor» (Bewegung) zusammen und beschreibt das Phänomen, dass unsere Erwartungen unbewusste Bewegungen auslösen können. Wer also den Finger auf die Planchette legt, bewegt sie selbst, ohne es zu merken. In einer Gruppe trägt jede Person ihren Teil dazu bei, sodass das Holzstück fast wie von Geisterhand über das Brett gleitet.

Hinzu kommt unser Gefühl von Kontrolle. Normalerweise wissen wir genau, dass wir für eine Handlung verantwortlich sind: Wir heben ein Glas hoch und das Glas hebt sich. Beim Geisterboard passt die Erwartung nicht zum Ergebnis. Unser Entscheidungsbewusstsein gerät ins Wanken und wir schreiben die Bewegung kurzerhand einem unsichtbaren Dritten zu.

Nicht zu unterschätzen ist ausserdem die emotionale Ansteckung. Wenn alle gebannt im Kerzenschein auf das Brett starren, wird die Aufregung und Nervosität ansteckend. Wir schaukeln uns gegenseitig hoch – und schon wirkt jede kleinste Bewegung plötzlich wie ein Zeichen aus dem Jenseits.

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Kerzenschein, gespannte Blicke und die Finger auf der Planchette: Ouija-Boards faszinieren bis heute. Quelle: Adobe Stock | 644176432

Warum uns Geisterboards bis heute fesseln

Ob man nun an Geister glaubt oder nicht: Das Geisterboard hat bis heute nichts von seiner Anziehungskraft verloren. Es ist ein Erlebnis, irgendwo zwischen Grusel, Nervenkitzel und Gemeinschaftsgefühl. Popkulturell bewegt es sich schon lange im Spannungsfeld von Schauer und Spass: mal unschuldiges Partyspiel, mal dämonisches Werkzeug. Kein Wunder also, dass es immer wieder ein Revival erlebt.

Ein Blick in die Vergangenheit zeigt ausserdem: Das Interesse am Übernatürlichen wächst oft in unsicheren Zeiten. Angesichts der aktuellen Weltlage ist es also durchaus möglich, dass die Séance-Salons des 19. Jahrhunderts ein Comeback feiern. Oder zumindest ihre moderne Version: als Trendthema auf TikTok.

Quelle Titelbild: Andy Was Right

Eliane Lee

Marketing Manager Editorial Content

Ich liebe es, in andere Welten einzutauchen, sei es durch spannende Geschichten, mit Reisen in ferne Länder und Kulturen oder in meinem eigenen kleinen Garten – ich bin immer auf Entdeckungsreise. Und wenn es Zeit wird, die Seele baumeln zu lassen, findet ihr mich auf der Yogamatte oder mit einem guten Buch in der Hand.

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