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Wenn ein Hotel zum gruseligen Erlebnis wird

17.10.2025

Abgelegen im Engadin, umgeben von dichten Wäldern und steilen Felswänden auf 1500 Metern Höhe, thront das ehemalige Kurhaus Val Sinestra. Wo einst Gäste Heilung in Mineralquellen suchten, erzählt man sich heute Geschichten von unerklärlichen Geräuschen und einem Geist namens Hermann, der durch die alten Flure streifen soll. Das macht das Hotel nicht nur zu einem besonderen Ort der Schweizer Architekturgeschichte, sondern auch zu einer der unheimlichsten Adressen des Landes.

Eine perfekte Kulisse für Spukgeschichten

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde das Val Sinestra als Kurhaus eröffnet. Die abgeschiedene Lage in den Bündner Bergen galt als ideal für Erholung, und die sechs Mineralquellen wurden als medizinisches Wunder gepriesen. Kranke aus ganz Europa reisten ins Unterengadin, um die frische Bergluft und das arsenhaltige Wasser zu nutzen, die Heilung versprachen. Viele Monate verbrachten die Menschen hier in Behandlungen, aber nicht alle verliessen das Haus wieder lebendig. Mit dem Rückgang des Kurtourismus änderte sich auch das Schicksal des Gebäudes, die Flure wurden stiller, bis 1972 der Kurbetrieb komplett eingestellt wurde.

Heute liegt die berühmte Kuretage verlassen, doch wirklich leer ist das Haus nie. Lange Gänge, hohe Räume und dunkle Holzböden wirken wie stumme Zeugen dieser Epoche – und stille Häuser ziehen bekanntlich Geschichten an. So erzählt man von Poltern in der Nacht, Türen, die sich ohne Grund öffnen, und unerklärlichen Geräuschen.

Die Wiedereröffnung

Als der holländische Geschäftsmann Peter Kruit das Gebäude erwarb, wusste er nichts von der besonderen Vergangenheit. Schon beim ersten Besuch im leerstehenden Haus erlebte er jedoch etwas, das ihn innehalten liess: Kaum war die Tür ins Schloss gefallen, hallten laute Geräusche durch die Gänge. Ein anderes Mal, auf dem Heimweg, sah er plötzlich Licht in den Fenstern aufblitzen und das, obwohl niemand mehr im Innern war. Für ihn stand fest: Er war nicht allein. Mit den Jahren lernten er und seine Frau, mit diesem unsichtbaren Mitbewohner zu leben.

Der unsichtbare Hotelgast

Der ominöse Bewohner, den viele zu spüren scheinen, wurde auf den Namen Hermann getauft. Wer er wirklich war, bleibt ungewiss: Gästebücher sind verschwunden und Patientenakten längst vernichtet. Man erzählt sich, Hermann sei ein belgischer Soldat gewesen. Jung und voller Hoffnung auf Heilung soll er mehrere Monate im Val Sinestra gelebt und jede Behandlung probiert haben, bis er kurz vor dem zweiten Weltkrieg der Tuberkulose erlag. Seitdem, so berichten Gäste und Mitarbeitende, sei er nie ganz verschwunden. Uhren fallen ohne Grund von der Wand, Türen schlagen zu, und besonders deutlich soll man ihn in Zimmer Nummer 5 wahrnehmen. Geisterjäger:innen versuchten, die Erscheinungen zu erklären – handfeste Beweise fanden sie nicht. Fotos mit mysteriösen Flecken oder plötzlich verschwindende Aufnahmen bleiben die einzigen Indizien.

Für die heutige Hotelbesitzerin ist Hermann kein Schreckgespenst, sondern fast Teil des Personals. «Ohne Hermann wäre das Hotel Val Sinestra nur ein leeres Gebäude», erzählt sie in einem SRF-Beitrag. Sie beschreibt ihn als spielerisch, manchmal fordernd, aber keineswegs bösartig. Wenn das Hotel voller Gäste ist, hält er sich zurück. In der Zwischensaison dagegen, wenn Ruhe einkehrt, scheint er sich bemerkbar zu machen, als würde er etwas Aufmerksamkeit suchen.

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Letzter Anstieg, erste Gänsehaut – das Hotel Val Sinestra taucht aus dem Nebel auf. Quelle: Andy Was Right

Würdest du dich trauen?

Das Hotel Val Sinestra hat etwas, das sich schwer erklären lässt. Zwischen knarrenden Holzböden und verlassenen Fluren liegt ein Hauch von Vergangenheit, der nicht ganz weichen will. Meine Kolleginnen Joy und Stephi haben sich genau diesem Abenteuer gestellt: Eine Nacht allein im Hotel, mit flackernden Lichtern, knarrenden Türen und Momenten, in denen sie nicht sicher waren, ob wirklich niemand sonst im Hotel war. Neugierig? Hier kannst du ihr Erlebnis im Video ansehen.

Pssst…. auch du kannst dort übernachten

Das Hotel Val Sinestra ist kein Museum und auch keine verlassene Ruine. Es ist ein normales Hotel, dessen Zimmer im ursprünglichen Stil belassen wurden: einfach eingerichtet, mit Waschbecken im Zimmer und gemeinsamen Toiletten und Duschen auf dem Gang. Besonders beliebt ist es bis heute bei holländischen Gästen, aber auch viele Schweizer:innen und Deutsche kommen regelmässig vorbei für Hochzeiten, Gruppenanlässe oder einfach für ein paar Tage in der Engadiner Bergwelt. Wer möchte, kann hier also nicht nur tagsüber die historische Atmosphäre geniessen, sondern auch selbst eine Nacht verbringen. Vielleicht hörst du bloss den Wind, der draussen durch die Berge pfeift … oder vielleicht auch etwas ganz anderes. 😉

Spuk oder Stimmung?

Ob man an Geister glaubt oder nicht: Das Hotel Val Sinestra ist ein Ort, an dem Geschichte, Natur und Mystik zusammentreffen. Es ist ein Stück Schweizer Kurhausgeschichte und gleichzeitig ein Platz, der wie gemacht ist für Gänsehautgeschichten. Perfekt also, um sich an Halloween ein bisschen schaudern zu lassen. 👻

Quelle Titelbild: Andy Was Right

 

Nadine Zumsteg

Marketing Manager Editorial Content

Mit meiner Bucket List aus Kindheitstagen erkunde ich regelmässig neue Orte, Städte oder ganze Länder und geniesse es, die vielfältigen Facetten Europas zu entdecken. Neben meinen Abenteuern in der Ferne ist die Literatur meine grosse Leidenschaft, und ich liebe es, in fesselnde Geschichten und Welten einzutauchen. Wenn ich einmal nicht auf Reisen bin, findet man mich dabei, mit grosser Freude die neuesten Brunch-Spots in meiner Nähe auszuprobieren.

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