
Kälte, Hunger, Drama: Warum wir Survival-Shows so lieben
Während andere im Schlamm robben, frieren, hungern und einen Fisch filetieren, sitzen wir auf dem Sofa, eingewickelt in eine Decke mit Popcorn in der Hand, und schauen begeistert zu. Survival-Shows wie Alone, Outlast, 7 vs. Wild oder Survivor boomen. Doch warum eigentlich? Was macht dieses Format so faszinierend?
Vom sicheren Sofa aus in den Ausnahmezustand
Es ist die wohl bequemste Art, an einem Extremabenteuer teilzunehmen: mit Snacks statt Machete und unter einer Kuscheldecke statt unter Blättern. Survival-Formate bringen uns die Wildnis direkt ins Wohnzimmer, und zwar gefiltert, kommentiert und in HD. Sie stillen unsere Sehnsucht nach Abenteuer, Risiko und Grenzerfahrung, ohne dass wir selbst kalte Füsse oder Magenknurren ertragen müssen. Kurz: Wir wollen Drama, Spannung und Überlebenskampf. Und das alles in einem sicheren Abstand.
Wenn der Überlebenskampf zur Unterhaltung wird
Die Formate sind verschieden, das Prinzip ist einfach und ziemlich ähnlich: Menschen werden ausgesetzt – oft ohne Luxus, Plan B oder Gnade. Keine Kreditkarte, kein Dach über dem Kopf, kein WLAN. Dafür ein bisschen Seil, eine Kamera und ganz viel Natur. Was uns dann geboten wird, ist mehr als bloss Reality-TV: Es ist ein emotionaler Stresstest für die Teilnehmenden, aber auch für uns. Denn je härter die Bedingungen, desto faszinierter schauen wir zu. Wir fiebern mit, wenn jemand versucht, mit nassem Feuerholz ein Lagerfeuer zu entfachen. Wir leiden mit, wenn der Hunger zu streitlustigen Allianzen führt. Und wir fragen uns ständig insgeheim: «Wie lange würde ich das durchhalten?» (Spoiler: vermutlich keine zwei Nächte.)
Weshalb berühren uns diese Formate so? Laut Mike Odair, Produzent der Netflix-Show Outlast, liegt der Reiz im tiefsten Inneren unseres Menschseins: Survival-Shows aktivieren uralte Instinkte. Diese Formate sind mehr als nur Entertainment; sie sprechen unsere Neugier auf das Menschsein an. Gerade weil sie extreme Lebenssituationen zeigen, in denen Werte, Charakter und Überzeugungen auf die Probe gestellt werden, ohne dass wir sie direkt selbst erfahren müssen. Gleichzeitig dürfen wir beobachten, urteilen und analysieren. Fast wie bei einem Live-Experiment über menschliches Verhalten. Nur dass es keine Laborratten sind, sondern echte Menschen, die schwitzen, frieren und manchmal die Nerven verlieren. Und während sie in der Wildnis Grenzen testen, prüfen wir zuhause ganz andere Dinge: Wir analysieren, urteilen und identifizieren uns mit den Teilnehmenden. Wer ist sympathisch? Wer spielt falsch? Wer bleibt fair? Es ist faszinierend, mitanzusehen, wie Menschen in Extremsituationen reagieren, und es ist tröstlich, dabei nicht selbst betroffen zu sein.
Überleben lernen? Nur ein bisschen!
Oft unterschätzen wir, dass dabei auch etwas Wissen herausspringt: ein Feuer ohne Streichhölzer entfachen, Wasser reinigen oder einen Unterschlupf bauen. Viele Zuschauer:innen nehmen sich zumindest gedanklich vor, im nächsten Outdoor-Urlaub etwas davon auszuprobieren. Ob es dabei bleibt, ist eine andere Frage. Aber die Shows geben uns das Gefühl, für den Ernstfall ein klein wenig besser gewappnet zu sein, falls es je so weit kommen sollte.
Die einfache Wahrheit: Wir lieben das Drama
Der offensichtlichste Grund liegt auf der Hand. Menschen lieben Drama. Bei einem Autounfall auf der Strasse starren die Leute und filmen. Wenn jemand im Supermarkt einen Streit anfängt, tauschen die Umstehenden Blicke aus. Es liegt in unserer Natur, vom Ausnahmezustand fasziniert zu sein. Am Ende gibt es vielleicht gar keinen besonderen Grund, warum uns das so fasziniert. Vielleicht ist es einfach das urkomische Paradoxon: Menschen quälen sich draussen in der Kälte, und wir geniessen ihre Mühen aus dem Warmen. Und ja – ich finde es auch ein bisschen schräg, wie viel Spass viele von uns dabeihaben, dem Leid und der Anstrengung anderer zuzusehen. Aber irgendwie gehört genau dieser Widerspruch wohl zum Reiz.
Wie siehst du das? Fasziniert dich das Überleben in der Wildnis, oder findest du es eher seltsam, dass daraus Unterhaltung gemacht wird?
Quelle Titelbild: Sora AI
Marketing Manager Editorial Content
Mit meiner Bucket List aus Kindheitstagen erkunde ich regelmässig neue Orte, Städte oder ganze Länder und geniesse es, die vielfältigen Facetten Europas zu entdecken. Neben meinen Abenteuern in der Ferne ist die Literatur meine grosse Leidenschaft, und ich liebe es, in fesselnde Geschichten und Welten einzutauchen. Wenn ich einmal nicht auf Reisen bin, findet man mich dabei, mit grosser Freude die neuesten Brunch-Spots in meiner Nähe auszuprobieren.
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