
Wieso Studentenfutter Studentenfutter heisst
Genau – wieso eigentlich? Vielleicht war «Wiedergutmachungsgeschenk aus potenziell gesalzenen Nüssen und Trockenfrüchten für den kaffeeüberfluteten Studierendenmagen am frühen Morgen» ein Tick zu lang. Und womöglich war «Dieser eine Snack, der in der Bib nicht ganz so sehr raschelt wie die Tüte Chips» ein klein wenig zu riskant.
Die Frage ist nicht unberechtigt: Der Begriff sagt herzlich wenig darüber aus, was er beinhaltet. Ausserdem ist Studentenfutter – gemeinhin Rosinen, Nüsse, Mandeln, Cashewkerne – nicht nur den Studierenden unter uns vorbehalten. Wieso dann nicht einfach Nuss-Frucht-Mischung? Weil es zu trocken klingt? Dabei träfe das den Kern der Sache ziemlich genau. Für Fremdsprachige wäre das eine harte Nuss weniger zu knacken, und in seiner Länge ist der Begriff auch nicht gerade zu verachten. Die deutsche Sprache hat mit Wortungetümen wie Nahrungsmittelunverträglichkeit und Hochschulzulassungsverfahren schliesslich mehr als nur einmal bewiesen, dass sie sich für schmerzlich lange Komposita alles andere als zu schade ist.
Vielleicht liegt das Problem eher in der Botanik. Mandeln und Cashewkerne sind strenggenommen eben keine echten Nüsse, sondern Samen von Früchten – also Früchtesamen. Das könnte auch einer der Gründe dafür sein, weswegen sich im Englischen der Begriff «Trail Mix» durchgesetzt hat; neutral, funktional und ohne Missachtung von botanischen Gegebenheiten. Nicht umsonst ist Studentenfutter ein nahrhafter Energiespender, der sich wunderbar für lange Wanderwege («trails») eignet.
Im Deutschen ist der Name hingegen nicht Wanderwegen, sondern Studierenden gewidmet. Wie es dazu kam? Gehen wir der Sache mal auf den Grund.
Genuss auf Immatrikulationsbasis?
Steckt dahinter eine gerissene Marketing-Masche, die auf die Ersparnisse der Studierenden abzielt? Könnte es sein, dass Studierende einfach horrende Mengen davon essen – so viel, dass es schon beinahe wieder ungesund ist – und den Namen dadurch geprägt haben? Oder ist es eine Fehlübersetzung aus dem Lateinischen und sollte eigentlich etwas ganz Anderes heissen? Wer weiss: Vielleicht gab es auch einen riesigen Protest an einer Uni, an dem die Studierenden beschlossen, sich zur Demonstration einzig von Nüssen und Trockenfrüchten zu ernähren. Oder kommt der Name doch daher, dass nur Studentenfutter die Küche einer Studierenden-WG überleben würde?
Nicht ganz: Der Hintergrund ist nämlich genauso vorhersehbar, wie du ihn dir wahrscheinlich bereits ausgemalt hattest.
Unspektakuläre Schale, historischer Kern
Kurzgefasst: Studentenfutter heisst so, weil es von Studierenden gegessen wurde (und noch wird). Ziemlich naheliegend. Die wesentlich interessantere Frage ist jedoch: Weshalb war dieser Snack unter den Studierenden so verbreitet? Wie hat sich Studentenfutter als Studentenfutter durchgesetzt? Die Antworten dazu finden sich in der Geschichte – genauer gesagt im 17. Jahrhundert, wo sich Studentenfutter einzig aus Mandeln und Rosinen zusammensetzte.
Dass der Mandeln-Rosinen-Mix bei den Studierenden Anklang fand, lag hauptsächlich an den folgenden drei Gründen:
Finanzielle Möglichkeiten: Nüsse und Rosinen waren überaus teure Importgüter und damit ein Luxus, der meist nur wohlhabenden Familien vorbehalten war – genauso wie das Studium selbst. Wer studierte, war in der Regel gut gestellt, und verfügte damit über die finanziellen Mittel für ein solches Luxusgut.
Praktischer Nutzen: Regelmässige und ausgewogene Mahlzeiten waren oft keine Option, da die Universitäten von damals über keine Cafeteria verfügten. Studentenfutter bot sich als einfache und kalorienreiche Lösung an.
Gesundheitliche Vorteile: Schon damals wurde Studentenfutter als gesund und konzentrationsfördernd angepriesen. Darüber hinaus galten Mandeln als katerlindernd – perfekt für all jene Studierenden, die gerne mal zu tief ins Glas schauten.
Zusammengefasst also teuer, praktisch und gesund. Mit der Zeit wurde Studentenfutter zugänglicher, sodass es sich heute noch grösserer Beliebtheit erfreut. Mittlerweile ist belegt, wie wertvoll diese Kombination aus ungesättigten Fettsäuren, pflanzlichem Eiweiss und natürlichen Zuckerquellen für uns sein kann. Studentenfutter steigert deine Energie und fördert deine Konzentration.
Probieren geht über Studieren
Studentenfutter ist längst über seine Ursprünge hinausgewachsen: Heutzutage gibt es den Snack in den verschiedensten Variationen, nicht nur mit Mandeln und Rosinen. Walnüsse, Haselnüsse, Cashewkerne und getrocknete Früchte wie Bananen oder Cranberrys sind in einer solchen Mischung keine Seltenheit mehr. Was die Studierenden von früher dabei unterstützte, etliche Vorlesungen in muffigen Lesesälen zu überdauern, gehört heute zu den alltäglichsten gesunden Snacks überhaupt. Es spielt keine Rolle, ob du nun lernst, arbeitest, wanderst oder einfach nur einen gemütlichen Fernsehabend geniesst – Studentenfutter liefert dir schnelle Energie, schmeckt gut und passt in jede Tasche. Zerbrich dir also nicht weiter den Kopf darüber und greif zu!
Quelle Titelbild: Unsplash | Karolina Grabowska
Content Marketing Managerin
Wenn ich mal nicht gerade damit beschäftigt bin, meiner literarisch-kreativen Ader freien Lauf zu lassen, stecke ich höchstwahrscheinlich in einem Netflix-Marathon fest («Nur noch eine Folge!»), unterhalte ich mich angeregt über die verschiedensten Themen, lese ein gutes Buch oder fordere mich selbst mit einem neuen Hobby heraus. Meine Wissbegierde kennt keine Grenzen, und hier habe ich die Möglichkeit, sie auszuleben und mit anderen zu teilen.
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