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Warum tun wir uns das an? Fanliebe erklärt

12.08.2025

Das Team spielt eine miserable Saison oder verpasst schon wieder knapp den Titel – und trotzdem bleiben Fans ihrem Club treu. Warum eigentlich? Eine Spurensuche zwischen Enttäuschung, Euphorie und dem Bedürfnis, dazuzugehören.

Ich geb's zu: Ich bin selbst kein echter Fussballfan. Ich lasse mich bei grossen Turnieren mitreissen, gehe ein oder zwei Mal pro Jahr ins Stadion, aber dann ist auch wieder gut. Dass es auch anders geht, kenne ich aus meinem Umfeld. Da fiebern viele leidenschaftlich mit unserem Stadtverein mit – Saison für Saison.

Sie frieren auf den Stehplätzen, fluchen über den Schiri, hoffen und werden meistens doch enttäuscht. Der Cup nach dem Achtelfinal vorbei, der Traum vom Aufstieg im letzten Spiel geplatzt. Und trotzdem sind sie beim nächsten Saisonstart wieder da. Auf dem gleichen Platz. Mit der gleichen Hoffnung.

Wer das von aussen beobachtet, dem wird schnell klar: Beim Fussball geht es um mehr als ums Gewinnen. Aber was genau ist dieses «mehr»?

Die Magie des Anfangs

Fansein beginnt selten mit einer bewussten Entscheidung. Es passiert einfach. Meistens schon als Kind, wenn alles noch etwas grösser und bedeutungsvoller wirkt. Der erste Stadionbesuch mit dem Vater, das gemeinsame Fussballspielen in der Nachbarschaft, das Tauschen von Panini-Bildern auf dem Pausenplatz. Die Liebe zum Fussball beginnt langsam und schon ist man mittendrin.

In vielen Familien wird die Liebe zu einem Club weitervererbt wie die traditionelle Salatschüssel oder Grossmutters Schmuck. Wer einmal dazugehört, bleibt meist dabei. Wem kein Verein in die Wiege gelegt wurde, findet die Verbindung oft in der Jugend. Es ist eine Zeit der Abgrenzung: Die Eltern, die bis dahin meist die wichtigsten Bezugspersonen waren, treten in den Hintergrund, während neue Vorbilder in den Fokus rücken. Und wer nicht Popsternchen oder Hollywoodstars anhimmelt, findet sie vielleicht auf dem Rasen.

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Die Liebe zum Fussball beginnt meist früh. Quelle: Unsplash | sporlab

Der britische Schriftsteller – und bekennende Fussballfan – Nick Hornby hat den Anfang seiner Fussballliebe in seiner Autobiografie «Fever Pitch» fast schon romantisch beschrieben:

«Ich verliebte mich in den Fussball, wie ich mich später in Frauen verlieben sollte: plötzlich, unerklärlich, unkritisch und ohne einen Gedanken an den Schmerz und die Zerrissenheit zu verschwenden, die damit verbunden sein würden.»

Ziemlich treffend, denn wer sich schon einmal so richtig verliebt hat – ob in eine Person oder ein Team – weiss: Da ist definitiv mehr Bauch als Kopf im Spiel.

Die Höhen und Tiefen einer Fussballliebe

Schmerz gehört dazu. Genauso wie überstrapazierte Nerven, Frust mit dem Schiri und Ärger über das Gegentor in der Nachspielzeit. Ein unglücklicher Spielverlauf kann eine ganze Reihe an Gefühlen auslösen. Aber das trifft auch auf das Gegenteil zu: Wenn das eigene Team ein Tor schiesst, das Stadion bebt und alle aufspringen, ist das ganze Leiden vergessen. Und da liegt wohl auch der Reiz: Je mehr man investiert – an Nerven, Stimme und Herzblut –, desto grösser ist der emotionale Pay-off.

Warum wir dranbleiben

Eine bittere Niederlage ist für ein echter Fan kein Grund abzuspringen, sondern eher einer dafür, sich noch stärker reinzuhängen. Doch warum eigentlich? Ein Blick in die Psychologie liefert einige Antworten, denn Fansein befriedigt gleich mehrere menschliche Grundbedürfnisse.

Da wäre zum Beispiel das Bedürfnis nach Zugehörigkeit. Menschen wollen Teil einer Gruppe sein, sich austauschen und sich verstanden fühlen. Fussball eignet sich dafür ideal. Wer mitfiebert, findet schnell Gleichgesinnte – auf der Arbeit, in der Schule oder im Stadion.

Mit der Zeit entstehen dann feste Rituale, wie Gesänge, Sitzplatzwahl und natürlich die obligatorischen Sprüche gegen den Erzrivalen. Die Fanliebe entwickelt sich so zu einem Stück Identität. Sie vermittelt zusätzlich auch eine gewisse Stabilität. Es gibt Routinen, Strukturen, wiederkehrende Highlights. Wenn sonst vieles unberechenbar ist, gibt das wichtigen Halt.

Und oft ist es auch einfach die Begeisterung für den Sport an sich. Ein Ball, zwei Tore, zwei Teams, es braucht nur wenig für ein Spiel. Viele Fans haben selbst einmal gespielt oder tun es heute noch. Wer Fussball nicht nur schaut, sondern auch selbst erlebt, kennt die Faszination aus erster Hand. Man verliebt sich ins Spiel – in die Taktik, die Spannung und die Geschichten, die der Fussball schreibt. Noch schöner natürlich, wenn es die des Lieblingsclubs sind.

Fazit: Bedingungslose Liebe

Ich sitze zwar nicht jeden Samstag im Stadion, aber ich verstehe, warum es andere tun – auch wenn ihr Team sie immer wieder enttäuscht. Denn ja, Gewinnen ist wichtig, aber Dazugehören ist wichtiger. Fussball bietet Gemeinschaft, Routine, Gesprächsstoff und natürlich jede Menge Emotionen.

Am Ende ist es mit der Fanliebe wie mit der romantischen Liebe: Man erlebt Höhen und Tiefen – und hält zusammen, in guten wie in schlechten Zeiten.

Quelle Titelbild: Unsplash | William Navarro

Eliane Lee

Marketing Manager Editorial Content

Ich liebe es, in andere Welten einzutauchen, sei es durch spannende Geschichten, mit Reisen in ferne Länder und Kulturen oder in meinem eigenen kleinen Garten – ich bin immer auf Entdeckungsreise. Und wenn es Zeit wird, die Seele baumeln zu lassen, findet ihr mich auf der Yogamatte oder mit einem guten Buch in der Hand.

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