Wie früh ist zu früh? Darf die Weihnachtsdeko schon im November einziehen?

Zimtduft im Oktober: Warum wir uns so leicht anstecken lassen

Manche freuen sich über das frühzeitige Funkeln und sehen darin einen willkommenen Stimmungsbooster. Andere empfinden es als stille Provokation, wenn schon im Oktober die erste Lichterkette leuchtet, während draussen noch die letzten Blätter fallen. Sicher ist: Entziehen kann man sich dem Zauber kaum. Selbst wer die Augen verdreht, nimmt am Bahnhof unweigerlich den Duft von gebrannten Mandeln wahr. Dass sich das Weihnachtsgefühl jedes Jahr früher einschleicht, ist kein Zufall. Der Handel weiss längst, wie stark Lichterketten und Zimtduft unsere Emotionen ansprechen. In den USA trägt dieser Trend seit Jahren den Namen «Christmas Creep», und auch hierzulande rücken Mailänderli und Glühweinduft mit jedem Jahr ein Stück näher an den Herbst.

Und ganz ehrlich: Auch ich ertappe mich dabei, bei der ersten Gelegenheit eine Packung Weihnachtsguetzli oder Bärentatzen mitzunehmen – einfach, weil das für mich zur dunkleren Jahreszeit gehört.

Warum frühe Deko glücklich macht

Psycholog:innen erklären den Reiz des frühen Schmückens mit dem Effekt der Vorfreude: Sobald wir Tannenzweige riechen oder die ersten Lichterketten sehen, schüttet unser Gehirn Dopamin aus – das «Glückshormon». Diese kleinen Glücksblitze hellen den trüben Spätherbst auf und erzeugen ein Gefühl von Geborgenheit, das besonders in den dunklen Monaten wohltuend ist. Rituale wie Kerzen anzünden, Sterne ans Fenster hängen oder den vertrauten Klängen von Weihnachtsliedern lauschen, signalisieren unserem Unterbewusstsein, dass etwas Schönes bevorsteht. Viele Menschen berichten, dass sie sich entspannter fühlen, wenn sie früh dekorieren. Indem sie das Fest stimmungsvoll einläuten, holen sie ein Stück Gelassenheit in eine Zeit, die sonst oft von Hektik geprägt ist. Früh zu schmücken, wird so weniger zu einem Konsumthema und mehr zu einer Form der Selbstfürsorge.

Und noch ein Fun Fact für alle Outdoor-Deko-Fans: Laut einer Studie im Journal of Environmental Psychology wirken Menschen, die ihr Haus sichtbar weihnachtlich schmücken, auf andere automatisch offener und sympathischer. Dabei ist ganz egal, ob sie tatsächlich die herzlichsten Gastgeber:innen der Nachbarschaft sind. Mit anderen Worten: Wer Lichterketten aufhängt, sorgt nicht nur zuhause für gemütliche Vibes, sondern strahlt auch nach aussen – im wahrsten Sinne des Wortes.

Der Moment, wenn Weihnachten einzieht

So gross die Lust auf funkelnde Lichter auch ist, der Zeitpunkt fürs Dekorieren ist oft eine Frage von Kultur, Tradition und persönlichen Gewohnheiten. In vielen Schweizer Regionen gilt der erste Advent als offizieller Startschuss. Erst wenn die erste Kerze brennt, dürfen Lichterketten, Sterne und Glanzstücke aus ihren Kisten befreit werden. Familien folgen dabei häufig festen Abläufen – vom Adventskranz über Fensterlichter bis hin zum Christbaum, der meist ganz zum Schluss seinen Platz bekommt. Andere sind da locker unterwegs und nutzen das Ende von Halloween, um Herbst- und Winterelemente fliessend ineinander übergehen zu lassen. Wieder andere warten bis nach Totensonntag, dem letzten Sonntag vor dem ersten Advent, bevor sie mit dem Schmücken beginnen.

Ich selbst gehöre übrigens auch eher zur geduldigen Sorte: So sehr ich das Schmücken liebe, lege ich erst Ende November richtig los. Vorher darf der Herbst noch seinen Moment haben, und dann kommt die Weihnachtsstimmung dafür mit voller Kraft.

Erlaubt ist, was Freude macht

Ob du deine Lichterkette gleich nach Halloween anschliesst oder geduldig auf den ersten Advent wartest – entscheidend ist, dass es sich richtig anfühlt. Weihnachten ist schliesslich mehr als ein Datum im Kalender. Wenn frühes Schmücken deine Vorfreude steigert, spricht nichts dagegen, die Kisten jetzt schon zu holen. Denn Vorfreude ist bekanntlich die schönste Freude, und Weihnachten kommt ohnehin schneller, als man denkt.

Wann wird bei dir die Weihnachtsdeko aus den Kisten geholt?

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