
Diese frühen Visionen gab es von unserem intelligenten Zuhause
In den 80ern träumte man vom Butler-Roboter, in den 90ern vom Kühlschrank, der eigenständig Milch bestellt, und in den 2000ern davon, jedes Gerät mit dem Internet zu verbinden. Heute, im Jahr 2025, ist manches davon Realität, anderes wirkt eher wie eine schräge Erinnerung an futuristische Werbespots. Wir werfen einen Blick zurück auf die kühnsten Visionen der letzten Jahrzehnte und prüfen, was davon tatsächlich in unseren Alltag eingezogen ist.
Als Hollywood das Smart Home erfand
Die Idee vom intelligenten Zuhause ist alles andere als neu. Schon lange träumte man von Häusern, die selbständig denken, handeln und das Leben leichter machen. Popkultur und Science-Fiction haben diese Fantasie weiter befeuert: Wer erinnert sich vielleicht an den Disney-Film «Smart House» aus dem Jahr 1999? Dort verwandelt sich das scheinbar perfekte digitale Heim in eine übergriffige Ersatzmutter – charmant, bis es unheimlich wird.
Noch düsterer malte es der Sci-Fi-Horrorfilm «Des Teufels Saat» (1977). Darin entwickelt ein Wissenschaftler einen hochintelligenten Computer, der irgendwann beschliesst, selbst die Kontrolle zu übernehmen, inklusive der Technik im ganzen Haus. Ein Szenario, das uns heute an Debatten über KI und «Smarthome gone wrong» erinnert.
Der Roboter-Butler
Er galt als ultimatives Symbol der Zukunft: der Roboter-Butler. Schon 1927 im Film «Metropolis» tauchten die ersten Maschinenmenschen auf. In den 60ern liessen dann Serien wie «The Jetsons» von Maschinen träumen, die nicht nur Anweisungen befolgen, sondern mitdenken, Smalltalk führen sowie kochen und putzen. Auch in den 80ern und 90ern nahm die Fantasie mit den Messeauftritten von Hondas ASIMO oder Sonys QRIO weiter Fahrt auf: laufend, händeschüttelnd und interagierend. Damals schien klar: In spätestens 20 Jahren hat jeder Haushalt einen eigenen Roboter im Smoking.
Die Realität sieht anders aus. Zwar sind wir technologisch näher dran denn je, doch der elegante Butler ist nicht eingezogen. Stattdessen übernehmen spezialisierte Helfer die Arbeit: smarte Staubsauger wie der Roomba, die eigenständig ihre Runden drehen, Mähroboter, die den Rasen kürzen, oder Serviceroboter, die im Hotel eine Wasserflasche aufs Zimmer bringen. Humanoide Roboter in jedem Zuhause scheitern bis heute an drei grossen Hürden: hohe Kosten, mangelnde Feinmotorik und dass viele Alltagsaufgaben schneller, günstiger und zuverlässiger von spezialisierten Geräten erledigt werden können. Heute arbeiten Unternehmen wie Tesla mit dem Optimus-Projekt oder Boston Dynamics mit ihrem Atlas an humanoiden Robotern, die immer geschmeidiger laufen, rennen oder heben können. Auch Agility Robotics zeigt Roboter, die in Fabriken mitarbeiten. Kurzum: Der Butler mit Smoking und Tablett in den eigenen vier Wänden bleibt im Moment Science-Fiction.
Der selbstbestellende Kühlschrank
Die 90er waren die Hochphase des Internet-Kühlschranks. Ein Gerät mit eingebauten Sensoren oder Kameras, das erkennt, wenn Produkte zu Neige gehen, und sie automatisch nachbestellt. Auf Messen wurden smarte Kühlschränke als Revolution gefeiert – mit Displays, Internetanschluss und Einkaufsliste auf Knopfdruck. LG brachte im Jahr 2000 mit dem «Internet Digital DIOS» den ersten Smart-Fridge auf den Markt.
Smarte Kühlschränke gibt es bis heute. Sie verwalten Einkaufslisten, zeigen Rezepte und lassen via Kamera den Kühlschrankinhalt checken. Und ja, theoretisch können sie auch eigenständig Lebensmittel nachbestellen, wenn sie mit den entsprechenden Diensten verbunden sind. Samsung arbeitet beispielsweise mit dem US-amerikanischen Unternehmen «Instacart», um in den USA und Kanada automatisch Bestellungen zu platzieren. Die meisten nutzen die Kamera jedoch eher, um im Supermarkt nachzusehen, ob noch Eier daheim sind. Der grosse Wurf ist also ausgeblieben.
Das vollvernetzte Haus
Stell dir vor: Ein Knopfdruck und das ganze Haus reagiert im Zusammenspiel. Heizung hoch, Jalousien runter, Licht dimmt sich, Kaffee läuft. Zukunftsforscher:innen der 80er und 90er sahen das Bild eines perfekt vernetzten «Smart Homes» voraus. Mit dem Internet der Dinge (IoT) wurde die Vision in den 2000ern greifbarer denn je.
Die Realität: Viele Bausteine existieren – smarte Glühbirnen, Heizungssteuerungen, Steckdosen, Staubsaugerroboter und Sprachassistenten. Aber das «vollständig smarte Haus», in dem wirklich alle Geräte perfekt miteinander harmonieren, existiert nur höchst selten. Gründe dafür sind die Kosten, die Komplexität und manchmal auch schlicht die Frage: «Brauche ich das wirklich?»
Von Star Trek bis Alexa
In den späten 80ern, 90ern und frühen 2000ern war das sprechende Haus ein Fixpunkt futuristischer Filme und Ausstellungen. Die Vorstellung: Dein Zuhause spricht mit dir, erinnert dich an Termine, warnt dich vor Regen und schlägt Rezepte vor. Ein elektronischer Mitbewohner, der dir immer zur Seite steht – nicht wie ein nüchterner Computer, sondern ein echter Assistent. Wer «Star Trek: The Next Generation» gesehen hat, erinnert sich vielleicht an das LCARS-System (Library Computer Access and Retrieval System). Die Crew steuerte das Raumschiff und Computersystem per natürlicher Sprache, ohne Tastatur oder Maus – damals revolutionär. Einfach sprechen, und die Technik machte, was man wollte. Auch im Marvel-Universum wurde diese Vision populär: Tony Starks J.A.R.V.I.S. ist im Grunde der ultimative smarte Butler: ein Sprachassistent, der nicht nur Befehle ausführt, sondern mitdenkt, Ratschläge gibt und fast schon Persönlichkeit hat. Ein Traum, der erstaunlich nah an dem liegt, was unsere heutigen Systeme versprechen. Virtuelle Assistenten wie Alexa, Siri oder Google Assistant funktionieren nach einem ähnlichen Prinzip. Sie reagieren auf Sprachbefehle, beantworten Fragen, spielen Musik ab, steuern das Licht oder erstellen Einkaufslisten. In vielen Haushalten sind sie heute so selbstverständlich wie der Toaster. Ihre Stärke liegt in der Einfachheit: Man muss nichts tippen und keine Schalter suchen.
Der erste Schritt zum interaktiven Zuhause ist also bereits gemacht. Vielleicht dauert es noch, bis wir ein echtes LCARS-System im Wohnzimmer haben, das uns wie ein Crewmitglied durch den Alltag begleitet. Aber Hand aufs Herz: Schon jetzt ist es ziemlich futuristisch, wenn uns das Wohnzimmerlicht gehorcht, nur weil wir ein Wort sagen.
Biometrische Daten als Hausschlüssel
Schlüssel verlegt, Code vergessen, Karte im falschen Portemonnaie – wer kennt es nicht? In vielen Filmen und Büchern hatte man schon lange eine Lösung parat: Iris-Check oder Stimmerkennung, und schon öffnen sich die Türen. Futuristisch, elegant und vor allem: schlüsselfrei.
Das ist heute keine reine Vision mehr. Biometrische Zugangssysteme gibt es längst mit Fingerabdruck-Scannern an Haustüren, Gesichtserkennung bei smarten Schlössern oder sogar Systeme, die sich an deiner Stimme orientieren. Der grosse Vorteil: Biometrische Merkmale sind einzigartig und schwer zu fälschen, was sie sicherer macht als klassische Schlüssel oder PIN-Codes. Natürlich bringt das Ganze auch Diskussionen mit sich. Will man wirklich, dass die Haustür die eigenen Daten speichert? Und was passiert, wenn der Fingerabdruck-Scanner bei kalten Fingern streikt? Der Fakt ist und bleibt jedoch, dass biometrische Systeme zunehmend den Alltag erobern – im Banking, der Medizin und eben auch unsere Wohnungen. Und mal ehrlich: Ein Hausschlüssel, den man nie mehr verlieren kann, klingt schon ziemlich verlockend 😉
Die Erschaffung neuer Welten
Schon in den 1930er-Jahren tauchte die Idee virtueller Welten in Geschichten wie Stanley Weinbaums «Pygmalions Brille» auf. Darin erfindet ein Professor eine Brille, die ihrem Träger eine künstliche Realität eröffnet – komplett mit Sehen, Hören, Schmecken, Riechen und Tasten. Jahrzehnte später wurde das Konzept richtig bekannt durch Star Trek: Die Serie führte das legendäre Holodeck ein. Das ist ein Raum, in dem die Crew alles erleben konnte, was sie sich vorstellten. Die Simulationen wirkten so real, dass Grenzen zwischen Fantasie und Wirklichkeit verschwammen.
Mit unseren Virtual-Reality-Brillen und Controllern sind wir heute zwar nicht ganz so weit, aber deutlich näher dran. Headsets wie Meta Quest, HTC Vive oder PlayStation VR holen uns mitten ins Geschehen. Gaming ist dabei das naheliegendste Feld – aber längst nicht das einzige. Medizinstudierende üben Operationsszenarien, Feuerwehrleute trainieren Szenarien, die in der Realität zu riskant wären, und Schulen setzen VR ein, um Schüler:innen durch den Grand Canyon wandern zu lassen. Auch im Wohnzimmer hält VR Einzug mit virtuellen Fitness-Studios, 360-Grad-Filmen oder Konzerten. Die Technik bringt Unterhaltung immer näher an das, was Sci-Fi einst versprochen hat. Ganz vollständig ist die Illusion aber noch nicht: Fast 100 Jahre nach Weinbaums Vision fehlen uns immer noch Elemente wie Riechen, Schmecken oder echtes Fühlen. Doch der Weg dorthin ist längst eingeschlagen.
Reality-Check: Was hat es wirklich ins Jahr 2025 geschafft?
Viele Visionen sind Realität geworden – wenn auch anders als gedacht. Wir haben eine Menge Technik, die uns den Alltag erleichtert, ohne dass wir in einem Science-Fiction-Film wohnen müssen. Wer heute sein Zuhause smarter machen will, muss nicht auf die ferne Zukunft warten, man kann es jetzt einfach einrichten. Ob voll vernetzter Kühlschrank, sprechende Kaffeemaschine oder App-gesteuertes Licht – das Smart Home ist keine Vision mehr. Es ist die Gegenwart. Nur der Butler mit Smoking fehlt noch!
Quelle Titelbild: Unsplash | benceboros
Marketing Manager Editorial Content
Mit meiner Bucket List aus Kindheitstagen erkunde ich regelmässig neue Orte, Städte oder ganze Länder und geniesse es, die vielfältigen Facetten Europas zu entdecken. Neben meinen Abenteuern in der Ferne ist die Literatur meine grosse Leidenschaft, und ich liebe es, in fesselnde Geschichten und Welten einzutauchen. Wenn ich einmal nicht auf Reisen bin, findet man mich dabei, mit grosser Freude die neuesten Brunch-Spots in meiner Nähe auszuprobieren.
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