
Mit dem Velo um die Welt [Teil 1]
Alles zurücklassen und nur mit dem Velo, einem Zelt und bisschen Gepäck die Welt bereisen. Klingt verrückt – doch genau das machen Jason und Claudine seit fast einem Jahr. Auf ihrer Reise haben sie zahllose unvergessliche Momente erlebt, spannende Personen kennengelernt und schwierige Herausforderungen gemeistert. In vier Blogposts nehmen wir Dich mit auf ihre Reise.
Wir sind Jason und Claudine und beide zwischenzeitlich 30 Jahre alt. Claudine ist im Kanton Aargau aufgewachsen und hat in Luzern als Primarlehrerin ihren Abschluss gemacht. Ich, Jason, bin in Griechenland auf der Insel Kefalonia gross geworden. Meine Mutter ist Schweizerin, mein Vater Grieche. Mit 18 Jahren kam ich dann in die Schweiz, um in Brugg, Kanton Aargau, iCompetenz zu studieren.
In diesem Post geben wir Dir einen Überblick unserer wichtigsten Ausrüstung und einen kleinen Einblick über den Anfang unserer Reise – die Strecke führte uns von der Schweiz bis in den Iran. Wieso wir uns dafür entschieden haben, überhaupt eine Reise mit dem Velo zu machen, wie wir uns vorbereitet haben und was wir auf unserer Reise bereits gelernt haben, erfährst Du in diesem Video:
Unsere Ausrüstung
Auf einer Veloreise gibt man viel Sicherheit auf. Vom einen Tag auf den anderen mussten wir uns von unserem warmen Zuhause und unseren festen Jobs trennen. Aufs Mal fehlt die finanzielle Sicherheit, der ständige Zugang zu Trinkwasser und all die kleinen Dinge, die für uns Schweizer so selbstverständlich sind. Die Vorstellung, all das zurückzulassen, machte uns zu Beginn Mühe. Deswegen haben wir viel zu viel eingepackt, um auf möglichst alles vorbereitet zu sein. Während der Reise mussten wir immer wieder Sachen zurückschicken, weil wir sie einfach nicht gebraucht haben – insgesamt waren es um die 15 Kilogramm!
Einiges erwies sich aber als äusserst nützlich:
Camping Kocher
Wir reisen mit einem Benzin Camping-Kocher der Marke MSR. Wir haben uns für diesen Kocher entschieden, weil man Benzin oder Diesel praktisch überall findet und weil er das Feuerverbot in gewissen Ländern nicht tangiert. Und die Gesichter der Tankwarte sind unbezahlbar, wenn wir mit dem Velo hinfahren und «einmal volltanken, bitte» sagen 😉
Campingstühle
Ja, Campingstühle. Es gibt jetzt sicher viele Fahrradreisende, die den Kopf schütteln. Zu schwer. Zu gross. Zu unnötig.
Doch für uns sind sie es allemal wert. Diesen kleinen, alltäglichen Luxus, am Abend nicht auf den Boden zu sitzen, gönnen wir uns gerne. Nach einem langen Tag im Sattel gibt es doch nichts besseres, als auf einem bequemen Campingstuhl ein Bierchen zu geniessen, oder?
Notizbuch
Eine Veloreise ist intensiv. Wir erleben jeden Tag unglaublich viel. All die Eindrücke, Gerüche und Geräusche, die wir mitkriegen – ein Tag auf dem Velo fühlt sich so intensiv an, wie eine ganze Woche im Alltagstrott zu Hause. Doch leider verfliegen die meisten Erinnerungen sehr schnell. Deswegen schreiben wir möglichst alles auf, was wir erlebt haben.
Thermosflaschen
Zu Beginn hatten wir einfache Wasserflaschen dabei. Keine Thermosflaschen. Doch das Wasser wärmte sich in unseren Flaschen sehr schnell auf. Und im Sommer bei 40 Grad gibt es fast nichts Besseres, als kühles Wasser zu trinken. (Ausser vielleicht die Campingstühle am Abend 😉)
Unterdessen haben wir alle Flaschen durch Thermosflaschen ersetzt. Das hat sich auch im Winter bewährt – nichts geht über warmen Tee bei eisigen Temperaturen.
Diese Länder haben wir unterdessen bereist
Wir sind nun seit über neun Monaten unterwegs. In diesen Monaten ist viel passiert. Gerne nehmen wir Dich mit auf die Route von der Schweiz bis in den Iran. Wir unterteilen diese Route gedanklich gerne in drei Etappen.
Erste Etappe – Home to Home
Wir starteten unsere Reise am 10. Juli 2021 – damals noch als komplette Anfänger. Der erste Abschnitt führte uns von Claudines Elternhaus im Aargau zu meinem Elternhaus in Griechenland. Knapp 2'000 Kilometer legten wir zurück – über die Alpen und durch den Balkan.
Wir radelten über den Ofenpass, bestaunten Julias Balkon in Verona und schlenderten durch die verwinkelten Gassen in Venedig. Danach ging es ins traumhafte Slowenien, das wir leider viel zu schnell wieder verliessen. Anschliessend reisten wir an die Küste Kroatiens, die von Touristen überflutet war und die wir deswegen fluchtartig hinter uns liessen. Danach radelten wir nach Mostar in Bosnien und mussten uns eingestehen, wie wenig wir doch über dieses Land und dessen Bewohner wussten und wie sichtbar die grausamen Spuren des Krieges noch heute sind. In Bosnien erfuhren wir auch, wie sich eine Lebensmittelvergiftung anfühlt. Wir waren erstaunt, wie lange unsere Körper brauchten, um wieder voll leistungsfähig zu sein. Mitschuldig für die lange Genesung war sicher die körperliche Anstrengung durch die vielen Hügel und Berge von Montenegro, das wir wenige Tage nach der Lebensmittelvergiftung in Bosnien durchquerten.
Das letzte Land vor Griechenland war Albanien, dessen Hitze uns beinahe erschlug. Leider mussten wir die Reise durch dieses schöne Land mit der Fähre von Durrës nach Igoumenitsa etwas abkürzen. Es hätte uns sonst nicht gereicht, rechtzeitig zum Geburtstag meines Vaters in Kefalonia anzukommen.
Zweite Etappe – Durch Griechenland und die Türkei
Wir blieben fast einen Monat auf der Insel Kefalonia. Danach ging es schweren Herzens weiter. Wir mussten uns recht überwinden, die Komfortzone zu verlassen uns wieder in die Sättel zu hieven. Wie schön war es doch in Kefalonia. Nichtsdestotrotz waren wir Mitte September wieder unterwegs. Zunächst von Kefalonia über die Peleponnes nach Athen. Dort wollten wir mit der Fähre mehrere griechische Inseln besuchen und schlussendlich über den Seeweg in die Türkei einreisen. Doch Covid machte uns einen Strich durch die Rechnung: Der Seeweg war zu. Wir mussten über Nordgriechenland über den Landweg die Grenze passieren. Also hoch in den Norden an der Stadt Thessaloniki vorbei und in die Türkei. Schlussendlich erreichten wir Istanbul und befanden uns damit schon auf dem asiatischen Kontinent. Was für ein Gefühl!
Von Istanbul zog es uns weiter nach Kappadokien, wo wir die hunderten Ballone am Himmel und die erstaunlichen Felsformationen bewunderten. Danach ging es weiter Richtung Erzincan und Erzurum. In die bergige Osttürkei und in den Winter.
Dritte Etappe – Iran
Der Iran ist zwar nur ein einziges Land, aber dennoch eine ganze Etappe für sich. Fast drei Monate haben wir uns Zeit genommen, dieses grosse und wahnsinnig facettenreiche Land zu erkunden. Wir radelten über die türkische Grenze nach Tabriz und genossen dort eine Fahrt im Nachtzug nach Teheran. Absolut empfehlenswert! Von der hektischen Hauptstadt reisten wir weiter nach Kashan und dann nach Esfahan, wo wir Weihnachten feierten. Anschliessend radelten wir durch die Wüste über Yazd, Shiraz bis nach Bushehr an den Persischen Golf. Nach den harten, eisigen Wochen empfing uns in Bushehr endlich wieder sommerliche Wärme. Danach fuhren wir der Küste entlang und erreichten bei Kilometer 7'500 unserer Reise den Hafen von Bandar Lengeh. Am 20. Februar nahmen wir dann die Fähre nach Dubai.
Was erwartet Dich im nächsten Post?
Seit Beginn unserer Reise leben wir ein anderes Leben. Jeder Tag beglückt uns mit neuen, grossartigen Erlebnissen. Doch so anders unser Leben jetzt ist – auch auf der Reise entwickelt sich ein Alltag. Wie sieht der aus? Gerne verraten wir Dir das im nächsten Post, der am Dienstag, 24. Mai erscheinen wird. In der Zwischenzeit kannst Du uns auf Instagram @monopedalia folgen, wo wir regelmässig Bilder unserer Reise posten.
Warst Du selbst schon auf einer Veloreise? Verrate uns, was das Schönste war, das Du erlebt hast!

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