
Zwei echte Elefanten und ein Abschied – Mit dem Velo um die Welt [Teil 4]
Auf ihrer Velo-Weltreise haben Claudine und Jason schon viel gelernt. Botswana beispielsweise lehrte sie: Fächert ein Elefant mit den Ohren, droht er mit einem Angriff. Legt er die Ohren an den Kopf und senkt diesen, wird es ernst. In diesem letzten Post erzählen die beiden, was ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist – und wohin die Reise noch gehen könnte.
Botswana ist das 18. Land unserer Weltreise – unglaublich, was wir seit dem 10. Juli 2021 alles erlebt haben. Zeit also, zurückzublicken auf ein paar kurlige, unerwartete und lehrreiche Lektionen. Doch bevor wir das tun, wollen wir euch Botswana noch etwas näherbringen.
Pure Wildnis in Botswana
Flach, sandig, windig. Savanne, soweit das Auge reicht. Kilometerlange Einsamkeit – kein Mensch, dafür umso mehr Wildtiere. Und: Wunderschöne, rote Sonnenuntergänge. Botswana ist ein Land, wie wir uns Afrika in unseren schönsten Träumen ausgemalt haben. Doch bekanntlich sagen Bilder mehr als tausend Worte:
Die ersten 300 Kilometer haben uns von Kazungula nach Nata geführt – dem Elefantenhighway, wie man ihn auch nennt. Und tatsächlich. Immer wieder treffen wir hier diese sanften, grauen Riesen an. Ein Zusammentreffen, das jeweils von einer Mischung aus Freude und Bewunderung, aber auch von Ehrfurcht und Vorsicht geprägt ist.
Einen Elefanten verärgern, das wollen wir bestimmt nicht. Wir halten Abstand und beobachten aufmerksam die Ohren und die Kopfhaltung des Elefanten. Ein ruckartiges Fächern mit den Ohren kommt einer Warnung gleich. Er signalisiert einen Scheinangriff. Legt er jedoch die Ohren an den Kopf und senkt diesen, dann ist es keine Warnung mehr. Dann ist es ein echter Angriff.
Bisher verstehen wir uns jedoch ausgesprochen gut mit den Elefanten und bekommen lediglich neugierige Blicke zugeworfen. Weder fächernde noch angelegte Ohren gibt es bisher zu verzeichnen.
Neben Elefanten sehen wir auch viele Steinböckchen, Kulus, sowie verschiedene Vögel. Auch soll es hier viele Löwen geben. Die haben wir jedoch auf dem Velo noch nicht zu Gesicht bekommen. Dafür aber bei einer Safarifahrt im Chobe Nationalpark.
Während wir diese Zeilen schreiben, befinden wir uns in einem Camp, das um ein Wasserloch gebaut worden ist. Weil es das letzte Wasserloch in Richtung Süden ist, tummeln sich hier am Abend und während der Nacht zahlreiche Elefanten. Wir zählen teilweise bis zu 25 Stück gleichzeitig – aus nächster Nähe. Teilweise stehen die Riesen nur knappe drei Meter von uns entfernt, wenn sie am Wasserloch ihren Durst stillen. Wir werden zwei Nächte hierbleiben. Dieses Naturschauspiel lässt uns nicht einfach so weiterfahren. Am liebsten würden wir noch viel länger bleiben.
Okay – jetzt, da wir dir Botswana etwas näherbringen konnten, sind wir bereit für ein paar lehrreiche Rückblicke.
Von Visas, Grenzübergängen und Schmiergeld
Mit dem Schweizerpass geniessen wir im Grunde sehr grosse Reisefreiheit. Doch es hat einige Situationen gegeben, in denen wir kreativ und geduldig sein mussten, um über die Grenze zu gelangen.
Zum Beispiel in Malawi, ebenfalls ein Afrikanisches Land. Beim Beantragen des E-Visums wurden wir nach einer Hotel-Buchungsbestätigung und einem Einladungsschreiben gefragt. Keines von beidem hatten wir. Deswegen schrieben wir kurzerhand unsere eigene Einladung, fotografierten die Seite und luden sie beim Formular hoch. Und siehe da, nach Tagen des bangen Wartens und keinerlei Reaktion seitens der malawischen Immigrationsbehörde wurde unser Antrag bewilligt.
Übrigens, wir bezahlen konsequent kein Schmiergeld. Unser grösster Vorteil ist die Zeit. Von der haben wir glücklicherweise zur Genüge – und notfalls haben wir noch das Zelt, Essen und Trinken dabei. Mit einem guten Buch können wir jede Schicht eines Grenzbeamten aussitzen.
Das war an der malawischen Grenze ebenfalls der Fall, als wir nach Stunden des Wartens ins Büro des «Big Boss» geschickt wurden, um «ihm für seine Arbeit zu danken». Wir taten wie geheissen: Wir spazierten in sein Büro, schüttelten ihm die Hand, bedankten uns für seine getätigte Arbeit und setzten uns dann wieder für weitere zwei Stunden in den Warteraum. Am Ende des Tages hatten wir alle drei benötigten Stempel – Schmiergeldfrei.
Die grösste Gefahr auf Reisen
Wilde Tiere, kriminelle Menschen oder beissende Kälte – vor keinem der Dinge, von denen wir gedacht hätten, sie wären eine grosse Gefahr, mussten wir uns bislang fürchten. Nicht einmal die Fahrt durch den Queen Elisabeth National Park mit seinen Nilpferden, Elefanten und Löwen bescherte uns eine brenzlige Situation.
Viel Gefährlicher ist der Verkehr.
Besonders kritisch war die Fahrt aus der 15-Millionen-Metropole Istanbul. Und zwar mussten wir diesen Abschnitt auf einer Schnellstrasse bewältigen – ohne Pannenstreifen und ohne Ausweichmöglichkeiten, während an uns Autos und Lastwagen mit 100 km/h vorbeibrausten. Als Übernachtungsplatz diente ein öffentlicher Park neben der Schnellstrasse. Nicht gerade das idyllischste Örtchen.
Das war sicherlich nicht unsere beste Planungsarbeit. Hätten wir doch diese Situation mit einer Bootsfahrt aus Istanbul raus leicht verhindern können. Aber hey: Man lernt auf so einer Reise eben immer dazu.
Heute bitten wir viel mehr Einheimische um Rat oder fragen in Foren andere Velofahrerinnen und Velofahrer nach Routentipps. Grosse Städte umfahren wir mehrheitlich. Wenn es sich trotzdem nicht vermeiden lässt, auf einer Strasse mit viel Verkehr oder Tunnels unterwegs zu sein, dann heisst es: Helm und Leuchtweste montieren.
Heimweh
Dieses immer wiederkehrende, lähmende Gefühl haben wir auf unserer Reise gut kennengelernt. Wir vermissen unsere Familien, unsere Freunde und – in Afrika besonders – das Essen. Versteht uns nicht falsch, wir finden überall etwas zu essen. Meistens Reis, Bohnen, Gemüse und – wenn wir etwas Action für den Magendarmtrakt riskieren wollen – Huhn oder Rind. Doch es fehlt die Gewürzvariation. Das Geniessen des Essens. Und ganz besonders: Es fehlt der Käse. Ein Stück Gruyère oder gar ein Fondue, Raclette, Älplermagronen.
Schon der Gedanke daran lässt uns unserem Ziel der Reise, Kapstadt, etwas schneller entgegen strampeln.
Ausblick
Spätestens Mitte September müssen wir Kapstadt erreicht haben. Denn dann kommen uns Claudines Schwester samt Freund dort besuchen. Zusammen werden wir in einem Mietauto das westliche Südafrika erkunden: Stellenbosch mit seinen leckeren Weinen, Hermanus mit dem Walfestival, Mossel Bay und die Garden Route und natürlich Kapstadt selbst stehen auf dem Programm. Die Fahrräder werden dann eine kleine Pause haben.
Anfang bis Mitte Oktober geht es für uns zurück nach Europa. Wohin wir fliegen, wissen wir noch nicht genau. Wir werden es in den nächsten Tagen entscheiden. Grosser Favorit ist bei uns im Moment Barcelona. Doch das kann sich noch ändern. Was wir mit Sicherheit wissen: Wir wollen nicht direkt nach Zürich fliegen. Nach so einer langen und intensiven Fahrradreise möchten wir die Schweizergrenze auf dem Velo rollend überqueren und mit den Grenzwächtern einen kurzen Schwatz halten.
Wenn alles klappt, werden wir am Samstag, 26. November in Aarau ankommen. Wir können es kaum erwarten, unsere Freunde und Familien wiederzusehen und natürlich ein feines Raclette oder Fondue zu verspeisen 😉
Das war der letzte Teil
Hat dir dieser Artikel gefallen? Dann lies doch unsere vorherigen drei Beiträge unserer Velo-Weltreise. Dort berichten wir vom Beginn unserer Reise, der uns von der Schweiz bis in den Iran geführt hat. In Teil zwei verraten wir, weswegen wir uns im Kongo wie zwei Rosa Elefanten gefühlt haben. Und im dritten Beitrag nehmen wir dich mit auf einen besonders hartnäckigen Streckenabschnitt, der von Kälte und sieben Platten gezeichnet war.
Und wenn du uns weiter auf unserer Reise begleiten willst, dann folge uns doch auf Instagram @monopedalia – wir freuen uns über jeden neuen Follower!

Mit dem Velo um die Welt [Teil 1]
Alles zurücklassen und nur mit dem Velo, einem Zelt und bisschen Gepäck die Welt bereisen. Klingt verrückt – doch genau das machen Jason und Claudine seit fast einem Jahr. Auf ihrer Reise haben sie zahllose unvergessliche Momente erlebt, spannende Personen kennengelernt und schwierige Herausforderungen gemeistert. In vier Blogposts nehmen wir Dich mit auf ihre Reise.
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