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Was macht ein Superfood eigentlich super?

08.07.2025

Kurkuma, Matcha, Chiasamen, Avocado oder Kombucha – Superfoods sind (im wahrsten Sinne) in aller Munde. Höchste Zeit, genauer hinzuschauen: Wie wird ein Lebensmittel eigentlich zum Superfood? Wie gesund sind sie wirklich – und können einheimische Alternativen mit den exotischen Trendprodukten mithalten?

Zum Frühstück ein Porridge mit Chiasamen, mittags die Avocado-Bowl, zwischendurch ein Smoothie mit Açai-Pulver – wer so isst, muss ja förmlich vor Gesundheit strotzen, oder? Die nährstoffreichen Exoten gelten als kleine Gesundheitswunder. Schlankmacher, Anti-Aging-Mittel und Entzündungshemmer – ihnen werden viele Wirkungen zugeschrieben. Kein Wunder also, dass sie so beliebt sind. Doch was steckt hinter dem Hype?

Superfood – was ist das überhaupt?

So eindrucksvoll der Begriff auch klingt, eine offizielle Definition gibt es nicht. «Superfood» ist rechtlich nicht geschützt und wird in der Lebensmittelindustrie gerne genutzt, um die gesundheitlichen Vorteile eines Produkts hervorzuheben.

Ganz allgemein bezeichnet der Begriff Lebensmittel mit einem besonders hohen Gehalt an Vitaminen, Mineralstoffen, sekundären Pflanzenstoffen und Antioxidantien. Meist sind es exotische Pflanzen, die als Superfood gefeiert werden: Açai-Beeren aus dem Amazonas, Goji-Beeren aus China, Quinoa aus den Anden oder Matcha aus Japan. Doch auch einheimische Alternativen rücken zunehmend ins Rampenlicht.

Im Supermarkt begegnet dir Superfood in allen möglichen Formen: als ganze Frucht, getrocknet, als Pulver, in Kapseln oder als Zutat in Müesli, Brot oder Smoothies.

Das Supermarketing hinter Superfood

Der Begriff «Superfood» mag wissenschaftlich wenig greifbar sein, doch er erlebt seit einigen Jahren einen rasanten Aufstieg – dank cleverem Marketing und dem Wunsch nach gesunder Ernährung. Lifestyle-Magazine, Foodblogs und Social Media machen die trendigen Lebensmittel gross. Erinnerst du dich etwa noch an den Kale-Hype? Eine Zeit lang war das grüne Blattgemüse aus Smoothies, Bowls, Salaten und Co. nicht mehr wegzudenken. Sogar als gesunde Alternative zu Chips wurde es gefeiert. Dass der Hype inzwischen abgeklungen ist, zeigt: Vieles davon hatte wohl eher mit Marketing als mit der tatsächlichen Wirkung von Kale zu tun.

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Mit etwas Olivenöl und Salz wird aus Federkohl eine gesunde Chips-Alternative. Quelle: Unsplash | Ronit Shaked

Die Geschichte hinter einem neuen Superfood folgt oft dem gleichen Muster: Ein exotisches Lebensmittel wird bei uns eingeführt und – um Aufmerksamkeit zu generieren – mit einer Marketing-Story aufgeladen. Dabei spielt auch der sogenannte Halo-Effekt eine Rolle. Gilt ein Superfood beispielsweise als besonders vitaminreich, werden ihm automatisch weitere positive Eigenschaften zugeschrieben – selbst wenn es diese gar nicht besitzt. Gerne glauben wir daran, solange es schmeckt: Wer Bio-Chips kauft, isst davon mitunter mehr, weil sie «gesünder» erscheinen.

Für den Superfood-Stempel und die damit verknüpfte gesunde Wirkung greifen viele gerne tiefer in die Tasche. Aber lässt sich der hohe Preis mit der Wirkung rechtfertigen?

Wie gesund ist Superfood wirklich?

Die Versprechen sind zahlreich – die wissenschaftliche Beweislage jedoch eher dünn. Zwar enthalten viele Superfoods nachweislich gesunde Inhaltsstoffe, doch viele der beworbenen Effekte sind nicht eindeutig belegt.

Fakt ist: Superfoods liefern oft wertvolle Proteine, Ballaststoffe, Vitamine und Mineralstoffe. Goji-Beeren punkten beispielsweise mit Vitamin C, Avocados liefern gesunde Fette und Folsäure, Chiasamen versorgen uns mit pflanzlichen Proteinen. Doch das ist kein Alleinstellungsmerkmal: Viele ganz normale Lebensmittel bieten ähnliche Nährstoffprofile – nur ohne den Superfood-Stempel.

Konkret heisst das: Superfoods können, müssen aber nicht Teil einer gesunden Ernährung sein. Entscheidend ist die Ernährung als Ganzes. Wer hauptsächlich Fertigpizza isst und Softdrinks trinkt, kann das nicht mit einem Löffel Spirulina-Pulver und ein paar Chiasamen ausgleichen.

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Beliebtes Superfood-Rezept: der Chia-Pudding. Quelle: Unsplash | Maryam Sicard

Hinzu kommt: Superfoods sind nicht immer ohne Nebenwirkungen. Wer zu wenig trinkt und Chiasamen nicht quellen lässt, riskiert Bauchschmerzen. Açai-Beeren enthalten Mangan, das in grossen Mengen die Eisenaufnahme hemmt – vor allem in konzentrierter Form, etwa als Pulver oder Kapsel. Bei Nahrungsergänzungsmitteln schwankt der Gehalt an Wirkstoffen stark je nach Produkt, Rezeptur und Herkunft. Besondere Vorsicht gilt auch in Kombination mit Medikamenten, da Wechselwirkungen auftreten können.

Superfood mit Beigeschmack

Viele Superfoods stammen aus weit entfernten Regionen, in denen oft andere Anbau- und Produktionsstandards gelten. Das kann Folgen haben: Manche Produkte sind mit Schwermetallen, Pestiziden oder Bakterien belastet. Und um die langen Transportwege zu überstehen, werden viele Superfoods unreif geerntet und mit Konservierungsmitteln haltbar gemacht. Das beeinträchtigt nicht nur Geschmack und Frische – auch wertvolle Inhaltsstoffe gehen dabei verloren.

Auch aus ökologischer Sicht hat der Trend seine Schattenseiten. Die langen Transportwege belasten die Umwelt, und auch der Anbau selbst ist oft alles andere als nachhaltig. Viele Superfoods benötigen grosse Mengen Wasser und Energie. In einigen Regionen werden sogar Wälder gerodet, um neue Anbauflächen zu schaffen.

Die steigende Nachfrage bei uns in der Schweiz bringt in den Anbauländern neben ökologischen auch gesundheitliche und soziale Probleme mit sich; zum Beispiel durch den starken Einsatz von Pestiziden oder schlechte Arbeitsbedingungen mit tiefen Löhnen.

Eine mögliche Lösung: öfter auf einheimische Superfoods setzen. Sie sind oft ebenso gesund, aber deutlich nachhaltiger.

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Heimische Brombeeren: Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute so nah liegt? Quelle: Unsplash | Annie Spratt

Lokal statt global

Viele heimische Obst- und Gemüsesorten, Getreide, Hülsenfrüchte oder Kräuter können locker mit den exotischen Superfoods mithalten. Hier eine kleine Auswahl:

  • Brombeeren sind eine gute Alternative zu Goji-Beeren Sie sind reich an Beta-Carotin und enthalten jede Menge Vitamin C.
  • Schwarze Johannisbeeren übertreffen viele Exoten, wenn es um Vitamin C geht. Eine echte Vitaminbombe.
  • Leinsamen liefern pflanzliches Protein und wertvolle Omega-3-Fettsäuren. Sie sind deshalb eine heimische Alternative für Chiasamen.
  • Hirse gehört zu den ältesten Kulturpflanzen und ist zu Unrecht in Vergessenheit geraten. Sie versorgt uns mit Proteinen, Ballaststoffen, Vitaminen und Mineralstoffen.
  • Hafer bringt ebenfalls viele Proteine, Ballaststoffe und Mikronährstoffe mit und ist damit eine tolle regionale Alternative für Quinoa.
  • Hagebutten zählen zu den vitaminreichsten heimischen Früchten. Sie enthalten viel Vitamin C und gelten als antioxidativ und entzündungshemmend.
  • Petersilie ist vitaminreich und liefert Eisen sowie Zink. Ausserdem enthält das Kraut ätherische Öle, denen viele gesundheitsfördernde Wirkungen zugesprochen werden.

Fazit: Super, aber mit Augenmass

Exotische Superfoods haben zweifellos ihren Reiz. Neue Geschmäcker, spannende Herkunftsgeschichten und tolle Bilder auf Social Media machen Lust aufs Ausprobieren – und oft schmecken sie auch richtig gut.

Doch Superfoods sind nicht automatisch gesünder als heimische Lebensmittel. Wer also bewusst geniessen will, kombiniert das Beste aus beiden Welten: ab und zu ein exotischer Kick, aber im Alltag lieber öfter zu saisonalem und regionalem Superfood greifen. Das schmeckt mindestens genauso lecker.

Superfood entdecken

Quelle Titelbild: Unsplash | Maryam Sicard

Eliane Lee

Content Marketing Manager

Ich liebe es, in andere Welten einzutauchen, sei es durch spannende Geschichten, mit Reisen in ferne Länder und Kulturen oder in meinem eigenen kleinen Garten – ich bin immer auf Entdeckungsreise. Und wenn es Zeit wird, die Seele baumeln zu lassen, findet ihr mich auf der Yogamatte oder mit einem guten Buch in der Hand.

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