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Matcha: Schön, gesund und schrecklich im Geschmack?

28.04.2025

Nach meinem ersten Schluck stand für mich fest: Matcha schmeckt nicht. Doch warum ist er so beliebt? Ein Blick auf ein Getränk, das kaum jemand wegen des Geschmacks trinkt, aber trotzdem alle auf Social Media posten.

Kurz und knapp

  • Matcha ist gemahlener Grüntee und gilt als Superfood mit Koffein und Antioxidantien.
  • Geschmacklich überzeugt Matcha nicht alle – oft wird er als bitter und grasig beschrieben.
  • Auf Social Media und in hippen Cafés ist der gemahlene Grüntee omnipräsent.
  • Matcha ist mittlerweile überall: im Getränk, im Dessert, an der Wand oder auf den Fingernägeln.
  • Das grüne Pulver ist zum Symbol geworden für Achtsamkeit, Ästhetik und Wellness.

Kaum ein Getränk hat in den letzten Jahren einen ähnlichen Aufstieg hingelegt wie Matcha. Das leuchtend grüne Pulver aus gemahlenem Grüntee gilt als Wachmacher, Anti-Stress-Mittel und Detox-Wunder. Gesundheitsbewusste schwören darauf, Wellness-Influencer*innen sowieso, und auch in den hippen Cafés gehört Matcha längst zu den Stammgästen auf der Getränkekarte.

Zeit also, das Ganze selbst auszuprobieren. Ich bestelle einen Matcha Latte und tatsächlich sieht das Getränk vor mir wie ein Kunstwerk aus: samtig geschäumte Milch trifft auf sattgrünes Pulver. Doch dann der erste Schluck. Und wie soll ich sagen… Es schmeckt bitter, irgendwie grasig, auf jeden Fall gewöhnungsbedürftig.

Liegt es an mir? Oder haben wir kollektiv beschlossen, dass Geschmack überbewertet ist, solange das Getränk auf Instagram gut aussieht? Zeit, dem Matcha-Mysterium auf den Grund zu gehen.

Das grüne Gold: Was ist Matcha überhaupt?

Werfen wir zuerst einen Blick darauf, was es mit dem beliebten grünen Pulver eigentlich auf sich hat. Der Begriff «Matcha» stammt aus dem Japanischen und bedeutet wörtlich übersetzt «gemahlener Tee». Eine treffende Bezeichnung, denn für Matcha werden junge Grünteeblätter gewonnen, gedämpft, getrocknet und anschliessend zu feinem Pulver gemahlen.

Das unterscheidet Matcha auch vom klassischen Grüntee: Während du bei Letzterem die Blätter nur ziehen lässt, schlägst du für den Matcha-Tee die gemahlenen Blätter direkt im heissen Wasser auf – am besten mit einem speziellen Bambusbesen. So landet das ganze Teeblatt in der Tasse, was im Vergleich zum klassischen Grüntee nicht nur für einen höheren Koffeingehalt sorgt, sondern auch für eine geballte Ladung an Antioxidantien, Chlorophyll und der Aminosäure L-Theanin. Und diese Inhaltsstoffe sollen Wunder wirken; so zumindest das Versprechen.

Matcha gilt als Superfood. Er soll entgiften, Entzündungen hemmen, Stress lindern und sowieso fast alles besser machen. Zumindest auf dem Papier, denn die wissenschaftlichen Belege halten mit dem Hype nicht ganz mit: Das Grünteepulver ist bisher wenig untersucht und seine Wirkung entsprechend kaum wissenschaftlich belegt. Aussagen, wonach Matcha Alzheimer und Krebs vorbeugt oder zum Abnehmerfolg verhilft, solltest du mit einer gesunden Portion Skepsis begegnen. Eins ist allerdings (ziemlich) sicher: Matcha macht munter – dem Koffein sei Dank.

Einen weiteren Haken gibt es: Matcha ist kein lebensmittelrechtlich geschützter Begriff, was zu grossen Qualitätsunterschieden führt. Wer auf Qualität setzen will, muss genauer hinschauen – und bereit sein, für ein paar Gramm «grünes Gold» etwas tiefer in die Tasche zu greifen.

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Die gemahlenen Teeblätter werden mit einem Bambusbesen aufgeschlagen. Quelle: Unsplash | Monika Borys

Wenn Matcha zum Lifestyle wird

Was Matcha vielleicht an Geschmack fehlt, macht er locker mit seinem Image wett. Längst geht es beim grünen Pulver nicht nur um das, was in der Tasse steckt, sondern auch um das, was es ausstrahlt. Und ganz ehrlich: Das knallige Grün macht sich einfach gut auf Instagram.

Unter Hashtags wie #matcha oder #matcharecipe findest du unzählige Clips, in denen Matcha kunstvoll eingerührt wird – ob als Latte, Glacé oder Kuchenzutat. Diese Videos sind fast immer ästhetisch inszeniert und strahlen eine (gespielte?) Gelassenheit aus. Auch in Cafés wird Matcha zelebriert: perfekt aufgeschäumt, serviert in handgetöpferten Keramiktassen, am liebsten auf einem minimalistischen Holztablett mit Trockenblume.

Langsam, aber sicher dehnt sich der grüne Hype weiter in alle Lebensbereiche aus. Vom Tee zum Iced Latte bis hin zur Trendfarbe für Kleider, Fingernägel und Wohnung – Matcha ist überall. Die Nachfrage nach dem grünen Pulver ist so gross, dass Japan mit der Produktion kaum hinterherkommt.

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Überall Matcha: Das grüne Pulver ist auch eine beliebte Backzutat. Quelle: Unsplash | May Lawrence

Der Gruppenzwang des guten Lebens

Matcha vereint viele Aspekte, die gerade im Trend liegen: Nachhaltigkeit, natürliche Gesundheit, Jahrhunderte alte Tradition und ein Hauch fernöstlicher Weisheit. Nicht zu vergessen: eine ordentliche Portion Ästhetik.

Kein Wunder also, dass auch Stars und Influencer*innen das grüne Gold für sich entdeckt haben. Nicht zuletzt, weil das Getränk oft als Schönmacher mit Tiefgang vermarktet wird. Strahlende Haut, bessere Konzentration und innere Balance. Die Botschaft ist klar: Wer Matcha trinkt, hat nicht nur Geschmack, sondern lebt bewusst und achtsam.

Matcha ist also längst mehr als nur Tee, er steht für ein bestimmtes Lebensgefühl. Und vielleicht ist das genau der Grund, warum so viele darauf schwören: weil Matcha nach mehr schmeckt, als er tatsächlich ist. Sozusagen ein kleines Symbol des guten, achtsamen Lebens.

War's nur der falsche Matcha?

Nach meinem Deep Dive in die Matcha-Welt muss ich mir eingestehen: Vielleicht habe ich Matcha vorschnell verurteilt, oder ihm zumindest nicht die faire Chance gegeben, die er verdient. Denn: Matcha ist nicht gleich Matcha.

Viele Matcha-Fans schwören darauf, dass ein qualitativ hochwertiges Produkt, sogenannter zeremonieller Matcha, weniger bitter schmeckt, sondern sanft, cremig, leicht erdig und süsslich mit einem Hauch von umami. Der Unterschied mag also ähnlich sein wie von einem billigen Kochwein zu einem vollmundigen Pinot Noir.

Vielleicht geht's am Ende also doch nicht nur um Image, Schönheit und Achtsamkeit. Vielleicht schmeckt guter Matcha wirklich gut. Du musst ihn nur finden.

Matcha entdecken

    Quelle Titelbild: Unsplash | Katherine Chase

    Eliane Lee

    Content Marketing Manager

    Ich liebe es, in andere Welten einzutauchen, sei es durch spannende Geschichten, mit Reisen in ferne Länder und Kulturen oder in meinem eigenen kleinen Garten – ich bin immer auf Entdeckungsreise. Und wenn es Zeit wird, die Seele baumeln zu lassen, findet ihr mich auf der Yogamatte oder mit einem guten Buch in der Hand.

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