
Jetzt mal Klartext, Felix
Es ist höchste Zeit, dass wir uns zusammentun. Nicht aus Einsamkeit. Nicht aus Verzweiflung. Nein. Aus Weitsicht. Aus Strategie. Aus einem feinen Gespür für den gegenseitigen Nutzen. Denn ich habe Visionen, Felix – also hör mich an, mein Freund, und lass uns Nägel mit Krallen machen.
Es gibt einen triftigen Grund für diesen Brief, Felix. Triftig genug, um ihn mit der A-Post zu versenden. Aber bevor wir in die Einzelheiten eintauchen, gehen wir zurück zum Anfang dieser Geschichte. Zu der Wurzel aller Tragik. Zu dem Ursprung allen Elends. Zu – ja, mir kommen beinahe schon die Tränen – einem Magenknurren. Einer. Vollen. Stunde. Ohne. Futter. Und mal von Katze zu Katze … das ist kein Zustand, der uns zumutbar sein sollte.
Es sind harte Zeiten, Felix.
Ich sehe es lebhaft vor mir: Deine ungläubigen, mitleidigen Augen, während sie über diese Zeilen gleiten. Die Furcht, die über dein Gesicht zuckt, wenn du dich auch nur ansatzweise in meine Lage versetzt. Ja, ich kann es mir nur zu gut vorstellen. Aber sei unbesorgt. Wie schmeichelhaft das Mitgefühl eines Artgenossen auch ist – das Magenknurren war kein Ergebnis von Not, es war die Konsequenz einer reichen Auswahl. Wie soll ich sagen …
Ich hatte einfach tierische Lust auf einen Snack und konnte mich nicht entscheiden.
«Mach mal halblang», denkst du dir vielleicht.
Womöglich wirkt das alles etwas überspitzt (und ja, ich gebe zu, ich neige dezent zur Theatralik), aber lass es mich erklären.
Vor kurzem ist bei einem Schweizer Onlinehändler namens «Brack» eine Katze eingebrochen. Wie ein Schatten soll sie über die Regale des Lagers huschen; formlos, geschickt, unaufspürbar. Sie hat sich auf eine Art hineinmanövriert, wie es nur James Bond gleichkäme, und setzt seither einen Preis nach dem anderen herab. Ein wahres Genie. Ein Verstand, wie ihn die Welt nur einmal alle hundert Jahre erblickt. Und, nun, ich will ja nicht prahlen, aber … bei dieser Katze handelt es sich um niemand Geringeren als meine Wenigkeit.
Jedenfalls hatte ich schlau, wie ich bin, und wie ich damit weder Fuchs noch Mensch nachstehe, an alles gedacht. Wirklich an alles. Nur nicht unbedingt daran, dass sich so eine vielseitige Auswahl an Katzenfutter vor mir ausbreiten würde. In einfachen Worten:
Ich war geliefert.
Geliefert wie die Pakete in diesem Laden. Ich wusste schliesslich bereits, dass ich ein Opfer meines feinen Gaumens war. Das verlangte nach Vorsicht. Eine Feinschmeckerin wie ich kann solch zentrale Dinge nicht dem Zufall oder Glück überlassen. Denn seien wir mal ehrlich; ich und Glück? Damit beziehe ich mich nicht auf mein schwarzes Fell, nicht auf den Aberglauben, sondern darauf, dass ich und das Glück nie eine sonderlich gute Beziehung zueinander pflegten. Es meidet mich wie wir Katzen das Wasser, und wie ein Zweibeiner die Vernunft. Es ist mir schlichtweg nicht hold.
Bestimmt fragst du dich nun, wie ich mich schliesslich festlegen konnte. Und da kommst du ins Spiel.
Es war dein Gesichtsausdruck, Felix. Diese entspannte Zufriedenheit. Dieses Lächeln, das sagt: «Ich weiss, du willst, was ich habe – aber wirst du es auch bekommen?» Doch vielleicht nehme ich mir hier auch etwas zu viel Interpretationsfreiheit.
Du musst wissen; ich lächle nie aus Zufriedenheit. Ich lächle, wenn ich Chaos plane. Wenn irgendwo ein Glas auf der Tischkante steht oder ein Zweibeiner denkt, seine neuen Vorhänge wären sicher. Das ist mein Lächeln. Ein Lächeln der Überlegenheit, ein Lächeln der Selbstgefälligkeit. Aber Zufriedenheit? Diese majestätische Ruhe, die du ausstrahlst, Felix – du siehst aus, als hättest du alles Katzenfutter … äh, ich meine natürlich; alle Antworten auf die grossen Fragen des Katzenlebens inne.
Wie breit und hoch eine bequeme Kartonschachtel sein muss, zum Beispiel. Oder wo es gutes Futter gibt. Also habe ich probiert. Von deinem Futter, meine ich.
Und ich liebe alles daran.
Die Wahrheit ist … ich habe mich auf den ersten Bissen Blick verliebt. Nicht in dein makelloses Antlitz, sondern in das dahinter – das, was tief in dir steckt: dein Katzenfutter gutmütiges Wesen. Schliesslich sind es immer die inneren Werte, die zählen. Und der volle Magen. Vor allem der volle Magen. (Entschuldige bitte die kleinen Verschreiber.)
Ab da wusste ich, dass ich dich als Verbündeten gewinnen muss. Und auch wie.
Denn ich, geschätzter Felix, befinde mich aktuell mitten im Karton-Paradies, aka das Brack-Lager in Willisau. Abertausende Pakete. Gross und klein. Stapelweise. Du brauchst es gar nicht zu leugnen, mein Freund: Ich höre bis hierhin, wie das dein Herz höherschlagen lässt. Und glaub mir, bequem ist noch gar kein Ausdruck für die Dinger. Ich habe schon Betten gesehen, die könnten sich hier was abschauen.
Gut. So viel zu meiner Verhandlungsbasis.
Was ich dafür möchte? Nicht viel. Es ist wirklich eine Kleinigkeit – aber mir dafür umso wichtiger. Alles, was ich brauche, ist ein lebenslanger Vorrat von deinem köstlichen Nassfutter, knusprigen Trockenfutter, und natürlich von deinen heissbegehrten Snacks. Ein fairer Tausch, findest du nicht auch? Wir ergänzen uns einfach, Felix. Ich versorge dich mit Kartonschachteln (keine Sorge, wenn ich hier fertig bin, wird Brack sie mir freiwillig aushändigen), und du mich mit deinen Köstlichkeiten.
Ich lade dich nach Willisau ein.
Lassen wir uns in einem Karton auf den Förderbändern herumkutschieren und stossen wir mit einem deiner Liquid-Snacks an, während wir über unsere künftige Zusammenarbeit plaudern. Ich sehe es schon vor mir, Felix. Wir zwei – stilvoll, elegant, wie von uns gewohnt – gleiten in einer perfekt anliegenden Schachtel wie auf einem massgeschneiderten Thron durch das Lager in Willisau. Zwischen uns eine Packung Deli Moments mit Huhn, deren Inhalt mit jeder Sekunde zusehends schwindet.
Du, ich, Karton, und Katzenfutter. Das wär’s einfach, meinst du nicht auch?
Ohne dich wäre alles für die Katz.
Und das sage ich nicht nur, weil ich hinter deinem Katzenfutter her bin. Wenn auch hauptsächlich deshalb. Ich weiss, wir sind uns noch nie persönlich begegnet; haben bisher noch kein Wort gewechselt. Ich kenne dich als Abbild auf Katzenfutter-Verpackungen, und du hast wohl höchstens ein altes Fahndungsfoto von mir gesehen, oder schlimmer noch: Eins der Aufnahmen aus dem Lager, die mich leider nie von meiner bedrohlichsten Seite erwischen. Doch das macht nichts.
Alles, was ich von dir brauche, ist deine Zustimmung. Ein einfaches «Ja». Es wäre für mich wie der harmonische Klang einer sich öffnenden Dose, oder das verheissungsvolle Rascheln von Trockenfutter. Balsam für die Seele … und eine Einladung für den Magen.
Hochachtungsvoll, Blacky
Quelle Titelbild: brinkertlück
Hinweis: Dieser Beitrag wurde im Rahmen einer Zusammenarbeit mit dem Hersteller finanziert.
Katzensturz
Ich bin, wie ich bin. Lieb mich oder tu uns beiden einen Gefallen und lieb mich nicht. Halte mir aber ja hohe Preise vom Leib – ganz egal, wie gerechtfertigt sie sein sollen.
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