
Audio-Recording: Quickstart Guide für Streamer, Podcaster und Audiophile
Der Ton macht die Musik, aber das Aufnahmegerät definiert die Klangqualität. Egal ob Streaming, Journalismus oder Gamer:in mit eigenem YouTube-Kanal: Sie alle benötigen Tonaufnahme. Aber wie gelingt mir das qualitativ, hochwertig und passend für meinen Anwendungsfall? Wir werfen einen Blick auf die Theorie und drei praktische Beispiele.
Es werde Ton – die Audio-Theorie
Bevor wir in die verschiedenen Geräte einsteigen, lohnt sich ein kurzer Blick in die Theorie: Was nehmen wir genau auf und welche Faktoren beeinflussen die Qualität? Wenn ein Mensch spricht, schwingt die Stimme in einem Frequenzbereich ungefähr zwischen 85 und 1’100 Hertz (Tonhöhe und -tiefe). Entscheidend ist aber weniger die exakte Frequenzkurve als das Verhältnis von Stimme zum Umfeld. Normale Gespräche liegen meist bei 50 bis 65 Dezibel (Lautstärke), während leise Räume oft unter 40 Dezibel bleiben. Darum klingt die gleiche Stimme an einem Schreibtisch anders als im Wohnzimmer und wiederum verschieden zu einem halligen Raum. Mikrofone reagieren auf ihre Umgebung, wie z.B. Tastatur-Tippen oder Hintergrundgeräusche wie vorbeifahrende Autos. Das kann sich deutlicher auswirken als vielleicht zunächst angenommen. Persönlich habe ich bei Vollmembran-Mikrofonen bereits Strassenrauschen bemerkt, oder manchmal beim Streaming Klickgeräusche von Tastatur und Maus, die die Stimme stören. All diese Faktoren können neutralisiert werden, wenn ihr ein paar Tipps und Details zum Setup beachtet.
Aufnehmen, wo du willst: Der mobile Audio-Recorder
Audio-Recorder sind die wohl vielseitigste Option, wenn es darum geht, qualitativ brauchbare bis sehr gute Sprachaufnahmen unabhängig vom PC zu erstellen. Sie sind kompakt, portabel und jederzeit einsatzbereit. Im Journalismus sind sie Standardwerkzeug bei Interviews, doch auch für Streams und Content Creation können sie eine unerwartet facettenreiche Ergänzung sein.
Ein mobiler Recorder nimmt direkt auf eine Speicherkarte auf. Du brauchst keinen Laptop und keine Software im Hintergrund, was besonders unterwegs oder in spontanen Situationen hilft. Auch für Kommentierungen im Nachgang – etwa Let’s Plays, Reportageelemente oder Voiceovers – funktionieren Recorder hervorragend, weil du dich voll auf die Stimme konzentrieren kannst und keine Hintergrundprogramme stören.
Die Klangqualität hängt von der Bauweise des Geräts ab, grundsätzlich arbeiten Recorder aber sehr stabil:
- Pro: Gute bis hohe Sprachqualität je nach Modell, sofort einsatzbereit, mobil, unkompliziert.
- Con: Nicht ideal fürs Livestreaming, da der Recorder erst zum PC geführt werden muss; kein typischer Gaming-Workflow.
Modelle wie der Tascam DR-40X, der Zoom H1essential oder der Philips VoiceTracer DVT1160 sind solide Beispiele für verschiedene Preisbereiche. Sie unterscheiden sich in Mikrofonkapseln, Rauschverhalten und Bedienkonzepten. Wenn du viel unterwegs arbeitest, lohnt es sich, auf ein Modell mit etwas grösserem Gehäuse und stabilen Mikrofonarmen zu setzen, da die interne Mikrofonmechanik mehr Spielraum für gute Klangabbildung bietet.
Tipp: Arbeite nach Möglichkeit mit einem Fixpunkt. Ein Recorder, den du in der Hand hältst, klingt bei jeder Bewegung anders. Ein kleines Tischstativ oder eine feste Ablage bringt dir eine gleichmässige Aufnahmequalität, und das ist gerade bei Sprachaufnahmen Gold wert. Ich würde mit Störgeräuschen aufpassen, z.B. Lüftergeräuschen oder dem Kratzen am Gehäuse, wenn der Recorder in der Hand geführt wird.
Der Workflow ist simpel: Aufnehmen, die Datei auf den Rechner übertragen und schneiden. Für viele Content Creator ist das ein angenehm entschleunigter Prozess, weil man bewusst zwischen Aufnahme und Bearbeitung trennt. Gleichzeitig lassen sich Recorder gut mit anderen Setups kombinieren – etwa als Backup-Lösung oder als mobiles Zusatzmikrofon.
Brack-Empfehlung:
Der schnelle Einstieg: Gaming-Headsets für Streaming und Voiceover
Headsets sind für viele der erste Berührungspunkt mit Audio-Recording. Ihre einfache Bedienung und sofortige Funktionalität bieten eine Kombination aus Kopfhörer und Mikrofon, die besonders fürs Live-Streaming sehr attraktiv ist. Software wie OBS Studio, Nvidia Shadowplay oder sogar integrierte Tools wie jene in Konsolen erkennen Headsets automatisch, was den Einstieg besonders niedrigschwellig macht.
Ein Headset hat aber dieselben physikalischen Einschränkungen wie jedes All-in-One-Gerät: Die Mikrofonkapsel ist klein, der Abstand zur Stimme schwankt durch Kopfbewegungen und hochwertige Materialien lassen sich in einem kompakten Setup schwieriger unterbringen. Darum schwankt die Mikrofonqualität stark zwischen Modellen – und vereinzelt sogar zwischen individuellen Produktionschargen.
In der Praxis bietet ein gutes Headset dennoch einen bequemen Startpunkt:
- Pro: Plug & play, keine Zusatzhardware, ideal fürs Gaming und Streaming, kombiniert Monitoring und Aufnahme.
- Con: Mikrofonqualität meist mittelklassig, grosse qualitative Unterschiede je nach Preisbereich, Materialien wie z.B. Kunstleder nutzen sich in Folge eventuell schneller ab.
Modelle wie das Logitech G733, das HyperX Cloud Alpha Wireless oder das Beyerdynamic MMX 330 PRO zeigen gut, wie unterschiedlich Headsets gedacht sein können: von leicht und kabellos über gamingorientiert bis hin zu eher studiobetonter Stimmabbildung.
Headsets eignen sich besonders für Streams, bei denen viel Bewegung im Spiel ist oder bei denen das Mikrofon möglichst unauffällig sein soll. Für längere Talk-Formate, Podcasts oder Formate mit ruhigerer Stimme wirkt der Klang aber meist etwas schmaler und näher. Oft ist auch ein leichtes Grundrauschen wahrnehmbar, das zwar im Spiel nicht stört, aber bei klarer Speech-Produktion auffällt.
Praxistipp: Persönliche habe ich mit dem HyperX Cloud II über Jahre einen soliden Begleiter mit eigener integrierter Soundkarte inklusive Dolby Surround 7.1 erlebt, was bei Spielen Umgebungsgeräusche direktional korrekt wiedergibt. Neu verwende ich das Beyerdynamic Headset MMX 330 Pro, welches allerdings eine Soundkarte zum Anschluss benötigt. Ich empfand die Einstellung bei letzterem zeitaufwendiger, aber dafür ist die Soundqualität absolut lohnend. Die Vorteile liegen auf der Hand: Ein Headset mit Mikrofon liefert dir schnell ein solides All-in-One-Paket für diverse Anwendungsszenarien.
Mikrofonposition: Achte darauf, dass der Mikrofonarm stabil liegt und nicht ständig durch Berührungen seine Position wechselt – bei Headsets wirkt sich schon ein kleiner Abstand oder Winkelunterschied auf die Stimme merklich aus (z. B. mehr Hall oder dumpfer Klang).
Brack-Empfehlung zu Gaming-Headsets:
Für maximalen Klang: Mikrofon und Interface
Wer die eigene Stimme mit voller Dynamik, klarer Präsenz und möglichst wenig Rauschen aufnehmen möchte, landet fast zwangsläufig bei einem dedizierten Mikrofon und einem Audio-Interface. Diese Variante ermöglicht klangliche Bandbreite: von professionellen Podcasts bis hin zu hochwertigen Streams, Voiceovers, Tutorials oder sogar Gesangsaufnahmen.
Das Grundprinzip bleibt gleich: Das Mikrofon wandelt die Stimme in ein analoges Signal um, das Interface macht aus diesem Signal ein digitales, kontrollierbares Format, das der PC verarbeiten kann. In der Praxis bedeutet das: Du kannst Input-Pegel gezielt einstellen, Nebengeräusche dämpfen, Audio sauber abhören (Fachjargon: monitoren) und hast viel mehr Spielraum bei der Nachbearbeitung. Was hier noch beachtet werden sollte: Ein Headset als Abhörmonitor ist empfehlenswert, damit der wiedergegebene Klang keine Rückkopplung mit dem Mikrofon erzeugt.
USB-Mikrofone wie das Rode NT-USB Mini oder das HyperX QuadCast S sind eine gute Zwischenlösung. Sie integrieren das Interface direkt im Mikrofon, was den Aufwand reduziert. Allerdings bieten klassische XLR-Mikrofone kombiniert mit einem Interface wie dem Focusrite Scarlett Solo, dem Steinberg UR22C oder dem Behringer Xenyx 302 USB in der Regel die grössere Flexibilität und bessere Langzeitqualität. Wenn ihr mehr über Mikrofone lernen wollt, kann ich euch diese Übersicht empfehlen: Von A-Z: Übersicht der Mikrofonarten & Mikrofontypen.
Einige Mikrofonbeispiele:
- Dynamische Mikrofone (z. B. Shure SM58, SM7DB) sind robust, unempfindlich gegen Raumhall und ideal für Podcasterinnen, die in nicht perfekt optimierten Räumen aufnehmen.
- Kondensatormikrofone (z. B. Rode NT-USB Mini) klingen offener, aber sind empfindlicher für Umgebungsgeräusche.
Die Wahl hängt also stark vom Raum und vom eigenen Stil ab.
Tipp: Ein Popschutz lohnt sich immer. Er kostet wenig, verhindert aber die typischen Plosivlaute («P, B, T»), die gerade bei Sprechaufnahmen oft dominieren. Für ruhige Formate oder längere Takes lohnt sich zusätzlich ein Mikrofonarm, weil du das Mikrofon intuitiv in die richtige Position bringen kannst, ohne dich darüber zu beugen.
Bundles wie das Audient EVO Start Recording Bundle sind ein guter Einstieg, wenn du alles in einem Paket möchtest. Wer später aufrüsten will, fährt jedoch besser mit Einzelkomponenten, weil sie sich einfacher austauschen lassen und den persönlichen Workflow genauer abdecken.
Für die Weiterbearbeitung des Audios am Computer benötigt es eine sogenannte Digital Audio Workstation (DAW) – eine übersichtliche Anleitung für die Inbetriebnahme, spezifisch für Musik-Aufnahmen, aber auch allgemeingültig für Audio, findest du hier «Musik: So produzierst du eigene Tracks in einer DAW».
Persönlich kann ich ein Interface und Mikrofon gerade bei hohen professionellen Standards absolut empfehlen. Allerdings benötigt das Setup auch mehr Platz, Wissen und Eingewöhnung. Die resultierende Qualität lässt sich hören, aber auch die raumakustischen Eigenschaften spielen hier eine Rolle. Ein Vollmembranmikrofon hört auch Nebengeräusche wie beispielsweise Fuss-Schritte oder ähnliches. Hier sollte reflektiert werden, inwieweit das Investment in Zeit und Geld für die Ergebnisse relevant ist. Eventuell wäre eine entsprechende audioakustische Optimierung mit Schallabsorbern oder Diffusoren im Raum eine notwendige Ergänzung.
Brack-Empfehlung fürs professionelle Interface- und Mikrofon-Setup:
Hilfreiche Software für Aufnahme, Schnitt und Produktion
Nach der Aufnahme beginnt der Teil, der Aufnahmen erst wirklich rund wirken lässt. Für Streamerinnen und Gamer ist OBS Viewer die Standardlösung – zuverlässig, flexibel und mit Plugins erweiterbar. Nvidia GeForce Experience bietet für reines Gameplay eine praktische Alternative, allerdings mit weniger Gestaltungsspielraum.
Für Audioschnitt und Nachbearbeitung hat sich Audacity als freies Tool etabliert: leicht zu bedienen und mit den wichtigsten Effekten wie Rauschreduktion und EQ ausgestattet. Wer mehr Kontrolle möchte, findet in Reaper ein unglaublich flexibles und dennoch bezahlbares System. Für Videoprojekte ist DaVinci Resolve inzwischen ein ernstzunehmender Allrounder mit starken Colourgrading- und Soundmodulen.
Praxistipp: Die Wahl der Software hängt stark davon ab, wie tief du ins Editing einsteigen möchtest. Wichtig ist vor allem: Nimm dir Zeit für Monitoring, Grundpegel und Störquellen. Eine saubere Aufnahme erspart dir später sehr viel Schnitt-Arbeit. Persönlich empfand ich OBS Viewer für Spiele-Streaming als absolut professionell. Video-Editing via DaVinci Resolve kann mit professionellen Optionen konkurrieren, und auch Audio-Filter und -bearbeitungen sind möglich. Für reinen Audio-Schnitt bleibt Audacity eine pragmatische und intuitive Lösung, die das Schneiden zugänglich macht.
Wie du deinen eigenen Stil findest – und was beim Einstieg wirklich zählt
Gerade am Anfang entscheiden die kleinen Schritte. Ein günstiger Audio-Recorder oder ein solides Headset reichen vollkommen, um ein Gefühl für Stimme, Nähe und Aufnahmequalität zu entwickeln – vielleicht auch für die Form von Content und Format. Je mehr Erfahrung du sammelst, desto klarer wird, was wirklich wichtig ist: Möchtest du mobil sein? Im Stream live reagieren können? Oder möglichst klar und warm klingen wie in einem klassischen Podcast?
Für die meisten Content Creator entwickelt sich das Setup über die Zeit:
- vom Headset zu einem USB-Mikrofon und dann zu einem XLR-Setup mit Interface oder
- vom Recorder zu einem stabilen Home-Studio.
Wichtig ist vor allem, dass du dich mit deinem Klang wohlfühlst und ihn zuverlässig reproduzieren kannst. Das gelingt am besten, wenn du deine Umgebung etwas optimierst, bewusst mit Abständen arbeitest und dein Setup nicht ständig veränderst. Und jetzt: Viel Spass beim Experimentieren, Aufnehmen, Ausprobieren und Finden deiner eigenen Stimme.
Titelbild Quelle: Getty Images | Unsplash
Marketing Manager Editorial Content
Ehemaliger Kulturjournalist, heute Unternehmenskommunikator mit B2B-Hintergrund in öffentlichen Institutionen und der Softwareindustrie. In meiner Freizeit dreht sich vieles um Technik in allen Facetten: eine zu grosse Gitarrensammlung, jede Menge Audio-Equipment und ungebrochene Musikleidenschaft. Dazu kommt das Fotografenauge – mit Schwäche für (leider) viel zu teure Kameras – und meine nostalgische Liebe zu PC-Spielen: von taktischen Shootern über Rollenspiele bis hin zu Strategie-Klassikern. Bei Brack darf ich über all das schreiben, was mich schon immer fasziniert hat.
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