
Sleepmaxxing: Wenn selbst der Schlaf optimiert wird
TikTok, Instagram und Co. feiern gerade einen neuen Trend: Sleepmaxxing. Dahinter steckt der Versuch, Schlaf nicht mehr nur als Ruhephase zu sehen, sondern als Ressource, die sich optimieren lässt. Mit speziellen Routinen, Gadgets oder Drinks soll die Nachtruhe perfekt werden – für mehr Energie, Leistung und Konzentration am nächsten Tag. Doch während manche Tipps durchaus sinnvoll sind, warnen Fachleute vor gefährlichen Methoden und dem steigenden Druck, selbst im Schlaf «maximal» abliefern zu müssen.
Was ist Sleepmaxxing?
«Sleepmaxxing» ist ein Social-Media-Trend, bei dem es darum geht, den Schlaf zu optimieren. Dies bezieht sich sowohl auf die Schlafdauer als auch auf die Schlafqualität.
Der Begriff setzt sich aus den englischen Wörtern «sleep» (Schlaf) und «maxxing» (maximieren) zusammen. Spezielle Routinen, Schlaf-Hacks und eine optimierte Schlafumgebung sollen das Maximum aus dem Schlaf herausholen.
Expert:innen warnen jedoch, dass Sleepmaxxing zu einer übermässigen, obsessiven Beschäftigung mit dem Thema führt. Der dadurch entstehende Stress kann das Schlafverhalten eher negativ beeinflussen.
Schlaf zur Priorität machen
Positiv ist, dass das Bewusstsein für die Bedeutung von Schlaf in der Gesellschaft massiv steigt. Immer mehr Menschen erkennen, dass Schlaf kein Luxus, sondern die Grundlage für Gesundheit, Energie und Lebensfreude ist. Ebenso verbessern sich die Routinen vor dem Schlafen immer mehr. Schlaf wird nicht mehr als Zeitverschwendung angesehen, sondern zur Erholung genutzt.
Warum ist der Trend aktuell?
Der Trend ist gerade so präsent, weil mehrere gesellschaftliche und technologische Entwicklungen zusammenkommen. Die vielfältigen Möglichkeiten, die Schlaf- und Erholungsphase zu kontrollieren und begleiten, macht das Optimieren einfacher. Social Media hat den Trend gross gemacht. Junge Leute teilen ihre Routinen, zeigen Produkte und messen sich darin, möglichst optimiert zu schlafen.
Ebenso geht es um die Selbstoptimierung. In den letzten Jahren gab es Trends wie «Biohacking», um das Beste aus Körper und Geist herauszuholen, «Looksmaxxing», um die eigene körperliche Attraktivität zu maximieren, und «Skinmaxxing», um durch verschiedene Pflegemassnahmen attraktive Haut zu erzielen. Schlaf passt perfekt dazu, auch dort sollte man «besser» werden.
Diese Methoden lohnen sich zum Ausprobieren
Der Trend zur Schlafoptimierung umfasst verschiedene Methoden, um die Schlafqualität zu verbessern. Dazu gehören eine gute Schlafhygiene, eine entspannte Schlafumgebung, die Vermeidung von Schlafstörern und den möglichen Einsatz von Hilfsmitteln. Einige Tipps aus dem Sleepmaxxing-Trend sind durchaus einen Versuch wert:
Regelmässige Schlafenszeiten: Jeden Tag zur gleichen Zeit aufzustehen und schlafen zu gehen, stabilisiert den Schlaf-Wach-Rhythmus.
Rituale vor dem Schlafengehen: Ein warmes Bad, Lesen oder leichte Dehnübungen bereiten den Körper auf den Schlaf vor.
Koffein und Alkohol reduzieren oder ganz darauf verzichten: Koffeinhaltige Getränke zuletzt etwa sechs Stunden vor dem Zubettgehen trinken.
Bildschirmzeit reduzieren: Das Handy sollte mindestens ein bis zwei Stunden vor dem Schlaf ausgeschaltet werden.
Leichte körperliche Aktivität am Abend: Das kann helfen, Stress abzubauen und den Schlaf zu fördern.
Angenehme Schlafumgebung: Das Schlafzimmer sollte kühl, ruhig und dunkel sein. Ebenso helfen ein bequemes Bett und die richtige Schlafposition.
Raumklima verbessern: Vor dem Schlafen gründlich lüften und auf eine Luftfeuchtigkeit zwischen 40 und 60 Prozent schauen.
Einige Hilfsmittel können zusätzlich unterstützen:
Schlafmasken oder Ohrstöpsel: Diese können helfen, störende Licht- oder Geräuscheinflüsse zu minimieren.
White Noise: Eine Methode, bei der man durch Rauschen andere Störgeräusche überdeckt.
Schlaf-Apps und -Geräte: Sie überwachen den Schlaf und geben Tipps, um ihn zu verbessern.
Entspannungstechniken: Yoga, Meditation oder Atemübungen können helfen, innere Ruhe zu finden und so den Schlaf zu fördern.
Hiervon lässt du besser die Finger
Neck Swinging
Ein vermeintliches Wundermittel gegen Schlaflosigkeit ist das sogenannte «Neck Swinging». Dies wurde insbesondere durch chinesische Onlinedienste populär.
Dabei hängen sich Menschen mit gepolsterten Gürteln unter dem Kinn und am Nacken in die Luft und lassen ihre Körper hin- und herschwingen. Anhänger:innen der Methode behaupten, dass sich die Schlafprobleme dadurch verbesserten – wissenschaftliche Beweise dafür gibt es allerdings nicht. Im Gegenteil: Es kann sogar sehr gefährlich werden. Ein chinesischer Staatssender berichtete, dass es mindestens einen Todesfall im Zusammenhang mit «Neck Swinging» gab.
Mouth Taping
Eine weitere Praxis unter den Schlafoptimierer:innen ist das sogenannte «Mouth Taping». Hierbei klebt man sich den Mund mit einem speziell dafür entwickelten Pflaster zu. So soll die Nasenatmung und Mundgesundheit gefördert und das Schnarchen verringert werden.
Wissenschaftlich belegt ist das Ganze nicht. Medizinische Fachleute warnen eher, dass es gefährlich sein kann, vor allem, wenn man unter Schlafapnoe leidet.
Sleepy Girl Mocktail
Sauerkirschsaft, Magnesiumpulver und wahlweise Limo oder Mineralwasser: Dieser Mix ist auch als «Sleepy Girl Mocktail» bekannt. Er soll den Schlaf verbessern.
Die Bestandteile können durchaus sinnvoll sein, doch die Erfolgsquote hält sich niedrig. Das Ritual, ein Getränk vor dem Schlaf einzunehmen, kann beim Schlafen helfen, nicht aber die Inhaltsstoffe.
Weitere Trends
Hilfsmittel, welche von Sleepmaxxing-Influencer:innen auch angepriesen werden, sind Gewichtsdecken, das Tragen einer blau-rot eingefärbten Brille oder das Essen von zwei Kiwis. All diese Dinge sind grundsätzlich nicht schädlich, jedoch ist eine positive Wirkung auf den Schlaf nicht bewiesen. Ausserdem sind Gewichtsdecken teuer und können für Menschen mit Atemproblemen eher unangenehm sein.
Die britische Schlafexpertin Kathryn Pinkham berichtet, dass diese Tipps für Leute ohne Schlafprobleme harmlos sind. Allerdings kann es für Personen mit Schlafproblemen aktiv hinderlich oder sogar schädlich sein: «Je mehr wir versuchen, den Schlaf mit Tricks oder starren Routinen zu kontrollieren, desto wachsamer und gestresster werden wir.»
Gesellschaftlicher Druck immer zu funktionieren
Sleepmaxxing spiegelt den Druck wider, immer überall funktionieren zu müssen. Schlaf wird nicht mehr nur als Erholung gesehen, sondern als Investition in mehr Energie, Produktivität und Konzentration. Wer besser schläft, kann am nächsten Tag mehr leisten.
Der Trend zeigt, dass Selbstoptimierung nicht bei Fitness oder Ernährung aufhört, sondern bis zum Schlaf weitergezogen wird. Das Thema erhält Dauerpräsenz und zeigt die Erwartung, permanent in allen Lebensbereichen zu performen. Selbst im Schlaf.
Fazit
Sleepmaxxing ist ein Spiegel unserer Zeit: Alles soll optimiert werden – sogar das Loslassen im Schlaf. Sinnvolle Routinen wie feste Schlafzeiten, eine ruhige Umgebung oder Entspannungstechniken sind wertvolle Bausteine für erholsame Nächte. Doch wer sich zu sehr von Social-Media-Hypes treiben lässt, läuft Gefahr, mehr Stress als Erholung zu ernten. Am Ende gilt: Schlaf lässt sich nicht maximieren – nur ermöglichen. Und genau darin liegt die wahre Kraft von Sleepmaxxing.
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Quelle Titelbild: Unsplash Annie Spratt
Lernende Mediamatikerin
Ob unterwegs in neuen Städten, beim Geniessen von gutem Essen oder in meiner Küche beim Ausprobieren neuer Rezepte – ich liebe es, Neues zu entdecken. Auf Reisen lasse ich mich von neuen Eindrücken inspirieren, während ich beim Kochen und Backen selbst kreativ werde. Den Ausgleich finde ich beim Sport oder wenn ich auf Konzerten in die Musik eintauche. Genauso wichtig sind mir die gemeinsamen Momente mit Freunden, die all das noch wertvoller machen.
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