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Im Luxus der Zeit: Diese alltäglichen Dinge galten mal als luxuriös

03.06.2025

Wer an Luxus denkt, denkt an teure Autos, edlen Diamantenschmuck, extravagante Markenkleidung und imposante Villen. Doch auch in unserem Alltag verbergen sich viele ehemalige Luxusgüter, die einstmals nur der Oberschicht vergönnt waren. Dabei ist die Rede nicht von Telefonen, Computern oder anderen technischen Errungenschaften – sondern von günstigen Lebensmitteln und Gegenständen, die uns heute selbstverständlich erscheinen.

Salz und Zucker

Ohne diese Zutaten wären viele Mahlzeiten ganz schön fad, und doch gab es eine Zeit, in der sie als Luxusware galten. Vor der Industrialisierung war Salz ein äussert teures Gut; auf manchen Märkten soll Salz als Zahlungsmittel dem Gold gleichgesetzt gewesen sein. Das lag hauptsächlich daran, dass Salz nicht nur aus Geschmacksgründen, sondern auch zur Konservierung – also zur Haltbarmachung von Lebensmitteln – eingesetzt wurde. Die Nachfrage war so gross, dass ihr kaum beizukommen war. Ähnlich verhielt es sich mit dem Zucker: Über ein halbes Jahrtausend hinweg war er in Europa Wohlhabenden vorbehalten. Bis zum 19. Jahrhundert galt Zucker als kostbar und luxuriös, vor allem wegen seiner Knappheit und arbeitsaufwendigen Herstellung.

Erst durch die Industrialisierung und Globalisierung begannen die Preise allmählich zu sinken. So fanden Salz und Zucker den Weg in unsere Küchen – und heute verwenden wir sie, ohne uns ihrer bewegten Geschichte bewusst zu sein.

Tee und Kaffee

Was bei unserem Frühstück gang und gäbe ist, war früher ein überaus kostspieliges Vergnügen. Sowohl Tee als auch Kaffee galten lange Zeit als teure Importwaren, die auf aufwendigen Handelsrouten nach Europa gelangten. Tee wurde ursprünglich aus China importiert, anfangs überwiegend durch niederländische Händler. Besonders grosse Beliebtheit erlangte er in England – allerdings waren die Lieferungen begrenzt und der Handel teuer. Hinzu kam eine enorme Steuerbelastung: In Grossbritannien wurde Tee zeitweise zu 119% besteuert. Erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts begann der Preisverfall. Ähnlich sieht es beim Kaffee aus: Ein importiertes Luxusgut, dessen Distribution zu Beginn noch von niederländischen Händlern dominiert wurde. Der Transport war teuer, die Ware knapp, und durch die kontrollierten Lieferketten hatten die Händler in Sachen Preise praktisch freie Hand. So kam es, dass Kaffee einzig den Gutbetuchten zuteilwurde. Erst als sich die Produktion ausweitete und der Handel liberalisiert wurde, sanken die Preise.

Kartoffelchips

Heute kaufen wir sie in Tüten, damals jedoch wurden sie in Restaurants serviert. Kaum zu glauben, dass unsere geliebten Kartoffelchips – ein Snack für den Fernsehabend auf der Couch – einst auf den Speisekarten der gehobenen Gastronomie gelistet waren. Zu ihrem Ursprung gibt es mehrere Theorien, die meisten jedoch weisen auf das 19. Jahrhundert in Saratoga hin. Anfangs sollen sie in edlen Restaurants serviert worden sein und dadurch besonders (wenn auch nicht ausschliesslich) bei den besser situierten Schichten Anklang gefunden haben. Das lag einerseits daran, dass sie damals als kulinarische Innovation galten und entsprechend als Neuheit verkauft wurden, andererseits jedoch auch an ihrer aufwendigen, manuellen Herstellung. Mit der Zeit verlagerte sich diese von den Küchen der gehobenen Gastronomie in kleinere Manufakturen – und schliesslich in grosse Fabriken. Auch die Verpackung spielte eine grosse Rolle: In den 1920er-Jahren entwickelte eine Unternehmerin in Kalifornien luftdicht verschlossene Wachspapier-Tüten und erhöhte damit die Haltbarkeit.

Und heute? Nun, heute finden wir sie überall; ob nun in Onlineshops, Supermärkten oder Selecta-Automaten.

Spiegel

Während der Renaissance, vor allem ab dem 16. Jahrhundert, war Venedig für die Herstellung hochwertiger Glasspiegel bekannt. Der europäische Adel und die Oberschicht hatten sich einen Narren an diesen gefressen – die Spiegel erfreuten sich überaus grosser Beliebtheit. Die Herstellungsmethoden waren allerdings streng gehütete Geheimnisse, und die Spiegel so kostbar, dass sie in einigen Fällen sogar als wertvoller als bekannte Kunstwerke angesehen wurden. Ihre Exklusivität schwand jedoch gegen Ende des 17. Jahrhunderts, als sich die Herstellungsmethode verbreitete und Massenproduktionen einsetzten. Bis gegen Mitte des 18. Jahrhunderts verloren Glasspiegel beträchtlich an Wert. Indem die Methoden nach und nach optimiert und industrialisiert wurden, konnten die Preise zusätzlich gesenkt werden. Mitte 19. Jahrhunderts waren Spiegel schliesslich auch für die Mittelschicht erschwinglich.

Papier

Das Papier findet seinen Ursprung in China, etwa 105 n. Chr., wo Cai Lun mittels Materialien wie Maulbeerbaumrinde und Hanf das erfand, was die Grundlage für die Blätter in ihrer heutigen Beschaffenheit bildete. Zwar belegen archäologische Funde, dass in China bereits Jahrhunderte vor Cai Lun Papier-Fragmente existierten, doch weil er die Verarbeitung standardisierte und die Qualität steigerte, wurde ihm dennoch der Titel des Erfinders zuteil. Die Herstellung war allerdings sehr aufwendig, schliesslich handelte es sich dabei um Handarbeit – und die Zielgruppe war wohlhabend, da die breite Masse weder lesen noch schreiben konnte. Über mehr als ein ganzes Jahrtausend hinweg verbreitete sich die Papierherstellung in Asien und griff auf Europa über, wo lange Zeit Pergament (Tierhaut) verwendet wurde. Mit der Verbesserung der Technik sowie der Vervielfachung der Produktionen wurde Papier schliesslich zur Massenware.

Seife

Heute ist sie aus keinem Haushalt mehr wegzudenken; sei es in Form von Handseife, Duschgel oder Shampoo. Früher aber galt sie als Luxusgut – denn was wir heute als duftende, schäumende Seifenstücke kennen, ist das Ergebnis einer langen Entwicklung. In mittelalterlichen Städten Südeuropas entstand im 7. Jahrhundert eine erste handwerkliche Seifenproduktion, überwiegend auf Basis von Olivenöl. Diese sogenannte Kernseife war reinigend und beliebt, aber teuer in der Herstellung. Noch bis ins 18. Jahrhundert hinein war Seife vor allem den Wohlhabenden vorbehalten. In England wurde sie sogar mit einer Seifensteuer belegt, die ihren Preis weiter in die Höhe trieb. Erst im Zuge der Industrialisierung kam der Wandel: Neue chemische Verfahren ermöglichten die günstigere Herstellung von Soda, einem wichtigen Bestandteil der Seife. Hinzu kamen Fortschritte in der Massenproduktion und ein wachsendes öffentliches Bewusstsein für Hygiene. Ab Mitte 19. Jahrhundert sanken die Preise deutlich – Seife wurde günstig und fand ihren festen Platz im Alltag der breiten Bevölkerung.

Zahnbürste und Zahnpasta

Kaum zu glauben, dass Zahnhygiene mal zu den Privilegien der Wohlhabenden gehörte, nicht wahr? Tatsächlich war die gründliche Mundhygiene bis ins späte 18. Jahrhundert ein Vorrecht der Gutbetuchten. Handgefertigte Bürsten mit Borsten und Pasten oder Pulver aus exotischen Gewürzen oder Mineralien waren nur in Apotheken oder an Königshöfen erhältlich. Erst mit der ersten Fabrikproduktion Ende 18. Jahrhundert und den ersten Zahnpasten in Metalltuben ab Ende 19. Jahrhundert öffnete sich der Markt: Die mechanisierte Produktion, günstigere Materialien und einfachere Verpackungen reduzierten die Kosten erheblich. So kam es, dass die Preise laufend sanken, für Zahnpasten genauso wie für Zahntuben. Heute finden wir Bürsten und Pasten in jedem Supermarkt. Besser noch: Wir haben heute sogar elektrische Bürsten für erschwingliche Preise – eine Innovation, die sich unsere Vorfahren wohl nie erträumt hätten.

Quelle Titelbild: Unsplash | Kateryna Hliznitsova

Duygu Özdemir

Content Marketing Managerin

Wenn ich mal nicht gerade damit beschäftigt bin, meiner literarisch-kreativen Ader freien Lauf zu lassen, stecke ich höchstwahrscheinlich in einem Netflix-Marathon fest («Nur noch eine Folge!»), unterhalte ich mich angeregt über die verschiedensten Themen, lese ein gutes Buch oder fordere mich selbst mit einem neuen Hobby heraus. Meine Wissbegierde kennt keine Grenzen, und hier habe ich die Möglichkeit, sie auszuleben und mit anderen zu teilen.

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