
Versuch 428 und wieder gescheitert: Games mit maximalem Frustrationslevel
Gaming ist für mich Entspannung und deshalb käme ich auch nie auf die Idee, beinharte Soulslike Games wie «Dark Souls» oder «Elden Ring» zu spielen. Denn Frust passt nicht zu relaxtem Zocken, trotzdem begegnete ich in meinen über drei Jahrzenten Gamingerfahrung ein paar Titel, bei denen ich leiden musste – jedoch mit Leidenschaft.
Driver – Das Tutorial aus der Hölle
Kurz vor dem Jahrtausendwechsel anno 1999 erschien von «Reflections Interactive» das Spiel «Driver». Als Undercover-Cop John Tanner schleust du dich in eine kriminelle Organisation ein und klärst in vielen Fahrmissionen Verbrechen auf. Den ehemaligen Rennfahrer Tanner verschlägt es dabei nach San Francisco, Miami, Los Angeles und New York. Doch bevor es losgeht, erstmal im Tutorial in Ruhe die grundlegende Steuerung erlernen… denkste! Anstatt Schritt für Schritt im Game Fuss fassen zu können, wirft dich das Spiel in eine Challenge, die es in sich hat. Innert 60 Sekunden müssen in einem Parkhaus verschiedene Fahrmanöver äusserst präzise ausgeführt werden. Vor allem der «Reserve 180», auch bekannt als «J-Turn», hat mich zur Verzweiflung gebracht: Rückwärts eine 180-Grad-Wendung unter Zeitdruck – nicht nur die Spieledisc in meiner PlayStation kam ins Rotieren. Nach dem gefühlt tausendsten Versuch reisste mir der Geduldsfaden und ich pfefferte den PS1-Controller an die Wand. Resultat: Ich musste ein neues Gamepad kaufen. Das war für einen Lernenden (damals war ich 16 Jahre alt) ziemlich viel Kohle. Nach zig Anläufen habe ich die Prüfung dann doch geschafft und konnte das ansonsten überaus gelungene Game geniessen. Die Nachfolger Driver 2 und Driv3r verzichteten auf solch ein knallhartes Tutorial. Was waren wohl die Gründe dafür? 😉
Stuntman – Hollywood verlangt Perfektion
Ein paar Jahre nach «Driver» folgte vom gleichen Entwicklerstudio ein weiteres Spiel, nämlich «Stuntman». Wie der Gametitel erahnen lässt, bist du ein Stuntfahrer und musst einige Filmszenen in unterschiedlichen motorisierten Fahrzeugen in den Kasten bringen. Klang so cool, dass ich mir das Spiel gleich beim Erscheinen für die zweite PlayStation zulegte. Doch was hatte ich da meinem Nervenkostüm bloss angetan?
In mehreren Filmen aufgeteilt in Abschnitte soll dein Alter Ego in den Lenker greifen und im exakten Moment Sprünge meistern, Engstellen bewältigen oder waghalsige Überholmanöver ausführen. Die Betonung liegt bei «Exakt»: Wenn du nur eine halbe Sekunde zu spät an der Stelle der Stuntausführung bist, ist die Karre Schrott und du musst von vorne beginnen. Am Anfang waren die Aufgaben noch einigermassen machbar und kurz, doch je länger und schwieriger die zu bewältigenden Abschnitte wurden, desto höher stieg der Frust. Kaum zu glauben, aber auch dieses Spiel kostete mich einen Controller. Zum Glück bin ich heutzutage nicht mehr so jähzornig, wäre auch langsam zu teuer geworden 😀 An was ich mich noch gut erinnern kann, ist das Gefühl, wenn die Szene endlich im Kasten war: Ich fühlte mich wie ein Actionheld. 😊
Trials-Serie – Hassliebe
Als das Browsergame «Trials» im Jahr 2000 erschien, hatte ich das nicht auf dem Radar. Erst auf Xbox Live Arcade entdeckte ich das Motocross-Geschicklichkeitsspiel anno 2009. Das Game erinnerte mich stark an den NES-Klassiker «Ecxitebike», welchen ich in meiner Kindheit mehr als intensiv auf dem Nintendo Entertainment System (NES) gezockt habe. «Trials HD» sowie die darauffolgenden Fortsetzungen «Trials Evolution», «Trials Fusion» und «Trials Rising» brachten in mir die beiden Emotionen Wut und Freude innert kürzester Zeit hervor. Die Strecken und ihre zu überwindenden Hindernisse waren mehr als nur herausfordernd, aber nie in einer unfairen Art. Wenn ich scheiterte, war mir klar: mein Fehler – neuer Versuch. So ärgerte ich mich zwar über mein Versagen, freute mich aber bei erfolgreicher Zieldurchfahrt umso mehr. Das wussten wohl auch die Entwickler:innen, denn bei einem Ladebildschirm tauchte folgender Spruch auf:
Nur noch ein Versuch! (03:32 Uhr morgens)
Und genau so war es auch. Bei jedem Misserfolg meldete sich meine innere Stimme (Früher war ich Schizophren, aber heute sind wir zu dritt 😉) und redete mir zu: Das kannst du schaffen… nur um dann wieder in den Abgrund zu stürzen oder irgendwo hängen zu bleiben. Doch aufgrund der herrlichen Physik schleuderte es beim Fehlversuch den Biker so herrlich durch die Gegend, dass selbst beim Scheitern Freude aufkam 😊, übrigens auch bei erfolgreicher Bewältigung des Levels – einen makaberen Humor bewies das Gamestudio also auf alle Fälle.
Regenbogenstrecke bei Mario Kart – Schönheit mit Absturzgarantie
In Rennspielen gibt es so einige markante Strecken, bei denen Liebhaber:innen dieses Genres mit der Zunge schnalzen: Spa-Francorchamps, Le Mans oder Laguna Seca, um nur drei zu nennen. Es gibt da aber noch so einen Rundkurs, den es zwar in der Realität nicht gibt, aber sich bei so mancher Gamerin beziehungsweise manchem Gamer ins Gedächtnis eingebrannt hat. Die Rede ist von der «Rainbow Road» bei Nintendos Funracer Mario Kart. Egal auf welcher Plattform des japanischen Traditionsunternehmen (Super Nintendo, GameCube, Switch, etc.) – die Strecke ist Kult und Schrecken zugleich.
Dieses Image kommt nicht von ungefähr. Zwar ist die Regenbogenstrecke, wie es der Namen schon erahnen lässt, wunderschön konzipiert, aber links und rechts geht es ins unendliche Dunkel des Weltalls, falls du eine Kurve nicht erwischt oder unsanft von einem Gegner aus der Bahn geworfen wirst. Ich habe längst aufgehört zu zählen, wie oft ich von «Lakitu» per Angel wieder zurück auf die Fahrbahn gehievt wurde.
Fazit: Warum tun wir uns das an?
Warum spielen wir solche Spiele überhaupt und wieso geben wir ihnen auch nach dem zwanzigsten virtuellen Ableben trotzdem noch eine Chance?
Weil sie uns fordern. Weil sie uns zwingen, besser zu werden. Weil der Triumph nach stundenlangem Scheitern ein Gefühl ist, das ein einfaches Spiel nicht geben kann. Manchmal sind halt Frust und Freude verdammt nahe beieinander.
Quelle Titelbild: AdobeStock 460951667
Content Marketing Manager
Bereits in jungen Jahren erhielt ich meinen ersten Computer. Bald darauf kam ich mit den ersten PC-Komponenten in Berührung und habe diese zur Leistungssteigerung eingebaut. Dabei half mir meine Leidenschaft für Gaming und Technik, die bis heute ungebrochen ist. Regelmässig informiere ich mich über die neusten Trends in der Computerwelt, sei es für Business, Home-Office oder Multimedia. Dazu gehören auch die neuesten Mobilgeräte und all ihre Gadgets.
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