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Vollformat Retrokamera Nikon Z f und das Bokeh-Objektiv 135mm S Plena – sind sie iconic?

22.11.2023

Die Nikon Z f ist das neuste Mitglied der Z-System Familie und kommt wie die Z fc im Retrolook daher. Ihr Innenleben beinhaltet aktuelle Technik und einen 24.5 Megapixel Vollformatsensor. Ich durfte sie zusammen mit dem ebenfalls neuen Nikkor Z 135mm f/1.8 S Plena testen und habe sie gleich an ein Shooting mitgenommen.

Das Gehäuse und die Bedienung

Das Design des Gehäuses wurde durch die Nikon FM2 inspiriert. Es ist aus einer robusten Magnesiumlegierung gefertigt und fühlt sich dementsprechend auch sehr solide und robust an. Die genarbte Struktur fühlt sich gut an, aber das Material kommt mir auch etwas glatter vor als bei den alten Kameras. Mit ihren 710 Gramm Gewicht liegt sie mir jedoch gut in der Hand. Ein kleiner Negativpunkt der Retrogehäuse ist generell, dass der Griff fehlt. Wer Wert darauf legt, kann das optional mit einem Griff z.B. von Smallrig nachrüsten.

Auf der Oberseite der Kamera befinden sich die Einstellungen für die wichtigsten Funktionen. Mit einem Riegel links lässt sich das Programm wählen, für die ISO sowie die Verschlusszeit gibt es grosse Einstellräder. Es folgen der Auslöser und ein kleineres Rad für die Belichtungskorrektur. Nicht ganz retro, dafür praktisch ist das kleine LED-Display hinter dem Auslöser, welches die eingestellte Blende anzeigt. Mit einem Wahlrad beim Verschluss kann ich ausserdem direkt in einen Schwarz-Weiss-Modus wechseln.

Auf der Rückseite befindet sich das Display, das seitlich ausgeklappt werden kann. Es lässt sich zudem umdrehen, so dass es nicht sichtbar ist und sich perfekt in das Retro-Design einfügt. Bei den Bedienknöpfen hat sich Nikon auf das Wesentliche beschränkt, und sehr übersichtlich gestaltet. Es gibt zwei Speicherkarten-Slots, für eine SD-Karte und eine microSD-Karte, die sich etwas untypisch auf der Unterseite der Kamera im Akkufach befinden.

Neben dem schwarzen Gehäuse gibt es die Z f noch in sechs weiteren Farben, die exklusiv nur bei Nikon selbst erhältlich sind.

Im Lieferumfang ist enthalten:

  • Nikon Z f Body
  • Gehäusedeckel
  • Akku
  • Ladegerät
  • USB-C Kabel
  • Trageriemen
  • Bedienungsanleitung

Das Nikkor Z 135mm f/1.8 S Plena

Das Nikkor 135mm Plena fühlt sich ebenfalls sehr hochwertig an und wird den Erwartungen anspruchsvoller Fotografen sicher gerecht werden. Es besitzt einen Aufbau mit 16 Linsen in 14 Gruppen und 11 Blendenlamellen. Das harmonische Zusammenspiel sorgt dafür, dass es zu keiner Vignettierung und chromatischen Aberration, selbst bei offener Blende, kommt. Das Gehäuse ist robust sowie staub- und wetterfest. Das wichtigste Merkmal des Plena ist das Bokeh. Bei einer Blendenöffnung von f/1.8 lässt sich das Motiv problemlos freistellen und das Objektiv kommt auch mit schwierigen Lichtsituationen klar. Die Bokeh-Kreise werden gleichmässig bis in den Bildrand sauber abgebildet ohne Verzerrungen.

Im Lieferumfang ist enthalten:

  • Nikkor Z 135mm f/1.8 S Plena
  • Frontdeckel
  • Rückdeckel
  • Gegenlichtblende
  • Gepolsterte Transporttasche

Plena.jpg

Die Bildqualität

Gleich kurz vorweg, an der Bildqualität gibt’s nichts zu meckern. Klar es gibt hier auch von Nikon Kameras mit mehr Megapixeln, aber die 24.5 MP reichen vollkommen aus. Der Vollformatsensor hat einen guten Dynamikumfang und das Rauschen bei hohen ISO-Werten hält sich in Grenzen. Ich habe einige Bilder im Innern mit ISO 1600 fotografiert und dies ging problemlos. Neu gibt es auch einen High-Res-Modus, der es ermöglicht, Fotos mit bis zu 96 Megapixeln aufzunehmen. Dies funktioniert allerdings nur gut bei unbeweglichen Motiven. Dieses Feature gibt es bereits bei anderen Herstellern, von Nikon ist die Z f nun die erste Kamera, die es besitzt.

Mehr Schnelligkeit?

Eine sehr interessante Neuerung ist, dass die Z f den neuen Expeed 7 Prozessor besitzt. Er ist 12-mal schneller als der Expeed 6, der in der Z 6II verbaut ist. Dies ist eine Leistungssteigerung, die sich vor allem beim Autofokus und der Bildverarbeitung bemerkbar macht. Dieser Prozessor kommt auch bei den Spitzenmodellen Z 8 und Z 9 zum Einsatz. Da diese Modelle auch gleich ein paar tausend Franken mehr kosten, macht man hier mit der Z f einen recht guten Deal. Die Anzahl der AF-Punkte ist mit 273 gleichgeblieben.

In der Praxis

Als Fotografin habe ich mich auf inszenierte Portraits spezialisiert und arbeite auch bereits seit ca. 20 Jahren mit Nikon-Kameras. Die passende Gelegenheit also, das Nikkor 135mm Plena mit der Z f gleich bei einem kleinen Shooting auszuprobieren. Die Licht- und Wetterbedienungen waren an diesem Novembermorgen eine kleine Herausforderung. Es war bewölkt und da ich gerne im Wald fotografiere, hatte ich auch nicht so viel Licht zur Verfügung. Die Kamera und das lichtstarke Plena haben dies aber bereits mit ISO 400 problemlos gemeistert. Zudem hat es noch leicht geregnet, was auch kein Problem war, da die Z f wie auch das Objektiv gegen Staub und Spritzwasser abgedichtet sind.

Das 135mm ist eine interessante Brennweite für Portraits, die ich so noch nie verwendet habe. Ich fotografiere da meistens klassisch mit einer 85mm Linse oder dem 50mm. Mit dem Plena hatte ich ein paar Meter mehr Abstand zum Modell, was manchmal auch vorteilhaft sein kann. Ich kann mir gut vorstellen, dass es ein interessantes Objektiv für Hochzeitsfotografen sein kann, da man die Portraits eben etwas mehr unbemerkt aus der Ferne aufnehmen kann. Auch bringt eine grössere Brennweite wieder mehr Bokeh in den Hintergrund. Mit seinen 995 Gramm hat es ein recht stolzes Gewicht, was für die meisten Fotografen durchaus verkraftbar sein dürfte, da wir es uns gewohnt sind, schwere Ausrüstung rumzuschleppen.

Die Bezeichnung «Bokeh-Linse» verdient es zu Recht, da es ein sehr sauberes und schönes Bokeh abbildet. Bei meinem Shooting draussen sind die Lichtpunkte leider etwas auf der Strecke geblieben, aber das lag auch daran, dass ich kein Sonnenlicht hatte, das noch in die Blätter geschienen hätte. Ich habe deshalb noch eine Lichterkette im Hintergrund platziert, und da sieht man den Effekt wieder sehr schön.

135mm ISO 400 1/250 f/1.8

icon/info

Was ist eigentlich Bokeh?

Der Begriff Bokeh kommt aus dem Japanischen und bedeutet «Unschärfe». Er bezeichnet den unscharfen Bereich in einem Foto. Sehr deutlich und besonders schön zeigt sich dieser Effekt, wenn viele kleine Lichtquellen im Hintergrund vorhanden sind. Zum Beispiel Lichter in der Nacht, Lampen oder Sonnenlicht, das auf Blätter fällt. Schlichte, einfarbige Hintergründe sind ungeeignet. Es geht jedoch nicht nur um die kreisförmigen Lichtmuster im Hintergrund, sondern Bokeh steht generell für den unscharfen Bereich in einem Bild. Besonders bei Portraitaufnahmen ist dieser Effekt sehr beliebt, er lenkt die Aufmerksamkeit auf das Hauptmotiv und verwandelt einen unruhigen Hintergrund in harmonische Farben und Töne.

Hier sind sieben Tipps, wie du ein schönes Bokeh bekommst:

Die Blendenöffnung

Verwende eine Linse mit mindestens f/2.8. Noch besser ist es, wenn sich die Blende bis zu f/1.8 oder sogar f/1.4 öffnen lässt. Die Blendenlamellen haben ebenfalls einen Einfluss. Neun Lamellen schaffen eine runde Blendenform, was auch die Lichtpunkte rund aussehen lässt. Weniger Blendenlamellen, wie fünf oder sieben, erzeugen mehr eckige Formen.

Verwende einen manuellen Modus

Um die Blende weit zu öffnen, solltest du mit Zeitautomatik (A) oder ganz manuell (M) arbeiten. So kannst du die Blende frei wählen.

Die Brennweite

Längere Brennweiten erhöhen die Schärfentiefe, die man auch Depth of Field oder kurz DOF nennt. Je grösser die Brennweite, umso mehr verschwimmt der Hintergrund, auch wenn der Abstand zwischen Motiv und Hintergrund gleichbleibt.

Die Sensorgrösse

Je grösser der Sensor, desto weicher wird das Bokeh. Der Hintergrund wird also bei einer Vollformatkamera unschärfer als bei einer APS-C Kamera.

Der Abstand zum Motiv

Je näher du mit deiner Kamera an das Motiv gehst, desto mehr verschwimmt der Hintergrund und das Bokeh wird weicher.

Der Abstand zwischen Motiv und Hintergrund

Je grösser der Abstand zwischen deinem Motiv und dem Hintergrund ist, desto weicher wird dieser. Mit einem Modell kannst du hier besonders gut arbeiten, indem es sich einfach noch ein paar Schritte vom Hintergrund entfernt.

Das Spiel mit Farben

Mit Bokeh lassen sich auch Farbeffekte im Bildhintergrund erzeugen. Achte bei der Wahl der Location auf die vorhandenen Lichtquellen und reflektierende Oberflächen. Du kannst auch selbst etwas gestalten, z.B. mit bunten Lichterketten, die sich gut mitnehmen lassen.

Fazit

Ich finde, Nikon hat mit der Z f eine sauber verarbeitete Retrokamera geschaffen. Die Einstellungen über die Rädchen gingen praktisch und schnell. Das Design ist sicher Geschmacksache und wird nicht jeden ansprechen. Wer ein herkömmliches Gehäuse bevorzugt, wird mit einer Z 6II oder Z 7II besser bedient sein. Trotzdem hat die Z f neue technische Features verbaut, wie den neuen Prozessor Expeed 7, die die anderen Kameras in dieser Preisklasse nicht haben. Der Verkaufspreis der Nikon Z f liegt bei CHF 2'549.- und finde ich ganz in Ordnung für eine Vollformatkamera. Als Einsatzgebiet kann ich sie mir vor allem für die Portrait-, Reise- und Reportage-Fotografie gut vorstellen.

Das Nikkor Z 135mm f/1.8 S Plena ist ebenfalls eine sauber und hochwertig verarbeitete Linse. Sie ist lichtstark, schnell und liefert perfekte Aufnahmen mit einem schönen Bokeh. Den Titel «Bokeh-Linse» hat sie durchaus verdient und auch die Brennweite ist interessant und vielseitig einsetzbar. Ein kleines «Aber» habe ich hier noch: Mir persönlich ist gerade das Bokeh etwas zu perfekt. Da kann das Plena aber nichts dafür, das ist eine Crux, die ich eigentlich mit allen modernen Objektiven habe. Ich bevorzuge da mehr die Imperfektionen alter Linsen. Wegen dem doch stolzen Preis von CHF 2'989.- wird es in erster Linie professionelle Fotografen ansprechen.

Nikon Z f und Nikkor 135mm Plena bei uns kaufen

Claudia Kürschner

Content Marketing Manager

Fotografin I Kopfhörer-Fan I Metalhead I PC-Gamer I Luzernerin I liebt Filme, Regen und Reptilien

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