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Marshall Monitor II ANC im Test

29.04.2020

Um etwas besser als die anderen zu machen, muss man es anders machen als die anderen. Genau mit diesem Prinzip hat sich Marshall an die Entwicklung des Monitor II ANC gemacht. Dabei herausgekommen ist ein erstklassiger Allrounder. Mit dem Monitor II ANC hat die Briten gezeigt, dass sie in ihrer Tradtionsschmiede genau wissen, wie man einen Kopfhörer erfolgreich auf den Markt bringt, der schon fast zwangsläufig mit den Besten verglichen wird.

Marshall und Allrounder, werden sich Kenner womöglich fragen? Ja! Und der ist naturgemäss sehr gut, aber auf gar keinen Fall ausschliesslich für Liebhaber satter Rock-Sounds geeignet. Ich jedenfalls war beeindruckt, wie gut sich der Monitor II ANC in zahlreichen anderen Musikgenres bis hin zu klassischen Stücken präsentiert. Und natürlich lässt sich der Kopfhörer via Bluetooth zum Telefonieren und Chatten verwenden.

Kopfhörer Marshall Monitor II ANC
Der Marshall Monitor II ANC in voller Pracht


Das bereits im Namen prangende «ANC», das für «Active Noise Canceling» steht, zeigt ausserdem unmissverständlich an, dass dieser On-Ear-Kopfhörer mit aktiver Geräuschunterdrückung arbeitet. Für ungestörten Hörgenuss in lauten Umgebungen ein technisch ausgefeilter Segen.

Marshall: Rock und (viel!) mehr

Doch von einem ersten Blick auf die inneren Werte nochmal ganz zurück auf Start. Wer Musik mit E-Gitarren liebt, kennt diesen Schriftzug auf Gitarrenamps sicher, ob vom kleinen Combo zuhause oder von riesigen Verstärker-Türmen auf Festivalbühnen: Marshall, Urgestein im Rockbusiness. Doch ich muss hier gleich zu Beginn ganz klar feststellen: Marshall auf den Bereich der Erzeugung bzw. Wiedergabe amtlicher Gitarrensounds zu reduzieren, greift hier zu kurz. Das höre ich ganz klar an diesem Kopfhörer, den wir bei BRACK.CH zum Testen erhalten haben. Aus meiner Sicht betont Marshall im wahrsten Sinne des Wortes mit diesem Kopfhörer die eigene Offenheit und Variabilität in puncto Sound.

Sehr ansehnlich: klein, schick, schwarz

Beim Design fängt es an. Für den Test kommt eine kleine kompakte Kartonschachtel bei mir an. Darin befindet sich kein klobiges Reise-Hartschalen-Case wie bei anderen Modellen. Im Gegenteil: Es kommt ein kleines Säckli im schwarzen Denim-Look mit aufgenähtem Marshall-Etikett. Ich für meinen Teil finde das ziemlich schick.

Platzsparend: Säckli für den Marshall Monitor II ANC
Platzsparend: Säckli für den Marshall Monitor II ANC


Ich selbst brauche im Alltag zwar weder Hartschalen-Case noch Säckli. Was ich damit aber sagen möchte: Der Monitor II ANC ist im Vergleich zu ähnlichen Geräten wirklich kompakt zusammenfaltbar und schnell überall zu verstauen. Und das empfinde ich mit Blick auf Mobilität als echten Pluspunkt.

Der Marshall Monitor II ANC zusammengelegt
Aufs Wesentliche reduziert


Einfach anders: schlicht, cool und robust

Beim Kopfhörer selbst geht es weiter. Er sieht schon mal anders aus als die «üblichen Verdächtigen» oben auf dem Treppchen. Aber klar: Aussehen ist immer Geschmacksache. Ich finde die Optik im Gitarren-Amp-Stil einfach cool. Das Äussere der Ohrmuschel ist zwar aus Kunststoff, hat aber das Design von marmoriertem Leder – vermutlich in Anlehnung an die roadtaugliche Bespannung von Verstärker-Topteilen und Boxen. Die Ohrpolster und der Kopfbügel schauen bequem aus – und sie sind es auch.

Multifunktional

Der Multifunktionsknopf ist hinten rechts verbaut und sticht als goldener Button aus dem Schwarz hervor. Mit ihm wird der Kopfhörer an- und ausgeschaltet. Ausserdem bietet er – der Begriff Multifunktionsknopf sagt es ja bereits – weitere Möglichkeiten: Mit ihm lassen sich zusätzlich das Bluetooth-Pairing vornehmen sowie Anrufe annehmen und beenden. Am Ende der Kopfbügel an den Ohrmuscheln gibt es zudem noch einen versteckten ANC- und M-Button, der vom Nutzer individuell mit der gewünschten Funktion belegt werden kann.

Ansonsten… black is beautiful.

Grösse des Marshall Monitor II ANC im Vergleich
Wahre Grösse


Im Lieferumfang enthalten ist noch ein Spiralkabel mit 3.5mm-Klinkenanschluss, um den Kopfhörer auch ohne Akku zu verwenden. Was hier fehlt, ist eine Fernbedienung mit Mikrofon. Die wäre aus meiner Sicht wichtig, weil mit angeschlossenem Kabel nicht mehr telefoniert werden kann. Bluetooth wird dann – und im Grunde sinnvollerweise – deaktiviert. Hier sollte Marshall künftig nachlegen! Das ist aber eher ein Abzug in der B-Note: Im Bluetooth-Modus selbst funktioniert das Telefonieren gut, wie der Test später noch zeigt.

Spiralkabel
Kabelsalat war gestern: Spiralkabel (dem leider das Mikrofon fehlt)


Don't worry it's heavy

Was mir als erstes auffällt als ich den Kopfhörer in die Hand nehme: Das Teil ist schwer. Knapp 320 Gramm sind eine echte Hausnummer. Mal schauen, wie es ist, wenn ich das Teil länger auf dem Kopf trage. Und damit fange ich gleich an. Damit es was auf die Ohren gibt, verbinde ich ihn natürlich gleich mit dem Smartphone, was intuitiv klappt. Jetzt noch der Vollständigkeit halber die Marshall-Bluetooth-App runterladen und los geht’s.

Per App Störgeräusche unterbinden …

Die App, die es wahlweise für iOS und Android gibt, ist für den Betrieb des Kopfhörers nicht zwingend erforderlich. Sie bietet aber ein paar nützliche Tools, mit denen ihr noch mehr aus dem Kopfhörer rausholen könnt. So kann mit ihr die Stärke der aktiven Geräuschunterdrückung und der Transparenz-Modus eingestellt werden. ANC kann zum Stromsparen auch komplett ausgeschaltet werden. Da bei meinem Test die von Marshall angesagten 30 Stunden mit ANC sogar noch um einige Minuten übertroffen wurden, ist es im Grunde aus meiner Sicht nicht erforderlich, ANC abschalten zu können. Aber wer weiss: Vielleicht kitzelt das Abschalten doch notfalls noch die ein- oder andere zusätzliche Minute Musik heraus.

Transparenz-Modus per App einstellbar
Sorgt mit schwarzem Hintergrund für Transparenz: Die App von Marshall

… und den Lieblingssound finden oder individuell gestalten

Die App bietet darüber hinaus noch einen Equalizer-Modus mit Presets für verschiedene Musik-Genres sowie die Möglichkeit, benutzerdefinierte Equalizer-Einstellungen vorzunehmen und zu speichern. Ausserdem gibt es eine Marshall-Option ohne veränderte Equalizer-Parameter für puren Marshall-Genuss. Praktisch in der täglichen Handhabung: Ihr habt hier Zugriff auf einen Sleep Mode mit automatischer Abschaltfunktion. Ausserdem könnt ihr den M-Button in der App belegen. Zur Wahl stehen dabei drei Möglichkeiten:

  1. Wechseln zwischen drei Equalizer-Einstellungen, 
  2. Google Assistant aufrufen und
  3. integrierten Sprachassistent auf dem gekoppelten Gerät aufrufen.

Endlich einer für alle!

Ich wähle die Equalizer-Einstellungen. Für mich braucht ein Kopfhörer keinen Equalizer. Er muss, ich denke, das sollte man von einem guten HiFi-Kopfhörer erwarten dürfen, auch ohne Einstellungen optimal auf jegliche Musikrichtungen abgestimmt sein. In der Vergangenheit war das bei Marshall jedoch nicht immer so. Rock und Metal war die bevorzugte Musik für die Kopfhörer. Andere Richtungen sahen dagegen etwas blass aus.

Und ich werde sehr positiv überrascht! Hier haben die Entwickler einen guten Schritt vorwärts gemacht. Zwar bleiben rockige Songs mit Gitarre und Stimme immer noch das Lieblings-Metier der Kopfhörer. Aber mit einem wärmeren und direkteren Klangbild wurden Mittel- und Tieftöne verbessert. So klingt nun auch Jazz, Hip-Hop, oder elektronische Musik gut. Für reine Hip-Hop Enthusiasten ist das Modell noch mit zu wenig Bass ausgerüstet. Aber der Monitor II ANC ist ein cooler Allrounder und, wie ich anerkennend feststelle, bei Weitem nicht nur für Fans von Rockmusik eine tolle Option.

Tragekomfort im Langzeittest

Ganze vier Stunden habe ich den Kopfhörer zwischenzeitlich auf den Ohren und darf zufrieden feststellen: Immer noch kein Problem mit dem Gewicht. Das anfänglich als hoch empfundene Gewicht ist zwar spürbar, aber beeinflusst den Tragekomfort nicht. Die Kopfhörer sitzen bequem und drücken nicht. Sie sind eben einfach anders. Obwohl das geschlossene Design des Kopfhörers die Ohren abschirmt, schwitze ich zuhause überhaupt nicht unter den Ohrpolstern. Mit den zur Mittagszeit schon deutlich gestiegenen Temperaturen und der prallen Sonne über dem Haupt wird es bei mir nach ca. 30 Minuten aber schon etwas feucht, aber nicht mehr als bei anderen Over-Ear-Kopfhörern im selben Segment.

Headset-Qualitäten

Es gehört im Grunde schon zum guten Ton, dass man mit jedem (Bluetooth-)Kopfhörer auch sprechen und chatten kann. Oben wurde das bereits erwähnt. Doch momentan wird Headset-Funktionalitäten vielleicht eine noch grössere Bedeutung beigemessen also sonst. Kurz: Mit den ganzen virtuellen Meetings, die wir aufgrund der aktuellen Homeoffice-Situation abhalten, komme ich intensiv dazu, auch die Mikrofonqualität der Telefonate zu prüfen. Mein Gegenüber hört mich dabei zu jeder Zeit klar und Störgeräusche werden anständig rausgefiltert. Hier gibt sich der Marshall ebenfalls keine Blösse. Einzig das oben angesprochene Fehlen eines zusätzlichen kabelgebundenen Mikrofons wäre als Kritikpunkt zu nennen. Denn so sind für eine funktionierende Telefonie zwingend ein entsprechend geladener Akku sowie eine aktivierte Bluetooth-Verbindung nötig.

Brauchen wir mehr Transparenz?
Jetzt testen wir auch noch die aktive Geräuschunterdrückung. Mit dem ANC-Button kann man diese ein- und ausschalten sowie in den Transparenz-Modus wechseln.

ANC per Button aktivierbar
ANC per Button aktivierbar


Der Transparenzmodus soll den Kopfhörer gewissermassen nach aussen öffnen. Per Knopfdruck sollen Gespräche, Lautsprecherdurchsagen und dergleichen durch Aussenmikrofone gut hörbar an die Person zwischen den Ohrmuscheln weitergegeben werden. Bei aktiviertem Transparenzmodus klingt die Aussenwelt wegen der Mikrofone etwas künstlich. Das ist aber bei allen anderen aktuellen Modellen, die über einen ähnlichen Modus verfügen, gleich. Wie stark der Transparenz-Modus seine Wirksamkeit entfalten darf, legt der Nutzer fest. Die dazu verfügbare Einstellungsmöglichkeit in der App funktioniert gut. Ich entscheide mich dafür, den Kopfhörer mit fast maximal aktivierter Transparenz zu verwenden. Wenn ich etwas von der Aussenwelt hören möchte, dann richtig.

Active Noise Canceling (ANC) im Detail

Bei der Bewertung von ANC beim Marshall-Kopfhörer bin ich zugegeben etwas zwiegespalten. Regelmässige Aussengeräusche wie Bahn- oder Tram-Lärm deckt der Monitor II sehr gut ab. Ein echter Live-Test ist in dieser speziellen Covid-19-Situation ja leider nicht möglich. Deshalb simulierte ich das Reisen mit Bus, Tram, Bahn und Flugzeug eigens für diesen Test bestmöglich per YouTube. So schwer deshalb eine exakte Beurteilung fällt, so scheint mir aber, dass der Kopfhörer höhere Tonfrequenzen und Stimmen teilweise durchlässt. Das kenne ich auch anders. Das Noise Canceling ist beim Marshall zwar gut, im Vergleich haben die Topmodelle bei dieser Funktionalität jedoch noch leicht die Nase vorn. Für den Marshall spricht neben der guten ANC-Funktion aber besonders auch die innovative Steuerung für verschiedenen ANC-Modi am Kopfhörer. Diese erachte ich als grossen Mehrwert.

Mein Fazit

Der Marshall Monitor II ANC ist herrlich anders. Er macht vieles sehr gut. Für mich sind das Design und die Verarbeitung top. Und obwohl er so jung und modern ist, ist er aus meiner Sicht schon jetzt ein Klassiker. Einziger Kritikpunkt aus meiner Sicht: ANC darf bei anderen Geräuschen als Tiefton-Grummeln noch stärker werden. Doch zusammenfassend muss ich zweifelsfrei feststellen, dass sich die Soundqualität gegenüber den Vorgängern enorm verbessert hat und auf die gängigen Musikrichtungen sehr gut abgestimmt ist. Und das ist es, was aus meiner Sicht bei einem Allrounder ausschlaggebend ist.

Ganz klar: Für einen UVP von 329 Franken spielt das Modell in der oberen Klasse der Mitbewerber mit. Die Kopfhörer müssen beim Neukauf eines Over-Ears mit ANC aus meiner Sicht deshalb auf jeden Fall mit in die nähere Auswahl genommen werden.

Der Marshall Monitor II ANC bei BRACK.CH

Und um es abschliessend noch einmal zu erwähnen: Auch nach neuneinhalb Stunden Tragezeit und dem Ende meines Tests stört mich das Gewicht des Kopfhörers noch immer nicht. Groovin' on ...

Sebastian Kestel

Redaktor Corporate Communications

Technik jeder Art fasziniert mich! Ob IT oder Multimedia: da bin ich dabei. Und deshalb blogge ich seit Mitte 2019 hier auf BRACK.CH und freue mich auf den Austausch mit euch. Viel Freude beim Lesen!

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