
Tipps für eine schnelle Wundheilung
Ob Schürf-, Schnitt- oder Operationswunde – mit gezielten Massnahmen können Sie eine einwandfreie Wundheilung fördern. Wir zeigen Ihnen in diesem Beitrag, worauf Sie bei der Wundversorgung achten können, wie die richtige Ernährung die Wundheilung unterstützt und welche weiteren Faktoren den Heilungsprozess beeinflussen.
Die drei Wundheilungsphasen
Die Wundheilung lässt sich grob in drei Phasen einteilen. Diese laufen nicht streng nacheinander ab, sondern können sich auch überlappen. Wie lange die einzelnen Wundheilungsphasen dauern, hängt unter anderem von der Wundgrösse und der Art der Verletzung ab.
- Reinigungs- oder Exsudationsphase: Diese erste Wundheilungsphase startet sofort nach der Verletzung. Bei blutigen Wunden setzt die Blutgerinnung ein. Die Gefässe um die betroffene Stelle verengen sich und die Blutung wird gestillt. Durch eine Entzündungsreaktion beginnt sich die Wunde zu reinigen. Es tritt vermehrt Blutplasma (Exsudat) aus, das Fremdkörper und Bakterien ausschwemmt. Immunzellen helfen zusätzlich, die Wundumgebung gegen Keime zu schützen. Diese Phase dauert in der Regel ungefähr drei Tage.
- Granulationsphase: In dieser Phase beginnt der Neuaufbau von Gefässen und Gewebe. Kleinste Blutgefässe (Kapillaren) und Bindegewebszellen wachsen in die Hautverletzung hinein. Die Wundränder ziehen sich zusammen und die Wunde verkleinert sich. Es entsteht ein Granulationsgewebe. Die Dauer dieser Phase ist unterschiedlich lang.
- Regenerations- oder Epithelisierungsphase: In der letzten Wundheilungsphase verschliesst sich die Wunde vollständig. Der Körper bildet verstärkt Kollagenfasern, die sich vernetzen und stabilisieren. Epithelzellen bilden sich und verschliessen die Wundoberfläche. Bei sehr oberflächlichen Verletzungen verheilt die Wunde narbenfrei. Bei tieferen Hautverletzungen entsteht eine Narbe. Diese kann sich noch bis zu zwei Jahre weiterentwickeln und verbessern.
Mit der richtigen Wundversorgung die Wundheilung fördern
Mit einer sorgfältigen Versorgung schaffen Sie die besten Voraussetzungen für eine schnelle Wundheilung. Bei der Wundversorgung ist es vor allem wichtig, dass Sie einige Hygienemassnahmen beachten. So verhindern Sie, dass Keime an die verletzte Haut gelangen und eine Infektion auslösen. Waschen Sie deshalb immer Ihre Hände mit Seife, bevor Sie Ihre Wunde versorgen. Stark verschmutzte Verletzungen sollten Sie mit klarem Wasser, Kochsalzlösung oder einer Wundspüllösung reinigen und mit Wunddesinfektionsmittel desinfizieren, bevor Sie die verletzte Haut mit einem atmungsaktiven Pflaster oder einer Wundauflage abdecken.
Eine Wundauflage schützt das Wundmilieu vor Keimen und polstert sie gegen Druck und Reibung. Mit modernen Wundauflagen, die für eine feuchte Umgebung sorgen, fördern Sie ausserdem eine schnelle Heilung. Die feuchte Umgebung stellt sicher, dass das Wundgebiet nicht austrocknet und sich keine Kruste bildet. Damit reduziert sich die Narbenbildung und der Juckreiz während der Wundheilung. Zusätzlich bilden sich schneller neue Zellen, die das beschädigte Gewebe ausfüllen. Typische Materialien für eine feuchte Wundheilung sind Hydrogel, Hydrokolloid und Polyurethanschaum.
Wundauflagen und Pflaster müssen regelmässig ausgetauscht werden. Wechseln Sie diese aber nur so oft wie nötig, denn jeder Wechsel stört den Heilungsprozess. Wie oft ein Wechsel stattfinden soll, hängt davon ab, wie sich die Verletzung entwickelt und wo sie sich befindet. Ein Wechsel ist auf jeden Fall dann nötig, wenn die Wundauflage verunreinigt oder durchnässt ist, beispielsweise mit Wundflüssigkeit oder durch das Duschen. Bei nässenden Wunden mit viel Flüssigkeit ist deshalb ein Wechsel öfters nötig als bei oberflächlichen Verletzungen.
Die Heilung ist zusätzlich auch von der Wundart abhängig. Hier einige Tipps, worauf Sie sich bei der Behandlung der Wunden achten können:
Wundheilung bei Schürfwunden
Schürfwunden entstehen, wenn die Haut beim Kontakt mit einem rauen Untergrund (z.B. Asphalt, Kies oder Holz) abgeschürft wird. Deshalb sind Schürfwunden oft stark verschmutzt und benötigen eine gute Wundreinigung. Spülen Sie die Schürfwunde bei der Erstversorgung sorgfältig aus. Verwenden Sie dazu klares Leitungswasser mit milder Temperatur und bei schwachem Wasserstrahl. Zu viel Druck schadet der verletzten Haut. Alternativ eignet sich sterile Kochsalzlösung oder eine Wundspüllösung.
Wundheilung bei kleinen Verbrennungen
Leichte Verbrennungen kühlen Sie sofort für 10 Minuten mit Wasser. Das lindert nicht nur die Schmerzen, sondern verhindert auch, dass sich die Verbrennung weiter ausdehnt. Zum Abdecken der Brandwunde eignen sich Hydrogel-Pflaster. Sie spenden Feuchtigkeit und sorgen für ein optimales Wundmilieu. Zusätzlich helfen kühlende Gels und Salben. Achten Sie dabei auf wasserbasierte und atmungsaktive Produkte.
Wundheilung bei Schnittwunden
Bei Schnittwunden wird die Haut glatt durchtrennt. Hier ist es besonders wichtig, dass Sie die verletzte Stelle schonen und Spannung vermeiden, damit die Schnittwunde im Heilungsprozess nicht erneut aufreisst. Bei grösseren Schnittwunden eignen sich Wundverschlussstreifen. Sie halten das Gewebe zusammen und verhindern ein Aufreissen. Schnittwunden im Gesicht oder über Gelenken sollten Sie ärztlich abklären, da diese oft genäht werden müssen.
Wundheilung bei Operationswunden
Bei einer Operation werden chirurgische Wunden fachgerecht verschlossen und mit einem Wundverband abgedeckt. Damit ist die Grundlage für eine gute Wundheilung gesetzt. Nun ist es wichtig, auch zuhause auf eine saubere Operationswunde zu achten und sie vor Druck und Spannung zu schützen. Zusätzlich kann es helfen, das verletzte Körperteil höher zu lagern und ruhigzustellen.
Wund- und Heilsalben
Wenn die Wunde geschlossen ist, können Sie zu Wund- und Heilsalben greifen. Sie beschleunigen die Regeneration der Haut, lindern den Juckreiz und können das Narbenbild verbessern. Die Produkte enthalten oft den Wirkstoff Dexpanthenol.
Ernährung
Mit einer gesunden und ausgewogenen Ernährung tun Sie ebenfalls viel für eine schnelle Wundheilung. Während eine Wunde heilt, braucht sie Sauerstoff und Nährstoffe. Besonders bei grossen und chronischen Wunden sind viel Protein, Vitamine, Mineralstoffe und Flüssigkeit wichtig, denn sie unterstützen den Aufbau neuer Zellen und den Stoffwechsel. Eine mangelhafte Ernährung beeinträchtigt die Wundheilung.
Ihre Ernährung sollte deshalb hochwertige Nährstoffe enthalten. Proteine, Gemüse, Früchte und Vollkornprodukte sollten regelmässig auf Ihrem Speiseplan stehen. Wenn Sie Ihren Tagesbedarf an Vitaminen und Mineralstoffen nicht über die Ernährung decken können, ist unter Umständen eine Supplementierung sinnvoll. Besonders im Alter, bei schweren Erkrankungen wie Krebs oder nach Operationen steigt das Risiko einer Mangelernährung. In solchen Fällen kann Ergänzungsnahrung unterstützen.
Energiezufuhr
Wundheilungsprozesse erhöhen die Stoffwechselleistung, weshalb wir bei Verletzungen einen erhöhten Bedarf an Energie haben. Achten Sie darauf, täglich genügend Kalorien zu sich zu nehmen. Bei einer ungenügenden Kalorienzufuhr kann es sein, dass Ihr Körper nicht genügend Energie für eine gute Wundheilung hat.
Proteine
Proteine setzen sich aus Aminosäuren zusammen, die für das Zellwachstum und den Aufbau des neuen Gewebes eine wichtige Rolle spielen. Sie sind ausserdem ein wichtiger Baustein für Abwehrzellen und sind deshalb wichtig, um das Infektionsrisiko geringzuhalten.
Proteine finden Sie in Eiern, Hühnerfleisch, Milchprodukten, Soja und Hülsenfrüchten. Weitere Informationen zu Proteinen erhalten Sie in diesem Beitrag.
Vitamine
Viele Vitamine sind direkt oder indirekt an der Wundheilung beteiligt. Vitamin A spielt unter anderem eine Rolle in der Neubildung von Zellen und Gewebe und bei der Kollagensynthese. Vitamin C ist an der Bildung von Kollagen beteiligt. Dieses ist ein wichtiger Bestandteil des Narbengewebes, das die Wunde verschliesst. Vitamin E spielt bei entzündlichen Prozessen eine Rolle und hat so ebenfalls Einfluss auf die Wundheilung. Die Vitamine C und E unterstützen ausserdem ein gesundes Immunsystem.
Aus diesem Grund ist eine ausreichende Aufnahme von Vitaminen wichtig. Sie sind in vielen Früchten, Gemüsen und weiteren Lebensmitteln enthalten. Vitamin A finden Sie unter anderem in Karotten, Spinat, Eiern und Leber. Sanddorn, Zitrusfrüchte und Broccoli sind bekannte Vitamin C-Lieferanten und Pflanzenöle und Nüsse enthalten Vitamin E.
Mineralstoffe
Das Spurenelement Zink ist elementar für die Zellbildung, Zellteilung und den Zellstoffwechsel. Damit beeinflusst es den Wundheilungsprozess massgeblich. Kupfer ist Bestandteil verschiedener Enzyme und dadurch wesentlich am Stoffwechsel beteiligt. Zusätzlich hat es eine antioxidative Funktion. Eisen verbessert den Sauerstofftransport im Blut und spielt eine Rolle bei der Kollagenvernetzung.
Mit der richtigen Ernährung können Sie in der Regel den Bedarf an Mineralstoffen decken. Haferflocken, Linsen, Nüsse und Rindfleisch sind reich an Zink, Eisen und Kupfer.
Omega-3-Fettsäuren
Die gesunden Fettsäuren spielen eine wichtige Rolle für das Immunsystem und fördern die Durchblutung. Damit tragen sie wesentlich zu einer guten Wundheilung bei. Fische (z.B. Lachs und Thunfisch), Pflanzenöle (z.B. Leinöl und Rapsöl) sowie Nüsse und Samen sind reich an Omega-3-Fettsäuren.
Flüssigkeitszufuhr
Besonders bei grossflächigen und bei chronischen Wunden ist der Flüssigkeitsverlust hoch. Achten Sie deshalb darauf, viel zu trinken. Empfehlenswert sind Wasser und ungesüsster Tee.
Bewegung
Versuchen Sie das richtige Mass zu finden. Einerseits ist Bewegung wichtig, denn sie regt den Kreislauf an und fördert die Durchblutung. Das ist positiv für den Wundheilungsprozess. Auf der anderen Seite sollten Sie körperliche Überanstrengung vermeiden. Besonders die betroffene Körperstelle müssen Sie schonen, damit die Wunde nicht strapaziert und in der Heilung gestört wird.
Weitere Einflussfaktoren
Viele Faktoren beeinflussen den komplexen Prozess der Wundheilung. Während einige, z.B. das Alter, nicht veränderbar sind, können Sie mit anderen Faktoren den Wundheilungsprozess gezielt beschleunigen.
- Reibung vermeiden: Ist die verletzte Haut immer wieder Reibung und Druck ausgesetzt, können Reizungen und Wundheilungsstörungen die Folge sein. Schützen Sie frische Wunden mit Pflastern oder Wundverbänden und tragen Sie lockere Kleidung darüber.
- Dem Juckreiz widerstehen: Während die Wunde heilt, entsteht häufig ein unangenehmer Juckreiz. Sie sollten jedoch keinesfalls kratzen. Dadurch reizen Sie die Wundoberfläche. Wenn Sie die Hautverletzung gar aufkratzen, können unschöne Narben entstehen. Mit Wundauflagen für eine feuchte Wundheilung oder Kühlpads wirken Sie dem Reiz entgegen.
- Aufs Rauchen verzichten: Tabakkonsum verschlechtert die im Blut verfügbare Menge an Sauerstoff, sodass dem Körper weniger Sauerstoff zur Verfügung steht. Für eine effiziente Wundheilung ist Sauerstoff jedoch sehr wichtig.
- Keinen Alkohol trinken: Alkohol schwächt das Immunsystem, wodurch sich das Risiko einer Wundinfektion erhöht.
- Sonne meiden: Schützen Sie Wunden und frische Narben vor direkter UV-Strahlung. Die Haut ist sehr empfindlich und es können sich Pigmentstörungen entwickeln.
Passende Produkte
Verwandte Beiträge
Hier finden Sie weitere spannende Beiträge zum Thema.

Hydrokolloid-Pflaster – Was steckt dahinter?
Schnellere Wundheilung, weniger Narben: Hydrokolloide versprechen eine effektive Behandlung von Wunden. Wie das funktioniert und für welche Wunden sich Hydrokolloid-Pflaster besonders eignen, erfahren Sie in diesem Beitrag.
06.07.2023
Mehr lesen
Verbrennungen im Alltag: Sofortmassnahmen und richtige Behandlung
Brühenden Kaffee ausgekippt, das heisse Backblech angefasst oder beim Bügeln nicht aufgepasst – kleine Verbrennungen kommen im Alltag relativ häufig vor. Zum Glück sind es meist oberflächliche Wunden, die in kurzer Zeit von selbst abheilen. Schwere Verbrennungen erfordern hingegen eine rasche medizinische Versorgung. Erfahren Sie, wie Sie leichte Verbrennungen selbst behandeln und wann Sie sich besser in ärztliche Behandlung begeben.
04.08.2023
Mehr lesen
Proteine, Zucker, Mineralstoffe – Was ist was in unserem Essen?
Damit unser Körper funktioniert, brauchen wir eine ausgewogene Ernährung mit Kohlenhydraten, Proteinen, Fetten, Mineralstoffen und Vitaminen. Vermutlich haben Sie schon von diesen Begriffen gehört – aber wissen Sie auch, was genau dahintersteckt?
03.02.2022
Mehr lesenKommentare (0)
Bitte melden Sie sich an, um die Kommentarfunktion zu nutzen.