
Papier und Planet: Ein Leitfaden für umweltbewusste Verbraucher
Die Welt sieht sich mit einer wachsenden Zahl von Umweltproblemen wie Klimawandel, Entwaldung und Ressourcenknappheit konfrontiert. Infolgedessen werden Unternehmen und Verbraucher*innen zunehmend auf die Umweltauswirkungen ihres Handelns aufmerksam und suchen nach nachhaltigeren Ansätzen. In diesem Beitrag erfahren Sie die wichtigsten Fakten zur Papierindustrie und Papierherstellung, und erhalten praktische Tipps, wie Sie Ihren persönlichen Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten können.
Veränderungen in der Papierindustrie
Die Papier- und Zellstoffindustrie schaut bei diesem global relevanten Thema nicht weg und nahm einige Änderungen vor, um nachhaltigere Prozesse zu erschaffen. Umweltfreundliche Papiere und Drucklösungen sind heute eine Priorität für die gesamte Druckindustrie, da Unternehmen weltweit daran arbeiten, ihre Auswirkungen auf unseren Planeten zu verringern. Die Zellstoff- und Papierindustrie nimmt dabei zusammen mit der Druckindustrie eine wichtige Rolle ein, wenn es um die Reduzierung der CO2-Emissionen geht. Von der Wiederverwendung und dem Recycling gebrauchter Papiere über die Kontrolle chemischer Stoffe bis hin zu einer besseren Nutzung von Rohstoffen – in der Papierindustrie werden die inzwischen vorhandenen Möglichkeiten rege genutzt, um Recyclingpapier zu verwenden und umweltfreundliche Herstellungsprozesse einzubinden.
Gemäss der Confederation of European Paper Industries (CEPI) konnte die Papier- und Zellstoffindustrie zwischen 1990 und 2021 eine Gesamtreduktion der Kohlenstoffemissionen um ganze 53% pro Produktionstonne verzeichnen. Zudem wurden im Jahr 2020 in Europa 75% des verbrauchten Papiers recycelt. Nicht zuletzt dadurch kann mit Sicherheit gesagt werden, dass es sich bei Papier um eines der wichtigsten Recycling-Materialien handelt.
Durch die beständige Herstellung sowie Nutzung dieser nachhaltigen Papierprodukten können auch für die Verwendenden nebst den zu erreichenden Klimazielen auch die Kundenbindung, Markenwert und Ansehen weiter gestärkt werden.
Vom Baum zum Blatt: So wird Papier hergestellt

Daraus besteht Papier
Der wichtigste Bestandteil von Papier sind Zellulose oder Holzfasern, die aus verschiedenen Baumarten wie Fichte, Kiefer und Birke hergestellt werden. Für einige Produkte kommen bestimmte Baumarten eher in Frage als andere. Das liegt daran, dass die verschiedenen Baumarten unterschiedliche Eigenschaften besitzen, die sich für bestimmte Anwendungen mehr oder weniger eignen. Während langfaserige Hölzer eine hohe Zugfestigkeit (z.B. für Kartonagen) bieten, weisen kurzfaserige Hölzer eine weichere Struktur auf.
Beim Recycling von Altpapier werden aus dem weggeworfenen Material die Lang- und Kurzfasern erneut entnommen und in gemischter Form wiederverwendet. In der Schweiz bezifferte sich zum Beispiel die Sammelquote von Altpapier im Jahr 2021 auf ganze 81,7%.
Zerkleinerung des Holzes
Der erste Schritt bei der Verarbeitung des Holzes ist das Zerkleinern, Entrinden und Zerfasern zwischen rotierenden Schleifsteinen unter Zugabe von Wasser. Der daraus entstandene Holzschliff kann schon für die Weiterverarbeitung zu Zeitungspapier oder Packpapier verwendet werden.

Weiterverarbeitung des Papiers
Für die weitere Papierherstellung muss jedoch das Lignin (organischer Stoff in der pflanzlichen Zellwand) des Hartholzes aufgelöst und die reine Zellulose extrahiert werden. Dies deshalb, da das Lignin mit seiner bräunlichen Farbe den Bleichungsprozess erschwert und sich negativ auf die Robustheit und Langlebigkeit des Papiers auswirkt. Dazu sind neben Wasser verschiedene chemische Zusatzstoffe erforderlich. Mit dem Beifügen zusätzlicher Chemikalien werden die Fasern in einer Lauge gemischt und mittels chemischem Aufschluss- und Kochvorgang beinahe gänzlich entfernt.

Bleichung
Im Anschluss wird der Zellstoff gebleicht, um dem Papier eine weisse einheitliche Farbe zu verleihen. Diese Mischung aus Füll- und Hilfsstoffen wird auf eine laufende Kunststoffsiebbahn aufgespritzt und durch die Bewegung des Bandes zu einer Papierbahn geformt. Durch den Druck mehrerer beheizter Walzen wird die Papierbahn schlussendlich slalomartig auf beiden Seiten getrocknet und dadurch der überschüssige Wasseranteil entzogen. Ein kleiner Wasseranteil von ca. 8% wird dem Papier beibehalten, da es ansonsten zu spröde und rissig wäre.
Die Papierbahnen werden zuletzt auf grossen Stahlwalzen, auch Tambouren genannt, aufgerollt und daraufhin für die individuelle Verwendung weiter veredelt und verarbeitet.

Tipps zum nachhaltigen Umgang mit Papier
Die nachhaltige Papierproduktion trägt zur Reduzierung des ökologischen Fussabdrucks bei und schützt unsere Wälder und natürlichen Ressourcen. Indem Sie diese Tipps befolgen, können Sie dazu beitragen, den Papierverbrauch zu minimieren und umweltfreundlichere Praktiken zu fördern:
- Zertifizierte Papiere wählen: Achten Sie auf Umweltzertifikate wie FSC (Forest Stewardship Council) oder PEFC (Programme for the Endorsement of Forest Certification). Diese weisen auf nachhaltige Forstwirtschaft hin, wodurch der Verlust von Artenvielfalt und Lebensraum durch Abholzung verhindert wird. Mehr zu den Zertifizierungen finden Sie in unserem Beitrag Papiereigenschaften.
- Recyceltes Papier: Verwenden Sie, wenn immer möglich, recyceltes Papier. Dies spart Ressourcen und reduziert den Bedarf an Holz für die Papierherstellung.
- Altpapier korrekt entsorgen: Indem Sie Altpapier von anderen Abfällen trennen und in die entsprechenden Recycling-Behälter entsorgen, ermöglichen Sie die Wiederverwertung von Papierfasern.
- CO2 neutrale Papiere wählen: Papier ist für circa 70 – 80% der Emissionen während der Druckernutzung verantwortlich und spielt somit einen wichtigen Faktor bei der Reduzierung des CO2-Fussabdrucks in der Arbeitswelt. Heutzutage gibt es einige Angebote von CO2 neutralem Papier, mit denen Sie Ihre Emissionen beträchtlich verringern können.
- Zu beachten beim Drucken: Verwenden Sie die Druckvorschau, bevor Sie ein Dokument ausdrucken, um sicherzustellen, dass auch nur die benötigten Seiten gedruckt werden. Nutzen Sie zudem die beidseitige Druckfunktion des Druckers, um weniger Papier zu verbrauchen.
Durch das Recyclen von Altpapier lässt sich der Holzverbrauch markant verringern. Mit dem heutigen technologischen Fortschritt ist es sogar möglich, praktisch nur aus Altpapier entstandenes Papier zu verwenden. Da jedoch die einzelnen Fasern nicht unbegrenzt in derselben Qualität wiederhergestellt und verarbeitet werden können, kann auf neue Fasern (sprich neues Holz), nie ganz verzichtet werden.