
522 Mrd. US-Dollar, 3 Mrd. Spielende – Trends und Wachstum der Gaming-Industrie
Videospiele sind keine nerdige Nische mehr, sondern in der Breite der Gesellschaft angekommen und als Branche rasant wachsend: Künstliche Intelligenz, Cloud Gaming und Mixed Reality könnten dabei fundamental weiterentwickeln, wie wir bisher Spielwelten erlebten. 2026 könnte die Spiele-Industrie damit komplett neue Höhenflüge erreichen. In diesem Artikel analysieren wir die wichtigsten Trends für das neue Jahr, und wie der nächste Hardware-Einkauf zukunftsbereit ausfällt.
Dynamischere und individuellere Spielerlebnisse als je zuvor
Weniger starre Script-Abläufe, mehr dynamische und reaktive Welten: Stell dir vor, die Charaktere in Videospielen reagierten völlig einzigartig, dynamisch und erinnern sich an die individuellen Entscheidungen und Verhaltensweisen des Spielenden. Spontane Reaktionen der Non-Player Characters (NPCs) , vielleicht sogar individuelle Dialoge für jeden Durchgang. Oder was wäre, wenn die Spielwelt sich selbst neu erfindet oder Level volldynamisch variiert? Jeder Spieldurchlauf würde anders sein, Hunderte Spielstunden mehr wären gewährleistet.
Technologien, die vor wenigen Jahren noch visionär und realitätsfern klangen, könnten 2026 ein Stück näher in die Realität rücken. Künstliche Intelligenz macht Spielwelten lebendiger, Cloud Gaming befreit vom Hardware-Zwang, und Mixed Reality verschmilzt digitale mit realen Räumen. Die Gaming-Branche steht vor einem Umbruch, der nicht nur Technikbegeisterte betrifft: Weltweit spielen in 2025 über 3 Milliarden Menschen, der Markt wächst laut Statista auf über 522 Milliarden US-Dollar, Gaming-Hardware allein macht davon 178,41 Mrd. US-Dollar aus (Quelle: Videospiele - Weltweit | Statista Marktprognose). Zocken ist längst ein Massenphänomen, und die Weichen für die nächsten Jahre einer intensiven technischen Evolution werden jetzt gestellt.
KI könnte das Spieldesign beflügeln
Künstliche Intelligenz ist 2026 kein Marketing-Versprechen mehr, sondern als Werkzeug in der Spiele-Kreation angekommen. Entwicklerstudios setzen KI ein, um Welten prozedural zu generieren, NPCs mit authentischen Verhaltensmustern auszustatten und Missionen dynamisch an den Spielstil anzupassen. Das Ergebnis: Spielverläufe, die sich mit jedem Durchgang etwas anders anfühlen und an das Verhalten des Menschen spürbar anpassen.
Auch die Technik profitiert von Grafik-Upscaling, wie zum Beispiel Nvidias DLSS 4. Hier werden neuronale Netze eingesetzt, um aus niedrigeren Auflösungen gestochen scharfe Bilder zu berechnen – bei höheren Frameraten und mit geringerem Stromverbrauch. Für Gamende bedeutet das intensivere Detailtiefe, flüssigere Bewegungen, und das auch auf Systemen, die heute eigentlich nicht mehr als Spitzenklasse gelten würden.
KI-Potenziale im Einsatz
- Prozedurale Welten: Landschaften, Dungeons und Quests entstehen algorithmisch und kein Spieldurchgang gleicht dem anderen.
- Lernende NPCs: Charaktere entwickeln ihr Verhalten anhand vergangener Interaktionen und passen Dialoge, Taktiken und Handlungen entsprechend an.
- Personalisierung: Schwierigkeitsgrade, Hinweise und die Story-Entwicklung richten sich nach individuellem Tempo und Vorlieben.
Cloud Gaming: High-End ohne Hardware-Zwang
Wer ein aktuelles AAA-Spiel in 4K spielen will, brauchte bisher eine Konsole oder einen Gaming-PC ab locker 1'500 Franken aufwärts. 2026 könnte ein stabiler Internetanschluss genügen. Cloud Gaming, das Streaming von Spielen direkt auf Smartphone, Tablet oder Smart-TV, wird serienreif. Anbieter wie Xbox Cloud Gaming, GeForce Now und PlayStation Plus Premium bieten Day-One-Zugang zu Neuerscheinungen, ohne dass lokale Hardware die Grafik berechnen muss.
Das Prinzip ähnelt Streaming: Abo zahlen, einloggen und spielen. Die Rechenleistung liegt im Rechenzentrum, übertragen wird nur das Videosignal. Die Latenz, also die Verzögerung zwischen Eingabe und Bildschirmreaktion, sinkt durch 5G-Netze und optimierte Server-Infrastrukturen auf 25-40 Millisekunden unter optimalen Bedingungen. Für viele Genres wäre die Fahrtrichtung der Performance mehr als ausreichend. Die Frage lautet nicht mehr, ob Cloud Gaming funktioniert, sondern für wen es zur passenden Alternative wird. Wer Multiplayer-Shooter mit ernsthaftem Anspruch spielt, wird wahrscheinlich weiterhin auf lokale Hardware setzen. Wer Story-Abenteuer, Strategiespiele oder Rollenspiele bevorzugt, findet in Cloud-Abos eventuell eine flexible, kosteneffiziente Alternative.
Mixed Reality gewinnt an Relevanz
Apple Vision Pro, Meta Quest 3, PlayStation VR2: Die neue Generation von Mixed-Reality-Headsets könnte virtuelle Welten ins Wohnzimmer transportieren. Und das ganz ohne Kabelsalat, aber mit höherer Auflösung und zunehmend intuitiverer Steuerung. Mixed Reality kombiniert Virtual Reality (VR) (vollständiges Eintauchen) mit Augmented Reality (AR) , also digitalen Elemente in realer Umgebung, und öffnet Spieldesignern neue Möglichkeiten.
Einige beispielhafte Szenarien dafür: Ein Puzzle-Spiel projiziert Rätsel auf echte Wände, ein Horror-Titel lässt Schatten und Monster durchs eigene Heim huschen oder ein Fitness-Game verwandelt das Wohnzimmer in einen interaktiven Parkour. Die Grenze zwischen Spiel und Realität verschwimmt: nicht als Gimmick, sondern als wachsender Trend im Designprinzip.
Noch sind die Preise hoch, die Tragekomfort-Frage nicht final gelöst, und viele Titel befinden sich in Early-Access-Phasen. Doch die Entwicklung beschleunigt sich: Bis Ende 2028 erwarten Marktbeobachter über 22,9 Millionen verkaufte VR/AR-Headsets weltweit. Wer jetzt einsteigt, erlebt eine Technologie im Übergang – mit hohem Potenzial, aber auch offenen Fragen bei Preis und Komfort.
Hardware, die sich lohnt: Konsolen, PCs, Monitore
2026 steht im Zeichen von technologischer Verfeinerung statt radikalem Umbruch . Neue Konsolen-Generationen sind nicht angekündigt, doch Hersteller wie Sony und Microsoft bringen überarbeitete Versionen der aktuellen Modelle auf den Markt. Diese Mid-Cycle-Refreshes bieten effizientere Chips, grössere Speicherkapazitäten und teils verbesserte Kühlsysteme. Die aktuelle Konsolengeneration bleibt damit voraussichtlich für die nächsten zwei bis drei Jahre technisch relevant.
Im PC-Segment schreitet die Entwicklung schneller voran: DDR6-Arbeitsspeicher befinden sich noch in der Entwicklung, während GDDR7-Grafikspeicher und PCIe-5.0-Schnittstellen zunehmend in High-End-Systemen Einzug halten. Neue GPU-Architekturen wie Nvidias Rubin und AMDs RDNA-Varianten setzen auf höhere Energieeffizienz und KI-gestützte Optimierungen. Auch Gaming-Laptops profitieren davon – integrierte KI-Chips helfen bei der Anpassung von Lüftersteuerung und Leistungsprofilen.
Bei Monitoren zeigt sich 2026 ein klarer Trend zu höheren Bildwiederholraten und besseren Panel-Technologien: Modelle mit bis zu 540 Hz und 1 ms (Grey-to-Grey) sind im Handel verfügbar. Experimentelle Prototypen überschreiten diese Werte, aber 1000 Hz bleiben noch Zukunftsmusik. Mini-LED- und OLED-Displays bieten höhere Kontrastwerte und präzisere Farbdarstellung, was insbesondere für E-Sport und Streaming Vorteile bergen kann. Nutzer, die noch auf 60 Hz setzen, erleben beim Umstieg eine deutlich flüssigere und direktere Bildwiedergabe.
Kaufempfehlungen fürs kommende Jahr:
- Konsole: Stabiler Markt mit überarbeiteten Modellen und langem Support-Zeitraum.
- Gaming-PC: Höchste Flexibilität und Leistung, zunehmend mit KI-Unterstützung und moderner Speichertechnik.
- Cloud-Gaming: Wachsende Alternative für mobiles oder kosteneffizientes Spielen.
- Monitor: 144 Hz oder mehr sind Standard für kompetitives Gaming; 4K ab 27 Zoll ideal für Story-Titel.
Services im Trend: Abos, Cross-Play und Community-Features
Abo-Modelle nach dem Vorbild von Netflix oder Spotify könnten sich weiter etablieren. Hier bieten beispielsweise Xbox Game Pass, PlayStation Plus und EA Play Hunderte Titel für eine monatliche Pauschale, oft mit Zugriff ab Erscheinungstag, an. Das senkt die Einstiegshürde und lädt zum Experimentieren ein: Indie-Perlen neben AAA-Blockbustern, ohne Einzelkauf-Risiko.
Cross-Play wird zunehmend Standard: Wer auf PlayStation spielt, kann gemeinsam mit PC und Xbox in dieselben Lobbys – eine Selbstverständlichkeit, die lange auf sich warten liess. Auch Cross-Progression (Spielstände plattformübergreifend nutzen) setzt sich durch. Spiele könnten also zukünftig samt Savegames auf Konsole, PC und Smartphone nahtlos weitergespielt werden.
Community-Features gewinnen dabei an Gewicht: In-Game-Voice-Chat, Clan-Systeme, Social-Hubs und nutzergenerierte Inhalte schaffen Bindung über einzelne Titel hinaus. Gaming ist soziale Praxis und nicht nur ein Einzelerlebnis.
David gegen Goliath: Plattformen im Wandel
Bis zu 41 Millionen gleichzeitig aktive Nutzer:innen pro Tag nutzten Valves Spieleplattform Steam im Jahr 2025. Sie gilt als eine der ersten, die – 2003 gegründet – einen digitalen Marktplatz für PC-Spiele erstmalig abbildete: Games bewerten, kaufen, downloaden – alles an einem Ort gebündelt. Auch der Aufbau von Communities der Spiele, in denen sich Fans austauschen können, wurde bei Steam prototypisch aufgebaut. Aber Steams anfängliche Vorreiterrolle wackelt, und Konkurrenten wie z. B. GOG.com drängen in den Markt. GOG fokussierte sich anfangs grossteils auf ältere Klassiker, aber expandiert zunehmend auch auf moderne Franchises. Auch Epic Games fordert Steam mit exklusiven Deals und aggressiver Preispolitik heraus, und sicherte sich in der Vergangenheit exklusive Deals wie das Mobile-Game Fortnite und weitere Titel. In Bezug auf diese Markt-Plattformen kann sicher gerade auch in Bezug auf Preispolitik und Attraktivität noch einiges an Entwicklung und Wettkampf erwartet werden. Für die Spielerbasis bedeutet das ein breiteres Aufgebot an Plattformen, potenziell attraktivere Preise und Angebote in fairerem Wettbewerb.
Indie-Studios holen im Windschatten auf
Während AAA-Studios mit steigenden Entwicklungskosten, Restrukturierungen und Personalreduktionen kämpfen, gewinnen dynamische kleine Indie-Entwickler Marktanteile. Kompaktere Teams setzen auf kreative Mechaniken, mutige Erzählweisen und Community-Nähe – oft erfolgreicher als Blockbuster mit Neunstelligen-Budgets. Spiele wie «Hades», «Stray», «Vampire Survivors» oder auch «Manor Lords» zeigen: Innovation und Leidenschaft können gewichtige Marketingbudgets schlagen.
2026 wird dieser Trend anhalten. Wer neue Spielerfahrungen sucht, findet sie häufiger im Indie-Bereich. Wer spektakuläre Grafik und Hollywood-Inszenierung will, bleibt bei AAA. Indie-Newcomer bringen frischen Wind auf den Markt. Sie beweisen, dass Leidenschaft und die gelungene Umsetzung einer Idee heutzutage noch immer Menschen begeistern können. Es braucht hier nicht immer die Millionen-Budgets, sondern lieber gelungene Spielmechaniken, durchdachte Stories und Detailverliebtheit.
Der «Manor Lords»-Trailer als Beispiel von Indie-Power – nur ein einzelner Entwickler steckt hinter diesem Feuerwerk an Potenzial, das bis heute fleissig weiterentwickelt wird:
Die Klassiker in neuem Gewand
Wie schon in diesem Blog-Artikel («Spiele-Klassiker – Jahrzehnte alt, aber mit Spass-Garantie») beleuchtet, gibt es Videospiele-Ikonen, die an Popularität nicht verlieren, sondern sogar immer weiter gewinnen. Neben den kleineren Studios können also auch diese Urgesteine aufpoliert werden und die Menge an Remakes mit Vermarktungspotenzial wird auch 2026 nicht abreissen. «Gothic 1» beispielsweise steht noch zum finalen, heiss erwarteten Release aus, während auf Reddit und auf Discord-Channels Diskussionen um favorisierte Remakes nicht abreissen. Da sich beispielsweise Resident Evil 2 und 3 wie auch Star Wars Battlefront als Neuauflagen vorbildlich verkauften, können auch im kommenden Jahr weiterhin aufgefrischte «Urspiele» erwartet werden.
Mit Blick auf die Zukunft klug investieren
Gaming 2026 bedeutet mehr Auswahl, einfacheren Zugang und technologisch grosses Potenzial nach vorne. KI kann die Spiele intelligenter machen, Cloud Gaming senkt die Einstiegshürden und Mixed Reality eröffnet neue Perspektiven des Spiele-Erlebnisses. Die Hardware wird noch performativer, Plattformen und Services flexibler und die Communities vernetzter als zuvor. Die Branche boomt, nicht nur in Umsatz, sondern in kulturell-breiter Relevanz.
Wer jetzt in Hardware investiert, sollte ehrlich abwägen: Brauche ich die neueste Grafikkarte, oder reicht ein Cloud-Abo? Lohnt sich ein VR-Headset für die Spiele, die ich tatsächlich spiele? Zahle ich für Features, die ich nutze, oder für Versprechen, die noch in der Zukunft liegen?
Gute Spiele entstehen nicht durch Technik allein, sondern durch Kreativität, Mut und das richtige Werkzeug. 2026 stellt das Rüstzeug bereit. Aber welche Technologien und Trends akzeptiert und gekauft werden, das entscheiden die einzelnen Spieler:innen. Lasst uns also im nächsten Jahr mit unseren Kaufentscheidungen Impulse setzen, die der Spiele-Industrie zeigen, was wir uns wünschen und welche Methoden wir nicht unterstützen wollen – so z. B. endlose In-Game-Marktplätze, rein kosmetische Geldmacher oder DLCs, die im Preis-Leistungs-Verhältnis nicht halten, was sie versprechen.
Auf was freut ihr euch im Bereich Gaming 2026 am meisten? Schreibt's gerne in die Kommentare. 😉
Quelle Titelbild : Adobe Stock | 1552029103
Marketing Manager Editorial Content
Ehemaliger Kulturjournalist, heute Unternehmenskommunikator mit B2B-Hintergrund in öffentlichen Institutionen und der Softwareindustrie. In meiner Freizeit dreht sich vieles um Technik in allen Facetten: eine zu grosse Gitarrensammlung, jede Menge Audio-Equipment und ungebrochene Musikleidenschaft. Dazu kommt das Fotografenauge – mit Schwäche für (leider) viel zu teure Kameras – und meine nostalgische Liebe zu PC-Spielen: von taktischen Shootern über Rollenspiele bis hin zu Strategie-Klassikern. Bei Brack darf ich über all das schreiben, was mich schon immer fasziniert hat.
Alle Beiträge des Autors anzeigen



