
Festmahl unterm Tannenbaum: Weihnachtsessen und ihre Traditionen rund um die Welt
Weihnachten verbindet – und wie könnte das besser gehen als beim gemeinsamen Essen? Weltweit kommen Familien zusammen, doch die Festtagsmenüs könnten unterschiedlicher nicht sein. Jede Region hat ihre eigenen Traditionen, die oft tief in der Geschichte und Religion verwurzelt sind.
Schweiz: Zwischen Fondue, Filet im Teig und Guetzli
In der Schweiz gibt es beim Weihnachtsessen keine einheitliche Tradition – und genau das macht es so spannend. Je nach Region, Familie und Geschmack variieren die Menüs stark. Viele Schweizer Familien schwören auf Fondue Chinoise: dünne Fleischscheiben werden in heisser Bouillon gegart, dazu gibt es hausgemachte Saucen, Salate und Brot. Es ist gesellig, praktisch und lädt zum langen Zusammensitzen ein.
Ebenso beliebt sind Käsefondue und Raclette. Wenn draussen Schnee fällt und der Duft von geschmolzenem Käse durch das Haus zieht, ist Weihnachtsstimmung garantiert. Beide Gerichte stehen für Wärme, Gemeinschaft und unkomplizierten Genuss. Genau das, was viele an Weihnachten suchen.
In anderen Haushalten wird traditionell ein Rinderfilet im Blätterteig serviert, manchmal kombiniert mit einer Beilage wie Marroni oder Rosenkohl. Und egal, welches Gericht auf dem Teller landet – die Festtagsguetzli, von Zimtsternen über Mailänderli bis hin zu Spitzbuben, dürfen auf keinem Schweizer Weihnachtstisch fehlen.
Deutschland: Braten, Karpfen und Stollen
In Deutschland spielt das Weihnachtsessen ebenfalls eine grosse Rolle und fällt je nach Region unterschiedlich aus. In vielen Familien steht der klassische Braten auf dem Tisch – oft Gans, Ente oder Schweinebraten, begleitet von Rotkohl, Klössen und Sauce.
Sehr beliebt ist auch ein einfacheres, aber traditionelles Gericht: Würstchen mit Kartoffelsalat. Dieses Essen wird vor Allem in Nord- und Westdeutschland serviert. Besonders häufig kommt es an Heiligabend auf den Tisch, da es sich gut vorbereiten lässt und man so dem hektischen Tagesablauf ausweichen kann.
Im Süden wird zu Weihnachten auch gern Karpfen serviert; eine Tradition, die auf das christliche Fasten zurückgeht. Vor dem Fest wurde oft auf Fleisch verzichtet und Fisch diente als festliche Alternative.
Nicht zu vergessen ist der berühmte Christstollen – ein süsses Hefegebäck mit Rosinen, Mandeln und Puderzucker. Wer Stollen backt oder kauft, pflegt eine Tradition, die bis ins 15. Jahrhundert zurückgeht.
Frankreich: Foie Gras, Gänsebraten und Bûche de Noël
In Frankreich gilt Weihnachten als kulinarisches Highlight des Jahres. In vielen Familien beginnt das Fest mit dem «Réveillon», einem ausgedehnten Abendessen am 24. Dezember. Auf den Tellern stehen oft Foie Gras, Austern oder ein feiner Gänsebraten, begleitet von edlen Beilagen wie Kartoffelgratin oder saisonalem Gemüse.
Zum Dessert darf die berühmte «Bûche de Noël» nicht fehlen – eine kunstvoll dekorierte Roulade, die wie ein kleiner Holzstamm aussieht. Sie symbolisiert den alten Brauch des Weihnachtsholzes, das im Kamin verbrannt wurde, und ist heute ein optisches und geschmackliches Highlight.
Grossbritannien: Truthahn, Pudding und Mince Pies
In Grossbritannien ist der Truthahn das Herzstück des Weihnachtsessens, meist gefüllt mit einer Mischung aus Brot, Kräutern und Früchten. Dazu gibt es oft Rosenkohl, Karotten, Pastinaken und Kartoffelgratin.
Das Dessert bildet traditionell der «Christmas Pudding», ein schweres, würziges Gebäck mit Trockenfrüchten und Alkohol, das manchmal flambiert serviert wird. Zudem sind «Mince Pies», kleine gefüllte Teigtaschen, während der Feiertage allgegenwärtig. Historisch stammen sie aus dem Mittelalter, als Gewürze und Früchte den Reichtum der Familien zeigten.
USA: Festlich, süss und deftig
In den Vereinigten Staaten gleicht das Weihnachtsessen einer Mischung aus europäischer Tradition und amerikanischer Innovation. Truthahn ist auch hier beliebt, begleitet von Cranberry-Sauce, Kartoffelpüree und Gemüse.
In einigen Regionen wird zusätzlich Schinken serviert, oft glasiert mit Honig oder Ahornsirup. Das Dessert variiert stark: «Pumpkin Pie», «Apple Pie» oder «Pecan Pie» sind die klassischen Favoriten. Besonders beliebt ist auch der «Eggnog», ein cremiges Getränk aus Milch, Eiern, Zucker und Alkohol, das während der Feiertage getrunken wird.
Italien: Fisch und Festtagsgerichte
In Italien steht am Heiligabend traditionell «La Vigilia», das «Fest der sieben Fische» auf dem Speiseplan. Dieser Brauch hat religiöse Wurzeln und erinnert an die Fastenzeit vor Weihnachten. Auf den Tellern finden sich zum Beispiel Stockfisch, Meeresfrüchte oder Calamari, meist kombiniert mit Pasta oder Polenta. Am 25. Dezember folgt dann das grosse Familienessen, oft mit Fleischgerichten wie Lamm oder Geflügel. Als krönender Abschluss dienen Panettone oder Pandoro, süsse Hefekuchen, die in allen Regionen Italiens geliebt werden.
Skandinavien: würzig, deftig und gemütlich
In Skandinavien spielt Weihnachten vor allem in Dänemark, Schweden und Norwegen eine grosse Rolle. Ein typisches «Julbord» in Schweden ist ein festliches Buffet mit Schinken, Würsten, eingelegtem Hering, Käse und Kartoffeln.
In Norwegen ist «Ribbe», der gewürzte Schweinerippenbraten, das Highlight, begleitet von Sauerkraut und Kartoffeln. Auch «Lutefisk», getrockneter und eingeweichter Fisch, hat dort Tradition. Diese Gerichte sind deftig, würzig und perfekt für die kalten Wintertagen, die mit Kerzenlicht und gemütlicher Stimmung besonders festlich werden.
Japan: Chicken, Kuchen und Lichterglanz
In Japan ist Weihnachten kein traditionell religiöses Fest mit der Familie, sondern wird eher mit Freunden oder romantisch als Paar gefeiert – ähnlich wie Valentinstag im Westen.
Eine besonders bekannte Tradition ist das Weihnachtsessen mit frittiertem Hühnchen von KFC. Der Brauch entstand in den 1970er Jahren durch eine erfolgreiche Werbekampagne. Wer am 24. Dezember Hühnchen essen will, muss oft Wochen im Voraus bestellen. Zum Dessert gibt es meist einen Weihnachtskuchen mit leichtem Biskuitteig, Erdbeeren und Schlagsahne; er soll für Reinheit und Freude stehen.
Mexiko: Tamales, Bacalao und Ponche Navideño
In Mexiko ist Weihnachten ein farbenfrohes und lebendiges Fest, das mit der «Nochebuena» – der Heiligen Nacht – gefeiert wird. Familien kommen zusammen, um traditionelle Speisen zu geniessen. Besonders beliebt sind «Tamales» – Maisteig, gefüllt mit Fleisch oder Gemüse und in Maisblätter gewickelt. Ebenso gehört «Bacalao a la Vizcaína», ein würziger Stockfisch-Eintopf mit Tomaten, Oliven und Kapern, auf viele Weihnachtstische.
Dazu trinkt man «Ponche Navideño», einen warmen Fruchtpunsch aus Guaven, Äpfeln, Zimt und Rohrzucker, der für Weihnachtsduft und Gemütlichkeit sorgt. Um Mitternacht wird oft gemeinsam getanzt und gefeiert. Weihnachten ist in Mexiko ein Fest voller Musik, Lichter und Gemeinschaft.
Südafrika: Sommerliche Festtafel mit Braai und Pudding
Da in Südafrika Weihnachten mitten im Sommer gefeiert wird, findet das Fest oft im Freien statt. Viele Familien bereiten ein «Braai» (Grillfest) zu mit Steaks, Würstchen und Hähnchen, dazu frische Salate und Brot.
Auch kalte Buffets mit Meeresfrüchten oder Roast Beef sind beliebt. Zum Dessert gibt es oft «Malva Pudding», einen warmen, süssen Karamellpudding, der mit Vanillesauce serviert wird. Die Atmosphäre ist fröhlich und entspannt, denn Weihnachten wird unter der Sonne gefeiert – oft mit Picknicks, Schwimmen und Musik.
Fazit
Ob festlich oder einfach: Weihnachtsessen ist mehr als nur Nahrung. Es schafft Nähe, hält Traditionen lebendig und macht die Festtage unvergesslich. Egal ob Karpfen, Truthahn, Fondue oder «Bûche de Noël» – das gemeinsame Mahl bleibt der Herzpunkt jeder Feier. Wer sich auf die kulinarischen Traditionen rund um den Globus einlässt, entdeckt nicht nur neue Rezepte, sondern auch die Geschichten, die Familien seit Jahrhunderten verbinden. Weihnachten schmeckt eben überall ein bisschen anders, aber die Botschaft bleibt gleich: zusammenkommen, geniessen, feiern.
Quelle Titelbild: Unsplash | Monika Grabkowska
Lernende Mediamatikerin
Ob unterwegs in neuen Städten, beim Geniessen von gutem Essen oder in meiner Küche beim Ausprobieren neuer Rezepte – ich liebe es, Neues zu entdecken. Auf Reisen lasse ich mich von neuen Eindrücken inspirieren, während ich beim Kochen und Backen selbst kreativ werde. Den Ausgleich finde ich beim Sport oder wenn ich auf Konzerten in die Musik eintauche. Genauso wichtig sind mir die gemeinsamen Momente mit Freunden, die all das noch wertvoller machen.
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