
«Erster Schultag? So machst du’s deinem Kind leicht – und dir selbst auch»
«Huch! Was ist denn da passiert?» Gerade eben lag das Kind doch noch im Kinderwagen, hat seinen ersten Brei verdrückt und auf dem Spielplatz mit Sand um sich geschmissen. Und jetzt? Jetzt steht er vor der Tür – der allererste Kindergarten- oder Schultag. Man kann es kaum glauben, wie schnell die Zeit rast. Und irgendwo zwischen Aufregung, Stolz und ein bisschen Wehmut beginnt er, dieser neue Lebensabschnitt. Ein kleiner grosser Aufbruch in die Selbstständigkeit. Wie du dein Kind (und dich selbst) auf diesen grossen Tag vorbereiten kannst, das liest du hier.
Ein paar Wochen vorher: Der sanfte Countdown
Rituale üben – aber ohne Stress
Kinder lieben Rituale. Sie geben ihnen Sicherheit und sie fühlen sich wohl, wenn immer alles in etwa gleich verläuft.
Ein Kindergarten- oder ein Schulkind zu sein, ist neu und das macht vielleicht auch ein bisschen Angst. Deshalb können kleine Probeläufe dem Kind helfen, sich sicher zu fühlen. Lauft den Schulweg gemeinsam ab, bei Regen, bei Sonne, vielleicht auch mit dem Trottinett (falls erlaubt). Auch die Morgenroutine könnt ihr gemeinsam üben und ein paar Mal durchspielen.
Der Wellentag, der in vielen Schweizer Schulen durchgeführt wird, kann den Kindern ebenfalls helfen, die Angst vor dem Unbekannten zu nehmen. Der Besuch in der neuen Klasse gibt schon mal einen ersten Einblick und bietet die Gelegenheit, das Schulzimmer und die neue Lehrperson kennenzulernen. Für die Kindergartenkinder ist er besonders wichtig und dient dazu, den Übergang in die erste Klasse zu erleichtern.
Fragen ernst nehmen – auch wenn sie schräg sind
Wenn sich Dinge verändern, gibt es für Kinder viele Unsicherheiten. Das ist beim Kindergarten- oder Schulstart nicht anders.
«Muss ich mich melden, wenn ich aufs WC muss?»
«Was ist, wenn ich niemanden kenne?»
«Darf ich mein Kuscheltier mitnehmen?»
Alles legitime Fragen und deshalb ist es wichtig, dass du sie ernst nimmst. Besprecht sie zusammen, auch wenn du nicht auf alle eine Antwort hast. Mach deinem Kind Mut. Es ist auch okay, zu sagen: «Ich weiss es auch nicht genau, aber wir finden es zusammen heraus.» Pass auf, dass du nicht zu viel aus deiner Schulzeit erzählst. In den letzten Jahren hat sich nämlich ganz viel verändert. Alte Geschichten können die Kinder nämlich mehr verunsichern, als dass sie helfen.
Langsam in den Alltag zurück
In den Sommerferien ist oft alles ein bisschen lockerer: Später ins Bett, mehr Bildschirmzeit, kein fester Tagesablauf. Es kann deshalb helfen, ein paar Tage vor dem Start den Rhythmus langsam wieder einzuführen. Das Kind spürt somit: Etwas Neues beginnt, und wir bereiten uns gut drauf vor.
Tipp: Wecker ein paar Tage vorher stellen (ja, auch in den Ferien), abends früher runterfahren, gemeinsam das Znüni vorbereiten – wie eine kleine Probe für das, was kommt.
Achte auf deine Wortwahl
«Ab jetzt ist Schluss mit lustig.»
«Jetzt beginnt dann der Ernst des Lebens.»
«Geniesse es noch ein bisschen, jetzt beginnt dann das richtige Leben. »
Auch wenn es nicht böse gemeint ist: Solche Sätze von Erwachsenen suggerieren Kindern: «Ab jetzt ist Schluss mit lustig!» Dabei soll Lernen doch spannend, schön und neugierig machen. Also lass die alten Floskeln und sag lieber:
«Du wirst so viel Neues entdecken!»
«Ich bin gespannt auf deine Geschichten!»
«Du darfst Fehler machen, genau dafür ist die Schule da.»
Ein paar Tage vor dem Schulstart: Der Vorbereitungs-Endspurt
Aufregung zulassen und gut begleiten
Viele Kinder sind aufgeregt. Manche freuen sich, andere haben richtig Bammel. Beides ist okay.
Wichtig ist: Du musst dein Kind nicht «stark reden».
Sei einfach du und vermeide wenn möglich Sätze wie «Du brauchst keine Angst zu haben!» oder «Das wird schon!»
Das ist nett gemeint, aber nicht hilfreich.
Sag lieber: «Es ist normal, dass du aufgeregt bist. Ich bin da, wir schaffen das zusammen.»
Gemeinsam packen – und alles vorbereiten
Der Schulsack ist für viele Kinder das Symbol für «Ich bin jetzt gross!». Sie sind dementsprechend stolz und marschieren oft schon lange vor dem ersten Schultag mit ihm in der Wohnung herum.
Das Packen der Schultasche ist deshalb für die Kids ein wichtiges Ritual. Macht das gemeinsam und überlegt, wo was hinkommt.
Auch das erste Outfit will gut überlegt sein. Sucht das am besten ebenfalls schon ein paar Tage vorher aus, damit es kurz vorher keine Diskussionen gibt. Ich weiss, es ist nicht immer ganz einfach, aber: Lass die Kinder entscheiden, was sie anziehen wollen. Sie müssen sich an ihrem grossen Tag wohlfühlen. Bei Entscheidungsschwierigkeiten kannst du sie notfalls unterstützen, indem du ihnen ein paar Vorschläge machst und sie daraus dann ihre Favoriten aussuchen können.
Ein Tag vor dem Schulstart – Weniger ist mehr
Macht keine grossen Überraschungsparties, keine aussergewöhnlichen Ausflüge mehr. Verbringt gemeinsam einen schönen und entspannten Tag, am besten mit etwas Bewegung, Spiel und Spass. Lasst auch den Abend ruhig angehen. Ein feines Abendessen, ein gemeinsames Spiel, vielleicht noch eine Geschichte vorlesen. Schaut nochmals zusammen, ob alles parat und an seinem Platz ist. Das gibt dem Kind Sicherheit für den grossen Tag. Auch ein kleiner Mutmach-Trank kann Wunder bewirken, auch wenn es nur ein Schluck Wasser aus einer selbstverzierten «Zaubertrank-Flasche» ist. Die Geste zählt.
Der grosse Tag ist da – Keep cool!
Genug Zeit einberechnen
Auch wenn du normalerweise alles in letzter Sekunde machst, Stress ist hier und heute fehl am Platz. Für einen ruhigen Tagesstart, plane unbedingt genügend Zeit ein. Schau, dass du selbst möglichst fit und munter bist, bevor dein Kind aufwacht. Nimm dich etwas zurück und gib möglichst wenig Anweisungen. Weniger ist eindeutig mehr. Die Lehrperson wird dann alles Wichtige im Unterricht selber sagen und erklären.
Der Abschied: Kurz und ohne grosses Theater
Die ersten Kindergarten- und Schulmomente dürfen die Eltern meistens mit den Kindern geniessen. Danach heisst es aber «Tschüss sagen». Wichtig: Kein grosses Drama machen, kein ewiges Hängenbleiben, kein: «Mami und Papi gehen jetzt, ist gut? Nicht weinen, gell?». Sag klar und ruhig: «Ich bin stolz auf dich. Ich hole dich nach der Schule. Du wirst das gut machen.» Dann: winken, lächeln, gehen. Auch wenn’s schwerfällt. Vertrauen zeigen ist die grösste Starthilfe für dein Kind .
Und was ist mit dir?
Der allererste Schultag wird auch für dich ein grosser Schritt sein. Vielleicht bist du mega stolz und gleichzeitig etwas wehmütig. Vielleicht sitzt du danach mit einem Kafi auf dem Sofa und heulst ein bisschen. Oder du bist einfach nur erleichtert. Alles davon ist okay.
Du hast deinem Kind geholfen, gross zu werden. Jetzt entdeckt es ein Stück mehr von der Welt. Und du darfst, mit offenem Herzen mitgehen. Freu dich auf alles was kommt!
Und jetzt gibt es nur noch eins: Tief durchatmen, loslassen – und dem neuen Schuljahr mit einem kleinen Lächeln entgegenfiebern.
Quelle Titelbild: Kateryna Hliznitsova unsplash
Redaktorin, Bloggerin, zuständig für Familienthemen
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