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Leseflaute – Ursachen und wie du sie besiegst

04.06.2025

Die Bücher stapeln sich wie stille Vorwürfe auf deinem Nachttisch. Du greifst nach einem halbgelesenen Roman, blätterst lustlos durch die Seiten, fasst endlich einen Entschluss und setzt beim nächsten Kapitel an – doch es hilft nichts. Zeilen, die dich einst in ihren Bann zogen, sind nunmehr nichts weiter als eine Aneinanderreihung zusammenhangsloser Begriffe. Du liest, ohne zu verstehen. Welten sind wieder zu Worten geworden. Die Magie ist fort.

Schnell wird dir klar, dass dich dein ungebetener Gast wieder aufgesucht hat: die allseits verhasste Leseflaute. Welchen Besuchsgrund sie sich wohl diesmal aus den Fingern saugt? Und wie zeigst du ihr die Tür?

Daran könnte es liegen

Es gibt Zeiten, da fällt uns das Lesen spielend leicht – und dann wiederum welche, in denen uns die Leselust gänzlich im Stich lässt. An diesen Tagen liegen wir irgendwo zwischen «ich will lesen» und «ich kann nicht lesen», sind hin- und hergerissen; denn eigentlich wollen wir ja wissen, wie die Geschichte weitergeht (!), nur... lesen – lesen wollen wir sie nicht.

Die Ursachen dafür können so vielfältig sein wie die Bücherwelt selbst. Meistens lassen sie sich jedoch einer oder mehreren der folgenden Kategorien zuordnen:

  • Das falsche Buch – oder das richtige Buch zur falschen Zeit
  • Konzentrationsschwierigkeiten durch digitale Ablenkung
  • Lesesättigung (eventuell aus Überdruss an bestimmten Genres)
  • Zeitmangel, Alltagsstress oder allgemeine Erschöpfung

Vielleicht hast du eine Art Lese-Burnout, weil du zu viel gelesen hast – vielleicht hast du aber auch zu wenig Text verschlungen und es dir dadurch abgewöhnt. Was auch der Grund sein mag: Wenn du bis hierhin drangeblieben bist, wird es höchste Zeit, der Flaute die Stirn zu bieten. An Entschlossenheit fehlt es dir schon mal nicht, schliesslich liest du gerade.

So wirkst du ihr entgegen

Sehen wir der Wahrheit ins Gesicht: «Lies einfach» oder «lies einfach nicht» taugen als Strategien nichts, und es däumchendrehend auszusitzen ist alles andere als zufriedenstellend. Doch keine Sorge, denn es gibt zahlreiche erprobte Methoden, die dich aus deiner misslichen Lage befreien können. Ein paar Beispiele wären da…

Routine aufbauen

Der Schlüssel liegt in der Gewohnheit, ähnlich wie beim Sport. Eine sorgfältig etablierte Routine nimmt dir die Hürde, solange du sie aufrechterhältst. Doch wie baust du sie auf? Ganz einfach: von Grund auf. Damit ist nicht gemeint, dass du gleich draufloslesen sollst, ganz egal, wie sehr es dir widerstrebt – nein, hier sind Babyschritte gefragt. Fang klein an und arbeite dich langsam hoch. Setze dir klare, aber realistische Ziele. Erst sind es vielleicht nur drei Seiten vor dem Schlafengehen, nach und nach wird jedoch ein ganzes Kapitel daraus. Entwickle eine Routine, die sich nahtlos in deinen Alltag fügt, und halte sie ein.

Gemeinsam lesen

Natürlich könntet ihr euch auch zu zweit oder zu dritt zusammensetzen und Seite für Seite gemeinsam durchgehen – doch das ist damit nicht gemeint. Es geht vielmehr darum, sich mit anderen auszutauschen und Ziele zu setzen. Ob nun ein Buchclub oder eine Abmachung im Freundeskreis: Gemeinsame Leseziele motivieren. Wenn ihr das gleiche Buch lest, könnt ihr Meilensteine festlegen und die Kapitel regelmässig besprechen. Und falls eure Lesevorlieben für ein gemeinsames Buch doch zu weit auseinanderliegen sollten, berichtet ihr euch einfach gegenseitig von eurer aktuellen Lektüre.

Für Abwechslung sorgen

Womöglich liegt es ja nicht an dir, sondern an deinem Lesestoff. Gerade bei einem turbulenten Alltag können sprachlich und/oder inhaltlich anspruchsvolle Bücher eine richtige Herausforderung darstellen. Da lohnt sich leichtere Kost. Und wenn du dazu neigst, immer zum selben Genre zu greifen, dann wage dich gezielt an Neues. Wer weiss, vielleicht bist du das Genre einfach leid und brauchst eine kleine Erfrischung? Stöbere ruhig in deinem Ungelesen-Stapel, ganz ohne Gewissensbisse. Deine aktuelle Lektüre kannst du auch zu einem anderen Zeitpunkt wieder aufgreifen, mach dir da keinen Druck. Hauptsache, du sorgst für ein bisschen Abwechslung. Wer besonders verwegen ist, kann auch zwischen verschiedenen Büchern hin- und herwechseln.

Ablenkung und Stress reduzieren

Die Gedanken schweifen ab, deine Finger greifen nach deinem Smartphone, und ehe du dich versiehst, scrollst du bereits durch Social Media. Für den modernen Menschen ist Fokus gar nicht mal so einfach: Überall lauert Ablenkung, und natürlich müssen wir jederzeit erreichbar bleiben. Die Welt dreht sich schneller denn je – manchmal haben wir sogar das Gefühl, von einem Tag zum nächsten gerissen zu werden. Die gute Nachricht ist: Lesen kann dir beim Entschleunigen helfen, aber dafür musst du den Tag erstmal abklingen lassen. Atme tief durch, bereite dir eine warme Tasse Tee zu und trenne dich bewusst von alltäglichen Ablenkungsfaktoren. Hast du es zum Beispiel mal mit Digital Detox versucht?

Bewusste Lesepausen einlegen

Weg mit dem schlechten Gewissen! Lesepausen kannst du auch ganz bewusst einlegen. Versuchen wir es also mal mit umgekehrter Psychologie: Die nächsten drei Tage darfst du nicht weiterlesen. So nimmst du dir den Druck und kannst dich anderen Dingen widmen. Mit etwas Glück juckt es dich dabei schon in den Fingern, diese Regel zu brechen, und du greifst ganz unversehens nach deinem Buch. Wenn nicht, wird dich der Lesedrang in diesen Tagen zumindest nicht mehr plagen, sodass du wieder mit klarem Kopf in die Geschichte eintauchen kannst.

Hörbücher ausprobieren

Gerade bei Zeitmangel und Erschöpfung können Hörbücher ein wahrer Segen sein – nicht zuletzt, weil du nebenher auch anderen Tätigkeiten nachgehen kannst. Du könntest sie zum Einschlafen hören, oder aber beim Putzen. Hörbücher lassen sich leichter in deinen Alltag integrieren und können dir dabei helfen, die Leseflaute zu überbrücken, ohne dabei hängenzubleiben. Ich weiss, dass der Griff zum Hörbuch gerade stolzen Leserinnen und Lesern schwerfallen kann, doch gib der Sache eine Chance. Kleiner Geheimtipp: Spotify hat eine grosse Auswahl an Hörbüchern – vielleicht findet sich dort eins von deiner Lektüre.

Hilft alles nichts?

Dann ist vielleicht der Moment gekommen, das Lesen zeitweise loszulassen. Manchmal ist der beste Weg aus der Flaute, nicht gegen sie anzukämpfen. Lesen sollte keine Pflichtübung sein, sondern ein Genuss. Wenn die Worte nicht zu dir wollen, zwing dich nicht – sie finden schon zurück. Denn wer Bücher liebt, wird früher oder später wieder von ihnen angezogen. Bis dahin darfst du dich ganz ohne schlechtes Gewissen ablenken und die Sache auf sich beruhen lassen. Gib dir etwas Zeit.

Quelle Titelbild: Unsplash | lilartsy

Duygu Özdemir

Content Marketing Managerin

Wenn ich mal nicht gerade damit beschäftigt bin, meiner literarisch-kreativen Ader freien Lauf zu lassen, stecke ich höchstwahrscheinlich in einem Netflix-Marathon fest («Nur noch eine Folge!»), unterhalte ich mich angeregt über die verschiedensten Themen, lese ein gutes Buch oder fordere mich selbst mit einem neuen Hobby heraus. Meine Wissbegierde kennt keine Grenzen, und hier habe ich die Möglichkeit, sie auszuleben und mit anderen zu teilen.

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