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Ich tracke, also bin ich? Sinn und Unsinn von Fitnesstrackern, Smartwatches & Co.

08.05.2025

Wer heute einen Spaziergang macht, weiss meist ganz genau, wie viele Schritte dabei zusammenkommen – dank einem kleinen Helfer am Arm. Dieser kann aber noch viel mehr: Er zeigt, wie oft wir uns bewegen, wie gut (oder schlecht) wir schlafen und ob unser Körper gerade im Entspannungs- oder Alarmmodus ist. Aber tut uns das alles wirklich gut?

Der Trend zur Selbstüberwachung

Was früher höchstens beim ärztlichen Check-up Thema war, ist heute Teil des Alltags. Die Technik misst, protokolliert und analysiert Schritte, Kalorien, Herzfrequenz, Schlafqualität, Körpertemperatur und sogar den Sauerstoff im Blut. Hinzu kommen Challenges mit Gleichgesinnten sowie Erinnerungen zum Aufstehen, Trinken oder Durchatmen. Kurz gesagt hast du ein ganzes Coaching-Team direkt am Handgelenk. Für manche ist das Tracking eine Spielerei, für andere wird es zur Gewohnheit, manchmal sogar zur Identität. Der eigene Zustand wird dann zunehmend durch digitale Rückmeldungen definiert. 

Die Nachfrage nach sogenannten Wearables boomt und ein Ende des Health-Tracking-Trends ist nicht in Sicht. Doch wo die Technik so tief ins Leben eingreift, bleibt Kritik nicht aus. Und es stellt sich die Frage: Was wiegt am Ende mehr, die Vorteile oder die Risiken? 

Fit durch Feedback: Daten, die (vielleicht) gesünder machen

Unsere smarten Begleiter sind nicht nur dazu da, uns aufzuzeigen, wie viel wir uns bewegen, sondern wollen uns auch sanft zu einem aktiveren, gesünderen Lebensstil animieren. Und das funktioniert für viele ziemlich gut.  

Wer sich darüber bewusst ist, dass die Uhr mitrechnet, lässt den Lift vielleicht öfter mal links liegen und nimmt die Treppe. Oder geht am Abend noch eine Runde spazieren, wenn das Schrittziel noch nicht erreicht ist. Die ständige Rückmeldung in Form von Grafiken, Herzchen oder virtuellen Pokalen macht Fortschritte sichtbar und sorgt für Motivation und ein gutes Gefühl.  

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Blick auf den Tracker: Ist das Schrittziel schon erreicht? Quelle: Unsplash | Daniel J. Schwarz

Wearables helfen, die eigenen Vitalwerte besser kennenzulernen: Herzfrequenz, Schlafqualität, Atemfrequenz oder Kalorienverbrauch. Einige Geräte erkennen sogar Stürze und rufen im Notfall Hilfe. Andere liefern personalisierte Trainingspläne, schlagen Ruhephasen vor oder warnen, wenn Werte aus dem Muster fallen. 

Auch aus wissenschaftlicher Sicht gibt es Potenzial: Studien zeigen, dass das Tracking mit Wearables die Motivation zur Bewegung erhöhen und das gesundheitliche Befinden verbessern kann. Und wenn das Gerät dann auch noch symbolisch auf die Schulter klopft, fühlt sich das für viele richtig gut an.  

Auch die soziale Komponente ist sehr beliebt. Gemeinsam Schritte sammeln oder sich gegenseitig überbieten? Für einige effektiver als jede ärztliche Mahnung. Natürlich ersetzen Smartwatch und Co. keine medizinische Beratung, aber sie können helfen, Muster zu erkennen und bewusster mit dem eigenen Körper umzugehen.  

Falsche Zahlen, falsche Schlüsse

So beeindruckend die Datenflut auch ist: Nicht alle Messwerte sind hundertprozentig verlässlich. Herzfrequenz, Kalorienverbrauch oder Sauerstoffsättigung können schwanken – je nach Modell, Sitz des Geräts oder Aktivitätsform. Wer sich blind auf seine digitalen Begleiter verlässt, kann sich täuschen. Das ist besonders dann heikel, wenn daraus gesundheitliche Entscheidungen abgeleitet werden. Zwar weisen Hersteller darauf hin, dass die Geräte nicht für medizinische Diagnosen gedacht sind, dennoch orientieren sich viele Nutzer*innen stark an den Tracking-Werten. 

Viele Fitnesstracker liefern dir zusätzlich einen Gesamtscore – mal als «Readiness»-Wert, mal als «Body Battery» oder «Tagesform-Index». Eine einzige Zahl soll dir sagen, wie es dir gerade geht. Klingt praktisch, hat aber Tücken, wie eine Untersuchung zeigt: Die Berechnungen sind oft intransparent, beruhen auf schwankenden Einzelwerten und manchmal auch auf doppelter Bewertung.  

Ein Beispiel dazu: Schlechter Schlaf führt oft zu einer geringeren Herzfrequenzvariabilität (HRV) – beides sind Zeichen für Stress oder fehlende Erholung. Einige Tracker ziehen dafür aber gleich zwei Minuspunkte ab: einmal für den schlechten Schlaf und einmal für die veränderte Herzfrequenz. Das wirkt wie eine detaillierte Analyse, ist aber im Grunde eine doppelte Bestrafung für ein einziges Problem. Und hat zur Folge, dass dein Körper auf dem Display gestresster wirkt, als er tatsächlich ist.  

Druck statt Fortschritt: Wenn die Psyche mitleidet

Und dann ist da noch der Kopf. Was als Motivation beginnt, kann schnell in Stress umschlagen. Die ständige Selbstbeobachtung erzeugt auch Druck. Wenn der Tracker morgens meldet, dass du dein Schlafziel nicht erreicht hast – obwohl du dich eigentlich ganz okay fühlst – kann das Frust auslösen.  

Wenn die Technik dem eigenen Empfinden widerspricht, führt das zu Unsicherheiten. Studien zeigen: Health-Tracking kann psychisch belasten, besonders wenn die angezeigten Werte nicht korrekt sind.  

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Der ständige Blick auf die Gesundheits-App tut nicht immer gut. Quelle: Unsplash | Pablo Merchán Montes

Smarte Geräte, sensible Daten

Wearables sammeln nicht nur Schritte, sondern auch eine Menge hochsensibler Daten, zum Beispiel zu deiner Person, über deinen Körper und oft auch deinen Standort. Diese Infos können sehr wertvoll sein – aber nicht nur für dich. 

Einerseits besteht das Risiko, dass Daten in die falschen Hände geraten, etwa durch Sicherheitslücken oder Datenlecks. Zum anderen räumen sich viele Hersteller in ihren AGBs das Recht ein, die gesammelten Infos an Dritte weiterzugeben. Für Werbetreibende, Krankenkassen und Pharmafirmen könnten solche Daten sehr wertvoll sein. Ein Blick in die Datenschutzbestimmungen deiner App ist also aufschlussreich – und durchaus ernüchternd. 

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Wearables sicher nutzen: Darauf kannst du achten

Je mehr du über dein Gerät weisst, desto besser kannst du Risiken einschätzen. Informiere dich, darüber, welche Daten dein Gerät sammelt, wo es diese speichert und mit welchen anderen Geräten oder Apps es die Informationen teilt. Zusätzlich wichtig:

  • Zugriffsrechte prüfen: Fitnesstracker und Co. greifen oft auf Daten deines Smartphones zu (Standort, Kontakte, etc.). Viele dieser Zugriffsrechte kannst du einschränken oder ausschalten.

  • Regelmässige Updates installieren: Sie schliessen Sicherheitslücken.

  • Gerätezugang einschränken: Einige Wearables lassen sich mit einem PIN oder Passwort schützen.

  • Schnittstellen nur bei Bedarf aktivieren: Bluetooth, WLAN und Co. bieten Angriffsfläche für Cyber-Attacken.

Aber auch die Hersteller stehen in der Pflicht: Sicherheitsupdates, transparente Datenschutzrichtlinien und datensparsame Voreinstellungen sollten eigentlich selbstverständlich sein.

Balance statt Zahlenwahn

Keine Sorge, das bedeutet nicht, dass du deine Smartwatch oder deinen Fitnesstracker in die Schublade verbannen musst. Die digitalen Helfer können durchaus sinnvoll sein. Insbesondere, wenn du sie über eine längere Zeit nutzt. Auf Dauer beginnst du Muster zu erkennen, kannst dich verbessern und lernst, deinen Körper besser zu verstehen. 

Wichtig ist nur: Versteif dich nicht auf einzelne Zahlen und lass die Werte nicht über dein Leben bestimmen. Hör auf dein eigenes Körpergefühl: Wie fühlst du dich wirklich? Bist du müde, weil die App dir das sagt – oder weil dein Körper es dir zeigt? 

Ein gesunder Lebensstil entsteht nicht durch Punkte, Pokale oder bunte Balken, sondern mit Balance und Eigenwahrnehmung.  

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Quelle Titelbild: Unsplash | Daniel J. Schwarz 

Eliane Lee

Content Marketing Manager

Ich liebe es, in andere Welten einzutauchen, sei es durch spannende Geschichten, mit Reisen in ferne Länder und Kulturen oder in meinem eigenen kleinen Garten – ich bin immer auf Entdeckungsreise. Und wenn es Zeit wird, die Seele baumeln zu lassen, findet ihr mich auf der Yogamatte oder mit einem guten Buch in der Hand.

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