
Pay2Win: Gekaufter Erfolg
Pay to Win: bezahlen, um zu gewinnen. Ein Begriff, der in der Gaming-Community für mächtig Gesprächsstoff sorgt. Wer Echtgeld ausgibt, erhält zum Teil erhebliche Vorteile gegenüber anderen Gamer:innen. Ist das fair?
Unter dem Begriff Mikrotransaktionen stellen Spielepublisher Zusatzinhalte gegen ein Entgelt zur Verfügung. Während bei kosmetischen Gegenständen wie Skins oder Gesten des Alter Egos wohl niemand ein Problem damit hat, sieht es bei Objekten oder Fähigkeiten mit erheblichem Vorteil gegenüber dem Gamestandard anders aus. Du denkst vielleicht: ziemlich unfair? Trotzdem boomt das Geschäft wie nie zuvor. Warum zahlen viele Leute für etwas, dass letztendlich eine Belohnung für das Bewältigen von Challenges im Game sein soll? Ich werfe einen kritischen Blick auf diese Spielmechanik.
Money, Money, Money
Getreu dem Hit der schwedischen Popikonen ABBA gibt es einen guten Grund, warum Spieleentwickler auf das Bezahlmodell Pay2Win setzen: Geld! Natürlich wird dieser Begriff von den Publishern nicht verwendet, das wäre zu offensichtlich. Sie nutzen daher Euphemismen wie «Time Saver» oder «Live Service Support». So richtig in Fahrt kam die Thematik mit dem Aufkommen von Handygames. Viele Free2-Play-Spiele sind in der Basisversion zwar gratis; um neue Levels freizuschalten oder lästige Werbeanzeigen auszublenden aber ist eine Investition notwendig.
Zahlst du schon oder spielst du noch?
Ich kann mich noch gut an die Zeit erinnern, als ich das MMORPG (Du verstehst nur Bahnhof? Hier geht’s zu dem Gaming-Jargon-Lexikon) World of Warcraft richtig intensiv gezockt habe. Da begegnete ich online vielen sogenannten «Chinafarmern». Das sind Spieler:innen, oft in organisierten Gruppen, die Gold (Spielwährung) oder Items erspielten, um sie gegen echtes Geld zu verkaufen. Gamestudio Blizzard hat diese Praxis nie geduldet und ging dagegen vor. Also Friede, Freude, Eierkuchen in der Welt von Azeroth? Mitnichten – denn das Entwicklerstudio bietet seit 2015 selbsternannte «WoW-Token» an, die käuflich erworben werden können.
Obwohl ich viele Stunden mit dem Game verbrachte, schaute ich immer etwas neidisch auf Gegenstände von anderen Spieler:innen, die diese dann auch noch mitten in einer virtuellen Stadt quasi auf dem Silbertablett präsentierten. Nach dem Beginn meiner Zweitausbildung musste ich das Spielpensum drastisch reduzieren und meine Aussichten, jemals ein beliebtes und entsprechend starkes Rüstungsset zu erhalten, schwanden gen null. Daher kann ich es etwas verstehen, dass reale finanzielle Mittel für den Erwerb von virtuellen Gegenständen eingesetzt werden. Dennoch habe ich nie darauf zurückgegriffen, weil mir das einfach gegen das Prinzip des Gaming ging. Wenn ich für einen Erfolg bezahle, ist es nicht dasselbe, wie wenn ich mir die Belohnung selbst «erspielt» habe. Siehst du das anders? Dann hinterlasse gerne einen Kommentar 😊
P2W ab absurdum: Lootboxen
Wenn ich generell bei Pay-to-win skeptisch bin, dann legt die Lootbox noch eine Stufe drauf. Lootboxen sind virtuelle Kisten in Computer- und Videospielen, die zufällige Belohnungen enthalten. Das heisst, du weisst nicht mal, was du für dein ausgegebenes Geld erhältst. Diese Mechanik grenzt an Glücksspiel und es gibt bereits Länder, in denen dieses umstrittene Element auch verboten ist, beispielsweise Belgien und die Niederlande. Hierzulande gibt es keine eindeutige gesetzliche Regelung für Lootboxen. Ob sie als Glücksspiel gelten, hängt davon ab, ob man dafür bezahlen muss und ob der Inhalt einen finanziellen Wert hat. Die eidgenössische Spielbankenkommission (ESBK) prüft von Fall zu Fall.
Unterschätzte Suchtgefahr
Die Mechaniken hinter Pay2Win scheinen auf den ersten Blick harmlos: Ein paar Franken für bessere Ausrüstung, ein Power-Boost oder eine seltene Figur. Doch genau diese kleinen, wiederholten Belohnungen gegen Geld können ein Suchtverhalten fördern. Achte deshalb darauf, ob du oder dein Kind schon Symptome einer Erkrankung aufweisen:
- Kreisen die Gedanken um das Spiel oder Käufe auch ausserhalb der Gaming-Zeit?
- Wird weiter fleissig eingekauft trotz finanziellen Engpässen?
- Verheimlichst du oder dein Kind Ausgaben für Zusatzinhalte?
- Bist du oder der Nachwuchs nervös oder reizbar, wenn nicht gespielt oder gekauft wird?
- Werden Schule, Ausbildung, Arbeit oder soziale Kontakte vernachlässigt?
Trifft ein Warnsignal oder gar mehrere auf dich oder dein Umfeld zu, gibt es Hilfsangebote in der Schweiz. Sei es online auf https://www.suchtschweiz.ch sowie https://www.sos-spielsucht.ch/de/ oder telefonisch bei der dargebotenen Hand, die unter der Nummer 143 erreichbar ist.
Fazit
Pay2Win ist ein zweischneidiges Schwert. Einerseits verstehe ich die Entwickler:innen, denen sich eine neue Einnahmequelle öffnet, andererseits stellt es für Gamer:innen eine potenzielle Kostenfalle dar. Ein absolutes No-Go sind meiner Meinung Lootboxen, deren Vergleichbarkeit mit Glücksspiel nicht von Ungefähr kommt. Hinzu kommt noch die Suchtgefahr, aber kann nicht jeder Überkonsum zur Abhängigkeit führen? Was ist deine Meinung zum Thema Pay-to-Win? Hast du auch schon etwas gekauft? Schildere deine Erfahrung und hinterlasse einen Kommentar.
Quelle Titelbild: Yunus Tug (Unsplash)
Content Marketing Manager
Bereits in jungen Jahren erhielt ich meinen ersten Computer. Bald darauf kam ich mit den ersten PC-Komponenten in Berührung und habe diese zur Leistungssteigerung eingebaut. Dabei half mir meine Leidenschaft für Gaming und Technik, die bis heute ungebrochen ist. Regelmässig informiere ich mich über die neusten Trends in der Computerwelt, sei es für Business, Home-Office oder Multimedia. Dazu gehören auch die neuesten Mobilgeräte und all ihre Gadgets.
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