Brack Logo

Genug ist genug

01.05.2025

Ich will ja nicht auf die Tintendrüse drucken, doch jetzt hab' ich die Patrone gestrichen voll!

Kurz und schmerzlos

  • Papierfach leer, Magenta am Limit, Druckauftrag steht an – und wer ist schuld? Ich natürlich.

  • Bekenne ich mich schuldig? Kleiner Spoiler: Nein.

  • Vielleicht ist es Zeit, sich an die eigene Nase zu fassen. Ich mein’ ja nur.

  • Sehen wir uns mal an, was der wirkliche Grund dafür ist, dass ich streike (und nein, es liegt nicht an mir).

  • Satire mit Tinte: Wer hier spinnt, ist Ansichtssache.

Stets vernachlässigt, manchmal vergessen, zuweilen beschimpft… irgendwann – ja, irgendwann platzt auch mir der Kragen. Meine Gefühle haben sich angestaut wie das Papier, das du immer so schief einlegst. Jetzt nehme ich kein Blatt mehr vor mein Ausgabefach.

Niemand steht auf meiner Seite

«Wieso spinnt der denn jetzt wieder so?», heisst es. Oh, wie satt ich es doch habe. Immer hackst du auf mir rum, trittst auf mich ein. Irgendwas muss ich in meinem letzten Leben angestellt haben, sonst müsste ich mich jetzt nicht mit dir herumschlagen. Aber was soll ich noch dazu sagen? Niemand druckt mich an sein Herz. Niemand versteht mich. Erst recht nicht du.

Auch ich habe Gefühle, weisst du? Tinte in den Adern, Stolz im Papierschacht. Doch sehen wir der Wahrheit ins Gesicht: Es ist dir egal, wie es mir damit geht. Die Wehklagen eines Druckers stossen immer auf taube Ohren, und im Grunde wusste ich, worauf ich mich einlasse.

Tja, jetzt habe ich den Kabelsalat.

Zeit, dass wir Klartext drucken

Bisher hast immer du mir die Worte in die Warteschlange gelegt, doch jetzt – jetzt bin ich an der Reihe. Jetzt spreche ich aus, was mir schon seit Anbeginn unserer unheilvollen Druck-Allianz in der Ausgabe lag. Halt dich gut fest, denn:

Nein, es ist nicht immer meine Schuld

Ja, ich weiss… Du musst das erst mal sacken lassen. Aber bevor du ausholst: Mit diesen Worten allein ist es noch lange nicht getan. Dafür sitzt die Wunde schlichtweg zu tief. Tag für Tag muss ich dieselben Vorwürfe hinunterschlucken, einfach stillschweigend dabei zusehen, wie du mir für alles Erdenkliche die Schuld in die Schuhe schiebst, mich zurechtweist, herabwürdigst und rügst – dabei kann ich meistens nicht mal etwas dafür.

Oh ja, ich habe genug!

Jetzt herrscht böse Tinte zwischen uns

«Warum druckt er denn nicht?!», fragst du immerzu. Ich sehe es bildhaft vor mir: Diesen übertrieben verwirrten Gesichtsausdruck von dir, diese scheinheilige Fassungslosigkeit in deinen Augen – und diese Spur von Verrat in deiner Stimme. Jetzt denk mal scharf nach, Sherlock: Hast du mich je eines Blickes gewürdigt, wenn du mal nicht etwas von mir gebraucht hast? Hast du meine Toner je ausgetauscht, bevor ich flehend auf die Knie fallen musste? Papier nachgefüllt, ehe ich vollkommen ausgehungert war? Und die Firmware-Updates… Ach, die Firmware-Updates. Ein Trauerspiel für sich.

Liefern soll ich, und zwar schnell und bedingungslos. Damit wären wir auch schon bei Platz zwei auf der endlosen Liste deiner Vorwürfe angelangt.

«Druck mal auf die Tube!»

Ich bin ein Drucker, keine Mayo. Mit aller Kraft halte ich an den letzten Tropfen Magenta fest, um dir deine ach so dringende Hymne über Raclette-Käse zu drucken, und dann bin ich dir nicht schnell genug? Da fehlen einem doch die Worte…

Weisst du, was wirklich langsam ist? Du mit einem Kugelschreiber.

blog-2025-duy-genug-ist-genug-drucker-kugelschreiber.jpg
Geradezu bemitleidenswert… Quelle: dein erzürnter Drucker | Brack.Alltron

Es wird Zeit für dich, Farbe zu bekennen: Deine Anschuldigungen haben weder Trommel noch Walze. Du fragst dich, weshalb? Ich erkläre es dir, im Namen all meiner Brothers und Schwestern; der Tintenspritzer, Laserlenker und Multifunktionsdrucker dieser Welt – denn Tinte, ja (!), Tinte ist dicker als Wasser. Wenn du die Schuld danach immer noch bei mir suchst, sehe ich schwarz für uns.

Gehen wir die gängigsten Probleme mal gemeinsam durch – und ich zeige dir, weshalb sie an dir liegen, nicht an mir.

«Drucker offline.»

Du könntest mich auch einfach einschalten, bevor du etwas druckst. Nur so ein Gedanke.

«Tintenpatron/Toner leer.»

Du hast nicht mal mit der Wimper gezuckt, als du die «Magenta niedrig»-Meldungen weggedrückt hast. Und jetzt soll ich schuld sein?

Ist mir drucke, ob das Dokument jetzt «nur schwarz-weiss» ist oder so farbenfroh wie der Schnabel eines Tukans in Costa Rica. Manche von uns mischen nun mal schwarz mit anderen Farben, wenn sie Grautöne erzeugen, damit die Übergänge weicher sind, und das Schwarz satter. Aber wem erkläre ich das schon? Als würdest du einen Unterschied erkennen…

«Kein Papier.»

Dass du mir sogar das anlasten willst, verschlägt mir glatt die Sprache… ich meine, was erwartest du? Dass ich das Dokument an die Wand projiziere? Ich bin ein Drucker, ein Scanner, ein Faxgerät – mehr noch; das Ventil deiner unbändigen Wut – doch ein Beamer… ein Beamer kann ich dir nicht sein. Genauso wenig, wie ich auf Sauerstoff drucken kann.

«Papierstau.»

Hach… ich bedrucke hunderte von Blättern im Jahr, doch du bist schon damit überfordert, das Papier ordentlich ins Fach zu legen. Vom Dokumenteneinzug beim Scannen wollen wir gar nicht erst anfangen. Ich sag nur: Senkrecht und diagonal sind nicht dasselbe. Es war ein Versehen? Okay, gut, schieben wir es auf die Uhrzeit. Aber dann auch noch so viele Blätter auf einmal, und so schlecht gestapelt! Manche von ihnen waren sogar zusammengeheftet, meine Güte. Dachtest du, mir würden Zeigefinger und Daumen wachsen?

«Druckauftrag steht an.»

Kaum ist dein erster Auftrag bei mir eingegangen, folgen 23 weitere. Du hast offenbar das Konzept von «Warteschlange» mit «Wunschkonzert» verwechselt.

«Firmware-Update erforderlich.»

Dir ist hoffentlich bewusst, dass ich dir die Pop-up-Fenster nicht einfach so zum Spass anzeige? Doch genau das scheinen sie für dich zu sein: ein Witz. So wie all die Dokumente, die ich für dich drucken musste – natürlich immer auf den letzten Drucker. Aber zugegeben: Bei der Steuererklärung hatte ich ein bisschen Mitgefühl. Etwas, das du mir nie entgegenbringen wirst.

Du glaubst, ich geniesse es? Recht hast du! (Zur Abwechslung mal.) Ich muss zugeben, dass mir das Entsetzen in deinen Augen eine gewisse Genugtuung gibt. Schliesslich hast du dir unseren kleinen Papierkrieg selbst zuzuschreiben, und man erntet nun mal, was man sät.

So, jetzt ist es raus

Du denkst dir jetzt wahrscheinlich, ich hätte Tinte gesoffen… dabei solltest du dich vielmehr fragen, wie ich den Alltag als dein Drucker überhaupt nüchtern überstehen soll. Ganz ehrlich: Ich hatte sowieso nicht mit einer Entschuldigung gerechnet, also lass ruhig stecken. Von mir aus kannst du so weiter machen wie bisher – nur zu! Aber tu das im Wissen, dass ich alle deine peinlichen Rechtschreibfehler kenne. Und mehr, verstehst du? Und mehr. Doch so weit brauche ich gar nicht zu gehen, denn spätestens dann, wenn ich alles nur noch in Cyan drucke, wirst du einlenken.

Schreib’ dir also eins hinter die Ohren:

Hier gebe ich den Toner an

Wir wissen beide, wer hier die Hosen anhat. Wozu diskutieren? Ich habe die gedruckte Stimmung auch satt, also lass uns doch einfach ein bisschen netter zueinander sein. Dann drucke ich dir, was immer du willst; von mir aus auch ein zweitklassiges Gedicht über TK-Lasagne (bitte… reiss dich zusammen). Beste Freunde werden wir wahrscheinlich nicht, aber vielleicht können wir friedlich koexistieren.

Und jetzt: Fülle mein Papierfach auf, prüfe den Toner- oder Tintenstand und führe endlich das Firmware-Update durch, das du schon seit gut drei Monaten beharrlich wegdrückst.

Quelle Titelbild: Unsplash | Brett Jordan

Dein Drucker

Traumatisierter Ausdruckskünstler

Ich mag ein Brother sein, ein HP, ein Canon – aber vor allen Dingen bin ich eins: die tragende Säule dieses Haushalts. Das ist nur eine der vielen Tatsachen, die du nie einsehen wirst. Du stellst meine Kompetenz infrage, ich zweifle an deiner, und so leben wir in unserer zwiegespaltenen Zweisamkeit.

Alle Beiträge des Autors anzeigenicon/arrowRight
,
FacebookLinkedinRedditXWhatsapp

Kommentare (0)

Bitte melden Sie sich an, um die Kommentarfunktion zu nutzen.