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Es ist kompliziert: Die Schweiz und der Eurovision Song Contest

07.04.2025

In Basel findet am 17. Mai 2025 die 69. Ausgabe des Eurovision Song Contest statt. Zu dieser langen Geschichte hat auch die Schweiz ihren Teil beigetragen. Manchmal war es eine Lovestory, manchmal auch eine bittere Enttäuschung – definitiv kompliziert.

Kurz und knapp

  • Ein Blick zurück auf 69 Jahre Eurovision Song Contest mit aufgesetzter Schweizer Brille.
  • Die Schweiz gewann bisher dreimal den ESC und war erster Veranstalter.
  • Die Eidgenossenschaft musste aber auch schon einige bittere Pillen schlucken, die bis heute nachwirken.

Höhenflüge

Lys Assia: Die Allererste

Noch unter dem Namen «Grand Prix Eurovision de la Chanson Européenne» organisierte ein kleines, neutrales Land im Herzen von Europa die heute so bekannte Gesangsshow. Du ahnst es sicher schon, die Schweiz war erster Austragungsort, genauer gesagt die Tessiner Stadt Lugano. Doch nicht nur das war Premiere für die Eidgenossenschaft, auch die Gewinnerin war gleich eine Schweizerin. Lys Assia sang «Refrain» und setzte sich gegen die, zugegebenermassen, geringe Konkurrenz von sechs Ländern durch. Immerhin durfte jede Nation mit zwei Liedern antreten. Wie viele Punkte sie einheimste? Keine Ahnung – wurde nie veröffentlicht. Der Auftritt vermittelt jedenfalls Retrogefühle.


Céline Dion: Die ist doch Kanadierin?

Richtig! Die nordamerikanische Stimmgewalt trat 1988 für die Schweiz an. Beim ESC dürfen Künstler*innen unabhängig von ihrer Staatszugehörigkeit für eine Nation antreten. Das ist in der langen Historie des Eurovisions nicht ungewöhnlich, so trat etwa die Schlagersängerin Vicky Leandros 1972 für Luxemburg an, obwohl sie Griechin ist.

Die Schweizer Komponisten Attila Şereftuğ und Nella Martinetti suchten für ihr Lied «Ne partez pas sans moi» eine passende Interpretin und stiessen auf die in Europa noch unbekannte kanadische Musikerin. Kaum zu glauben, wie unspektakulär ihr Auftritt war im Vergleich zu den Auftritten in den letzten Jahren:

Nach 32 Jahren holte sie im irischen Dublin die zweite Trophäe in die Schweiz und gewann mit gerade mal einem winzigen Punkt Vorsprung vor Grossbritannien. Der knappste Vorsprung aller Zeiten, mal abgesehen vom Vierfach-Sieg beim ESC 1969, als Spanien, die Niederlande, Frankreich und das vereinigte Königreich gemeinsam gewannen.

Nemo: Revolution in Rosa

Und wieder dauerte es über drei Jahrzehnte, bis die Schweizer ESC-Fans ein weiteres Mal jubeln konnten. Nemo fand den Schlüssel, um den Bann zu brechen, passenderweise mit dem Song «The Code». Das pinke Outfit, die epische Stimme und die Mischung aus Rap, Pop, Drum'n'Bass und Oper überzeugten die Jury UND die Zuschauer*innen, die per Televoting teilnehmen konnten.

Der Erfolg von Nemo hängt nicht nur mit der Performance zusammen, sondern auch mit der authentischen Darstellung der eigenen nichtbinären Identität. Der Songtext handelt vom Prozess der Selbstfindung und der Befreiung von traditionellen Geschlechternormen. Als erster offen nichtbinäre Person gewann Nemo den Eurovision Song Contest und setzte für die LGBTQIA+-Gesellschaft ein bedeutendes Zeichen.

Tiefschläge

Gunvor: Switzerland – Zero Points

Ein Schlag in die Magengrube für die Schweiz und sicherlich auch die Künstlerin Gunvor Guggisberg war die Punkteausbeute beim ESC 1998 im englischen Birmingham. Was heisst Ausbeute… am Schluss stand eine 0 auf dem Kontostand – 25. und letzter Platz. Doch war der Auftritt so miserabel? Mach dir selbst ein Bild:

Ein Schlagerlied, das eher einem Ratgeber für Liebeskummer entstammen könnte, dazu eine hin und her-wippende Sängerin mitsamt Backgroundperformer*innen und ein virtuoser Violinist, der versucht zu retten, was es zu retten gab. Zum Dank durften wir im nächsten Jahr nicht einmal mehr antreten.

DJ BoBo: Vampire ohne Biss

Es ist ja nicht so, dass die Schweiz keine internationalen Superstars in der Musikszene hätte. DJ BoBo ist wahrlich kein Unbekannter auf dem Globus und hat mit seiner Show schon so manches Stadion gefüllt. Die Vorschusslorbeeren und Erwartungen waren also dementsprechend gross, als René Baumann und seine Tänzer*innen beim Eurovision Song Contest 2007 die Schweiz vertraten. Dann kam der Auftritt im Halbfinale…

… und mit einem 20. Platz von insgesamt 28 durften die Männer und Frauen rund um BoBo wieder die Heimreise antreten. Zombie-Flashmob, wohl inspiriert aus den Twilight-Filmen, eine Nebelmaschine und Eurodance genügten nicht für ein Finalticket. Meiner Meinung nach wirkte der Auftritt gerade vom bekannten Discjockey steif und es fehlte der letzte Biss.

2004 – 2018: Endstation Halbfinale

Ein Aus im Halbfinale – dieses Schicksal teilten nebst DJ BoBo im Zeitraum von 14 Jahren (2004 – 2018) gleich neun weitere Interpretinnen und Interpreten. Demütigend war sicherlich der Auftritt von «Piero Esteriore & Musicstars» 2004, deren Performance selbst im Halbfinale nicht über die Null-Punkte-Grenze hinauskam.

Während die gesanglichen und tänzerischen Einlagen verständlicherweise nicht zur Finalteilnahme reichten (oder korrigier mich 😉), scheiterten ebenso weitere, zumindest in der Schweiz, bekannte und erfolgreiche Künstler*innen wie die Lovebugs oder Michael von der Heide.

Fazit: Happy End einer wilden Liebe?

Zu einer Liebesbeziehung gehören Höhen und Tiefen. Das Verhältnis der Schweiz zum Eurovision Song Contest ist kompliziert, doch Nemo hat den Weg geebnet für weitere Erfolge. Wer weiss, vielleicht gewinnt ja Zoë Më in Basel das nächste gläserne Mikrofon. So oder so wird es ein weiterer Eintrag in die langjährige Geschichte der Schweiz am ESC.

Welche Erinnerungen hast du an den Concours Eurovision oder Eurovision Song Contest wie er neuzeitlich heisst? Hinterlasse gerne einen Kommentar 😊.

Quelle Titelbild: AdobeStock 899038495

Bereit für die ESC-Party

Patrick Lang

Content Marketing Manager

Bereits in jungen Jahren erhielt ich meinen ersten Computer. Bald darauf kam ich mit den ersten PC-Komponenten in Berührung und habe diese zur Leistungssteigerung eingebaut. Dabei half mir meine Leidenschaft für Gaming und Technik, die bis heute ungebrochen ist. Regelmässig informiere ich mich über die neusten Trends in der Computerwelt, sei es für Business, Home-Office oder Multimedia. Dazu gehören auch die neuesten Mobilgeräte und all ihre Gadgets.

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