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Fairphone 5 Test

12.09.2023

Hitzewellen selbst Ende August und Meerestemperaturen in einer noch nie gemessenen Höhe sind Zeichen, dass der Klimawandel voranschreitet. Auch die Smartphone-Industrie trägt ihren Teil dazu bei. Das Fairphone 5 schlägt einen nachhaltigen Weg ein, um die Umwelt zu schonen. Müssen wir Endkunden aber deshalb auf gute Technik und Handhabung verzichten? Mein Test liefert Antworten.

Fairness – das wünschen wir uns doch alle! In der Handybranche ist das so eine Sache. Sicherlich habt ihr auch schon davon gehört, dass viele Mitarbeitende von Tech-Konzernen in Drittweltländern ausgebeutet werden. Lange Arbeitszeiten und schlechte Bezahlung sind keine Seltenheit. Elektromüll ist ein weiteres Problem: zwar werden einige Komponenten wiederverwendet, doch landen viele Elektrogeräte beispielsweise in Afrika und werden dort auf giftigen Müllhalden von Hand entkernt. Um an die wertvollen Ressourcen zu kommen, müssen Plastikteile geschmolzen werden. Dadurch entstehen giftige Dämpfe, die schädlich für Mensch und Natur sind.

Auch wir als Handykunden möchten fair behandelt werden. Alle zwei bis drei Jahre ein neues Smartphone zulegen, nur weil der Akku den Geist aufgibt oder das Display beschädigt ist? Das kostet Geld und ist, wie oben beschrieben, schädlich für die Umwelt.

Die niederländischen Entwickler hinter dem Fairphone 5 möchten etwas dagegen unternehmen und packen das Übel an der Wurzel, getreu ihrem Slogan: «Für dich entwickelt. Fair produziert». Erreichen möchten sie das Ziel mit Nachhaltigkeit, dennoch soll die technische Seite nicht minderer Qualität sein.

Nachhaltig, nachhaltiger, Fairphone 5

Für die Fairphone-Entwickler ist eine gute Lebensqualität für ihre Mitarbeiterenden genauso wichtig wie die der tausenden Angestellten in ihren Lieferketten. Entsprechend sorgen sie für sichere Arbeitsplätze und existenzsichernde Löhne. Bei der Produktion wird nur erneuerbare Energie genutzt. Zusätzlich investiert das Unternehmen in Projekte zur Reduzierung der CO2-Emissionen. Pro gekauftem Handy schenkt Fairphone einem Smartphone ein neues Leben oder recycelt die gleiche Menge an Elektromüll.

Mehr als 70 % der verwendeten Rohstoffe stammen aus recyceltem Material. Es ist beachtlich, wie sehr sich die Firma auch für eine faire Lieferkette einsetzt. Entsprechend haben sie als bisher einziges Smartphone-Unternehmen die «Fairtrade-Gold»-Zertifizierung erhalten (Weitere Infos). Die nachfolgende Tabelle zeigt, bei welchen Teilen wie nachhaltig produziert wird:

Bauteil

Recycling-Material und Anteil

Batterie

100 % recyceltes Zinn

80 % Recycling-Stahl und -Nickellegierung

Batterierahmen

75 % recycelter Kunststoff

Rückseite

100 % recycelter Kunststoff

OLED-Display

100 % recyceltes Indium

Displayrahmen

90% recyceltes Magnesium

Lautsprecher

100 % recycelte seltene Erden

100 % recycelter Kunststoff

Board-to-Board-Anschlüsse

100 % recycelter Kunststoff

Doch auch das nachhaltigste Handy verliert an Umweltnutzen, wenn es nach einem oder zwei Jahren bereits ersetzt wird. Wichtige Faktoren für eine lange Handy-Lebensdauer sind langjährige Betriebssystem-, Software- und Sicherheits-Updates. Auch hier wird nicht gekleckert, sondern geklotzt: Acht Jahre Support sind garantiert, das entspricht mindestens fünf Android-Updates nach Android 13, dem zurzeit aktuellen Google-OS. Der niederländische Hersteller spendiert zudem noch fünf Jahre Garantie auf das Gerät, falls ihr ein Teil nicht selbst austauschen könnt. Ach, das geht auch? Ja! Mehr dazu etwas später.

Lieferumfang wäre das falsche Wort

Wenn das Wort Lieferumfang fällt, erwartet ihr sicher auch nebst dem Gerät weiteres Zubehör in der Packung. Beim Fairphone sind in der Box nur das Smartphone und eine Schnellstartanleitung. Hülle, Netzteil oder ein Ladekabel sucht ihr vergebens.

Die Verpackung ist dafür vollständig recycelbar. Den fehlenden Inhalt rechtfertigt Fairphone mit der Aussage, dass ihr zu Hause sowieso ein USB-Kabel und Ladegerät rumliegen habt. Wenn ihr tatsächlich kein passendes Zubehör mehr euer Eigen nennt, dann bietet unser Online-Shop genügend Auswahl für Ladekabel und Wandladegeräte.

Akku pfeift aus dem letzten Loch? Einfach auswechseln

Das Handy ist unser Alltagsbegleiter. Wir nutzen es täglich und so steigt auch die Gefahr eines Missgeschicks oder erhöhter Abnützung. Zwar ist das Fairphone 5 fallsicher bis zu einer Höhe von 1.5 Metern, doch das ist keine Versicherung gegen einen Displaybruch. Mit zunehmender Nutzungsdauer lässt zudem die Akkuleistung nach. Beim Fairphone wechselt ihr in Self-Made-Manier die Teile selbst aus. Nebst dem Display und dem Akku sind folgende Teile ausbaubar:

Hintere Abdeckung werkzeuglos entfernen und schon gelangt ihr ins Innenleben des Fairphones

Alles, was ihr dazu benötigt, ist ein Schraubenzieher. Jedoch muss es schon ein Spezieller sein, etwa für Feinmechanik-Arbeiten. Im Test habe ich einen Schraubendreher aus diesem Set benutzt. Ersatzteile sind zu einem gerechten Preis erhältlich. Ihr spart also Geld, denn eine externe Arbeitsleistung für die Reparatur müsst ihr nicht bezahlen.

Gelungenes Design

Geschmäcker sind so verschieden wie wir. Meiner Meinung nach gewinnt das Fairphone 5 keinen Designpreis, aber die Schlichtheit hat etwas für sich. Die Linien sind klar und das Handy liegt gut in der Hand. Die 212 Gramm sind kein Federgewicht, aber dadurch wirkt es robust und wertig. Apropos: das Smartphone hat zwei Falltests bestanden. Einmal bei einer Höhe von 1.5 Metern (Militärische Prüfung MIL-810H) und etwas höher bei 1.8 Metern (Fallprüfung nach ICE 60058-2-31). Zusätzlich ist es geschützt gegen Staub und Strahlwasser nach Norm IP55.

Die Rückseite ist anfällig für Fingerabdrücke. Auch die Platzierung des Fingerabdrucksensors ist mir persönlich zu mittig. Es passierte häufig, dass ich versehentlich das Handy entsperrte, obwohl ich nur kurz aufs Display schauen wollte. Die Aussparung unten links ist vorhanden, um die Abdeckung hinten werkzeuglos zu öffnen.

Sie sieht beinahe aus wie ein Speicherkartenleser – daher meines Erachtens kaum störend, nur etwas ungewöhnlich. Gelungen empfinde ich die Einbettung der Kameras ins Gesamtkonzept. Die Triangel-Form in der oberen linken Ecke schmiegt sich gut ins schlichte Design.

Fairpixelte Bilder und Videos?

Nachhaltigkeit schön und gut, aber als Nutzer eines Handys sind die technischen Eigenschaften mindestens genau so wichtig. Schliesslich kostet das Fairphone 5 auch seine 629 Schweizer Franken, da sollte eine vernünftige Kamera mit an Bord sein. Folgende sind vorhanden:

  • 50 MP-Hauptkamera mit einem Sony IMX 800-Sensor (f/1.88)
  • 50 MP-Ultraweitwinkel-Kamera mit einem Sony IMX 858-Sensor (f/2.2)
  • 50 MP-Selfie-Kamera

Die Ultraweitwinkel- und Selfie-Kamera nutzen «Pixel-Binning». Dabei werden vier Pixel nebeneinander kombiniert, um mehr Licht für einen besseren Dynamikbereich zu erzielen. Effektiv ist also die Megapixel-Auflösung bei 12.5.

Bilder bei Tag

Gelegenheit zum Filmen und Fotografieren hatte ich während unseres Team-Events beim Schmieden. Da sprühten wortwörtlich die Funken, eine entsprechende Herausforderung für die Kamera. Ein paar Schnappschüsse, aufgenommen mit der Hauptkamera. Teilweise Originalgrösse, teilweise mit leichtem Zoom (2-fach).

Insgesamt ist die Qualität in Ordnung, jedoch ist ein starker «Ölgemälde-Effekt» vorhanden. Gut zu erkennen bei dieser Panorama-Aufnahme von Basel. Die Wolken wirken wie ins Bild hineingemalt und heben sich ab von der ansonsten natürlichen Szenerie.

Bilder bei Nacht

Auch bei der Nachtaufnahme meiner Original Schwarzwälder Kuckucksuhr sind bewegte Motive ein Dorn für die Kamera. Das erste Bild wurde aufgenommen mit der automatischen Nachtfunktion, die sich bei dunklen Lichtverhältnissen selbstständig aktiviert. Das zweite Bild wurde im «Super-Night»-Modus geschossen. Bei beiden Bildern ist das Pendel stark verwischt.

Nachtmodus

Abgesehen vom verwaschenen Pendel bringt der Nachtmodus zum Vorschein, dass es sich um eine Kuckucksuhr handelt. Der Hirschkopf ist gut erkennbar, aber ansonsten mangelt es ziemlich an Details.

Die beiden Eichhörnchen sind kaum erkennbar. Sowieso unterscheiden sich die beiden Nachtmodi nur darin, dass im Super-Nacht-Modus das Bild heller ist.

Selfies

Die Competec-Content-Crew kurz vor der Action. Hier sorgt der Autofokus für ein schönes Ergebnis.

Die Personen sind im Vordergrund in vollen Details gut abgelichtet, während der Hintergrund etwas unschärfer ist.

Porträt-Modus

Wie bei den Selfies werden das Team und allgemein der Vordergrund im Porträt-Modus scharf und mit natürlichen Farben dargestellt.

Der Hintergrund ist meines Erachtens arg unscharf. Es wirkt fast so, als wären meine Kollegen ins Bild «gephotoshopt» worden.

Zoom

Vergrösserungen sind nur per digitalem Zoom möglich, einen optischen sucht ihr vergebens. Die digitale Version lässt einen Zoom bis zu 20-fach zu. Bereits ab Zoomstufe 5x ist das Bild jedoch verwaschen, geht aber gerade noch in Ordnung. Ab Stufe 10x ist die Beeinträchtigung massiver.

Zoom-Stufe 1x (Originalgrösse)

Video

Die Videoqualität überzeugt. Auch bei zweifachem Zoom ist die «Hammer-Action» klar und flüssig erkennbar.

Hilfreich bei der Videoaufnahme ist auch der «Action Mode». Denn wenn dieser aktiviert ist, bleibt die Aufnahme auch ohne Stativ wackelfrei, wie ihr obigem Video entnehmen könnt.

Ein technisches Fairgnügen

Für die Rechenleistung im Fairphone 5 ist ein Qualcomm-Prozessor mit acht Kernen zuständig. Die CPU mit der Bezeichnung QCM 6490 leistet maximal 2.7 GHz. Das ist für ein Mittelklasse-Handy ordentlich. 8 GB Arbeitsspeicher unterstützen beim Rechnen, ebenfalls solide.

Das OLED-Display bietet eine Spitzenhelligkeit von 880 Nits. Obwohl rein von der Zahl her eher gering, war der Bildschirminhalt auch bei direkter Sonneneinstrahlung immer gut lesbar. Ebenfalls eine geringere Zahl als gewohnt findet sich bei der Bildwiederholrate: 120 Hertz sind heutzutage auch bei einem Smartphone im mittleren Preissegment Standard – das Fairphone 5 liefert jedoch nur 90 Hz. Das blosse Auge dürfte den Unterschied aber kaum wahrnehmen. Die Displaydiagonale beträgt 6.46", was 16.4 cm entspricht. Auflösungen werden unterstützt bis Full HD+ (1224 x 2700 Pixel).

Die Lithium-Ionen-Batterie weist eine Kapazität von 4200 mAh auf. Das reicht bei normaler Nutzung etwas länger als einen Tag, für zwei Tage wird es schon knapp. Mit geeignetem optionalem Ladegerät (30 Watt Leistung) ist der Akku dank Schnelladefunktion innert gut zwanzig Minuten zur Hälfte geladen. Da schafft die Konkurrenz in der gleichen Zeit beinahe eine vollständige Aufladung. Wireless Charging ist nicht möglich.

Fazit

Ihr seid es leid, jedes oder jedes zweite Jahr ein neues Handy zu kaufen, nur weil der Akku nicht mehr so will wie zu Beginn oder das Display nach einem Sturz ein Spinnennetz-Muster aufweist? Da kommt euch das Fairphone 5 wie gelegen.

Der niederländische Hersteller garantiert Updates bis zu acht Jahren und wenn ein Teil mal defekt gehen sollte, könnt ihr es eigenhändig für wenig Geld und Aufwand reparieren. Die Ersatzteile sind zu fairen Preisen erhältlich (Akku zum Beispiel rund 40 Schweizer Franken) und als Werkzeug reicht ein Feinmechaniker-Schraubenzieher. Durch die Langlebigkeit des Fairphone 5 leistet ihr auch einen wertvollen Beitrag zum Umweltschutz.

Design, Technik und Kamera sind solide, auch wenn das gerechte Smartphone nicht in allen Punkten im Pool der Mittelklasse-Handys mithalten kann. So weisen Zoom und Nachtfotografie Schwächen auf und auch der Akku dürfte eine Spur länger durchhalten. Könnt ihr mit diesen Punkten leben, erhaltet ihr einen treuen mobilen Gefährten für eine lange Zeit.

Fairphone 5 bei uns kaufen

Patrick Lang

Content Marketing Manager

Bereits in jungen Jahren erhielt ich meinen ersten Computer. Bald darauf kam ich mit den ersten PC-Komponenten in Berührung und habe diese zur Leistungssteigerung eingebaut. Dabei half mir meine Leidenschaft für Gaming und Technik, die bis heute ungebrochen ist. Regelmässig informiere ich mich über die neusten Trends in der Computerwelt, sei es für Business, Home-Office oder Multimedia. Dazu gehören auch die neuesten Mobilgeräte und all ihre Gadgets.

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