
Retro-Liebe: Warum Vergangenes plötzlich wieder cool ist
Vintage-Mode, Retro-Möbel, Sofortbildkamera oder Schallplatten – die Sehnsucht nach dem Lebensgefühl von früher ist heute so gross wie nie. Was früher als altmodisch galt, liegt plötzlich wieder im Trend. Doch was steckt dahinter?
Hängen bei dir auch Secondhand-Kleider im Schrank? Oder geniesst du den Klang eines Plattenspielers? Bei mir haben einige Kleider- und Möbelstücke ein zweites Zuhause gefunden – entdeckt im Brocki, von Verwandten übernommen oder auf dem Flohmi erstanden.
Was mich daran besonders fasziniert: Diese Einzelstücke erzählen Geschichten. Bevor die geschwungenen Holzstühle in meinem Esszimmer standen, haben sie schon unzählige Familienfeste miterlebt und mir nahestehende Menschen durch den Alltag begleitet. Und mit meiner Begeisterung für «Altmodisches» bin ich nicht allein: Retro ist wieder voll im Trend.
Die Sehnsucht nach der guten alten Zeit
Viele schwelgen gerne in Erinnerung an eine Zeit, in der alles einfacher, überschaubarer und ein wenig langsamer schien. Gerade in turbulenten Zeiten – sei es wegen globaler Krisen oder dem eigenen hektischen Alltag – blicken wir gerne auf vermeintlich sorglosere Jahre zurück. Dieses Gefühl hat einen Namen: Nostalgie.
Und die lässt sich erstaunlich einfach aufleben. Mit einem Plattenspieler im Wohnzimmer, einer Polaroidkamera im Regal oder einem Kühlschrank im pastelligen 50er-Jahre-Look. Solche Gegenstände erinnern uns an unsere Jugend oder an das Zuhause unserer Grosseltern, wo der Fotoapparat noch klickte und der Mixer nicht via App funktionierte.
Besonders interessant: Auch die Generation Z entdeckt Retro-Ästhetik für sich, obwohl sie die Jahrzehnte gar nicht erlebte, die sie nun aufleben lässt. Während bei der Gen Z Secondhand-Kleidung und Sofortbildkameras für Begeisterung sorgen, schätzen ältere Generationen eher Mid-Century-Möbel oder gar einen Oldtimer in der Garage. Die Retro-Liebe ist generationenübergreifend spürbar. Und sie zeigt sich längst nicht nur bei Gegenständen: Filmklassiker werden neu verfilmt, alte Musikhits feiern ein Comeback und die Begeisterung für Super Mario Kart ist ungebrochen.
Die Kraft der Nostalgie
Ob die Vergangenheit wirklich so perfekt und unbeschwert war wie in der Vorstellung, ist jedoch eine andere Frage. Beim nostalgischen Blick zurück haben wir oft die rosarote Brille auf und blenden weniger schöne Seiten einfach aus. So entsteht schnell der Eindruck: «Früher war alles besser.»
Nostalgische Erinnerungen haben aber durchaus einen positiven Effekt. Sie schaffen ein Gefühl von Geborgenheit und helfen dabei, mit Herausforderungen der Gegenwart umzugehen. Vielleicht fällt es deshalb vielen leichter, sich nach der Vergangenheit zu sehnen, als sich auf eine ungewisse Zukunft einzulassen.
Und warum auch nicht? Wenn ein analoges Foto oder ein abgewetzter Holzstuhl uns für einen Moment innehalten lässt, ist das vielleicht genau das, was wir im hektischen Alltag brauchen: ein bisschen Entschleunigung.
Analog statt digital
Dieser Wunsch der Entschleunigung lässt sich sehr gut am Trend zum Analogen feststellen. Heute schiessen wir unzählige Fotos, die kaum geschossen schon wieder in der Cloud verschwinden. Ganz anders beim analogen Fotografieren. Ob mit Polaroidkamera oder auf Film – wer mit einer analogen Kamera unterwegs ist, fotografiert bewusster und freut sich doppelt, wenn das entwickelte Bild wirklich etwas geworden ist.
Auch Plattenläden erleben ein Revival und viele Musiker:innen bringen ihre Alben wieder auf Vinyl heraus. Der Klang ist vielleicht nicht makellos, aber das warme Knistern und das bewusste Eintauchen in ein ganzes Album hat für viele Musikfans einen besonderen Reiz.
Wenn Dinge Geschichten erzählen
Aber Retro begeistert nicht nur aus nostalgischen Gründen. Viele schätzen alte und gebrauchte Gegenstände auch deshalb, weil sie Geschichten in sich tragen. Vintage macht Dinge lebendig. Statt steriler, makelloser Massenware aus dem Möbelhaus zieht ein Stück Vergangenheit bei uns ein. Der Nierentisch im Wohnzimmer, die Jeansjacke aus den 90ern oder die Plattensammlung des Onkels – mit solchen Stücken besitzt du gleichzeitig auch kleine Kapitel Alltagsgeschichte.
Vintage aus Überzeugung
Daneben kann die Liebe zu Retro und Vintage auch ein Statement für mehr Nachhaltigkeit sein. Besonders in der Mode ist das ein wichtiges Thema. Die Branche verursacht rund 10 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen. Statt zu Fast Fashion greifen deshalb viele lieber zu Secondhand-Mode und reduzieren so den ökologischen Fussabdruck ihrer Garderobe.
Nachhaltigkeit spielt nicht nur in der Mode eine Rolle. Alte Möbel erfreuen sich ebenfalls neuer Beliebtheit – unter anderem, weil sie oft langlebiger und robuster sind als heutige Massenprodukte.
Retro trifft Zeitgeist
Neben alten und gebrauchten Gegenständen sind auch neue Produkte im Vintage-Look sehr gefragt. Zum Beispiel Bluetooth-Boxen in Form eines alten Radios, Küchengeräte im 50er-Stil oder Sofortbildkameras mit Digitalfunktion. Sie verbinden nostalgische Ästhetik mit moderner Technik und passen damit perfekt in unseren Alltag.
Am Ende geht es bei Retro nicht nur um Dinge, sondern auch um ein Lebensgefühl. Und egal ob echt Vintage oder neu interpretiert: Retro zeigt, dass Vergangenheit und Gegenwart wunderbar zusammenpassen.
Fürs Retro-Flair
Quelle Titelbild: Unsplash | Andrej Lišakov
Content Marketing Manager
Ich liebe es, in andere Welten einzutauchen, sei es durch spannende Geschichten, mit Reisen in ferne Länder und Kulturen oder in meinem eigenen kleinen Garten – ich bin immer auf Entdeckungsreise. Und wenn es Zeit wird, die Seele baumeln zu lassen, findet ihr mich auf der Yogamatte oder mit einem guten Buch in der Hand.
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