
Unperfekt und wunderbar: 7 Tipps damit Kinder selbstbewusst bleiben
Kinder kommen mit einer Superkraft zur Welt, die vielen Erwachsenen über die Jahre abhandenkommt: Sie sind authentisch selbstbewusst. Sie hüpfen, tanzen und singen in der Öffentlichkeit, ohne sich Gedanken über die Blicke anderer zu machen. Sie malen farbige Kühe mit Flügeln und machen den Himmel grün, weil sie es so wollen – und nicht, weil er so sein «muss». Was können wir Erwachsenen tun, damit Kinder dieses Selbstvertrauen möglichst lange bewahren können?
Kurz und knapp
- Kinder kommen mit Selbstvertrauen zur Welt – wir sollten ihnen helfen, es zu behalten.
- Weniger eingreifen, mehr selbst entscheiden lassen. Fehler sind kein Drama – sondern Lernchancen.
- Fehler sind kein Drama – sondern Lernchancen.
- Konkretes Lob wirkt besser als pauschales Schulterklopfen.
- Selbstvertrauen wächst dort, wo Kinder ausprobieren dürfen.
- Vorleben statt predigen und schimpfen.
Kinder sind von Natur aus mutig. Sie klettern höher, als uns lieb ist oder stellen Fragen, auf die wir keine Antwort wissen. Sie erzählen dem Buschauffeur ungefragt, warum sie unbedingt einen Dino als Haustier möchten, tragen ihr Prinzessinnenkleid auch beim Einkaufen, und probieren bei der Hochzeit von Tante Rita ihre ersten Tanzschritte aus – ganz ohne Rhythmusgefühl, aber mit hundertprozentiger Überzeugung und natürlich: vor allen Gästen.
Doch irgendwann wird aus der natürlichen Superkraft, aus dem «Ich kann das! Ich will das so!» ein «Ich trau mich nicht…».
Und genau da kommen wir Erwachsenen ins Spiel!
Warum verlieren Kinder ihr Selbstvertrauen?
Vielleicht vergleicht man es am besten mit einem bunten, prall gefüllten Luftballon, der langsam die Luft verliert: Mit jedem kritischen Blick, Sätzen wie: «Das macht man aber nicht so! Du bist zu laut!» und dem Vergleichen mit anderen schwindet immer ein bisschen mehr von seiner Kraft.
Die Vergleiche kommen schleichend – mal in der Schule, mal beim Basteln, mal beim «Wer kann höher schaukeln?». Das schräge Singen ist plötzlich nicht mehr «Jöööhh!!», sondern peinlich – und im Alltag schleichen sich kleine Selbstzweifel ein: «Bin ich gut genug? Was denken wohl die anderen?».
Viele Eltern räumen auch aus lauter Liebe jedes Hindernis weg und werfen ständig mit gut gemeinten «Pass auf!»-Rufen um sich. Irgendwann taucht dann auch noch die Social Media Welt auf – mit perfekt inszenierten Frühstücksbowls und Kindern, die offenbar schon mit drei ein Einhorn gezähmt haben.
Was können wir tun, damit unsere Kinder ihr natürliches Selbstvertrauen möglichst lange beibehalten?
1. Weniger eingreifen
Wenn euer Kind mit (für euch) unpassenden Kleidern aus dem Zimmer kommt – ruhig bleiben, durchatmen und lächeln. Ich weiss aus eigener Erfahrung: Das braucht selbst ein bisschen Mut und Kompromissbereitschaft… Die Farbkombination ist vielleicht gewöhnungsbedürftig, das Selbstvertrauen der Kids wächst aber mit jeder eigenen Entscheidung.
Habt ihr ständig Diskussionen? Dann räumt zusammen den Kleiderschrank neu ein, sortiert vielleicht nach Winter- und Sommerkleidern. Was danach noch drin ist, können die Kinder selbst anziehen und kombinieren.
2. Fehler sind Helfer
Klingt vielleicht am Anfang etwas ungewöhnlich. Doch wer Fehler als Lernchance sieht, anstatt sie immer zu kritisieren, nimmt Kindern die Angst vorm Scheitern. Überlegt zusammen mit ihnen, wie man einen «Fehler» oder ein Missgeschick wieder in Ordnung bringen kann.
3. Mut und Selbstvertrauen üben – spielerisch
Lasst euer Kind beim Bäcker das Brötchen bestellen oder beim Nachbarn klingeln, um nach einer Zitrone zu fragen. Das geht im Alltag leider oft vergessen, weil es schneller und einfacher ist, wenn man es selbst erledigt.
4. Wenn loben, dann konkret
«Du hast so lange an dem Puzzle getüftelt!» wirkt besser als ein pauschales «Toll gemacht!». Lobt den Prozess, die Anstrengung und die Ausdauer – nicht nur das Ergebnis.
Achtung! Nicht ins Negative fallen: «Gut, hast du endlich mal… Wenn du das nur immer so machen würdest…»
5. Vertrauen schenken
Auch wenn’s schwerfällt – lasst sie klettern. Alleine. Hoch.
Ja, der Puls wird rasen. Aber jedes Mal, wenn sie oben ankommen, wächst ihr Selbstvertrauen.
6. Vorbilder sein
Zeigt, dass Selbstvertrauen nichts mit Perfektion zu tun hat. Erzählt von euren Fehlern und wie ihr daraus gelernt habt. Kinder lernen viel durch Beobachtung – und wenn sie sehen, dass auch Erwachsene nicht perfekt sind, ist das oft die grösste Erleichterung.
7. Nehmt euch selbst nicht zu ernst
Kinder brauchen keine perfekten Eltern, sondern entspannte, liebevolle Begleiter*innen, die ihnen zeigen: «Du bist genau richtig. Mit deinen wilden Ideen, deinem Mut – und sogar mit dem Trotzanfall im Supermarkt.»
Kleiner Geheimtipp für alle Erwachsenen
Vergesst nicht: Kinder brauchen kein perfektes Vorbild – sie brauchen eins mit Herz, Humor und der Fähigkeit, auch mal einen Purzelbaum im Wohnzimmer zu machen oder wild durch den Garten zu tanzen. Nichts gibt Kindern mehr Selbstvertrauen als Erwachsene, die ihren inneren Kritiker in die Ecke schicken und einfach drauflos machen.
Und für uns ist das ausserdem eine echte Win-win-Situation: Während wir unseren Kindern helfen, stark zu bleiben, dürfen wir selbst wieder ein Stück dieser kindlichen Unbekümmertheit zurückerobern.
Also: Knöpfe auf, Sorgen weg und ab und zu einfach mal die innere Fünfjährige rauslassen! Euren Kindern – und eurem eigenen Selbstvertrauen tut’s garantiert auch gut.
(Quelle Titelbild: Fellipe Ditadi, unsplash)
Redaktorin, Bloggerin, zuständig für Familienthemen
Eltern-Bloggerin I Mom von 2 Teenie-Girls I Open Air Fan I Bernerin I Rollerskaterin I Testet sehr gerne Wellnesshotels, Haushalts- und Kosmetikgeräte
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