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HERZOG Kerzen AG – Über 135 Jahre Schweizer Kerzenkunst

08.10.2024

Seit über 135 Jahren werden bei der HERZOG Kerzen AG in Sursee Kerzen hergestellt. Das Schweizer Traditionsunternehmen steht für exzellentes Handwerk und eine beeindruckende Vielfalt an hochwertigen Kerzen. Das Sortiment reicht von traditionellen Kirchenkerzen über klassische Stabkerzen bis hin zu modernen Interpretationen. Für jedes Kerzenherz und jeden Anlass findet sich die passende Kerze. Doch wie entstehen die verschiedenen Kerzen und was macht sie so besonders? Erfahre mehr über die Herstellung, die trotz neuester Technik viel Handarbeit und Sorgfalt erfordert.

Kurz und knapp

  • Seit 1888 steht die HERZOG Kerzen AG, heute unter der Leitung der Familie Felder, für Schweizer Kerzenkunst in traditioneller Qualität.
  • Das vielfältige Sortiment umfasst Kerzen für den kirchlichen, alltäglichen sowie gewerblichen Gebrauch.
  • Ein Blick hinter die Kulissen zeigt, wie sich historische und moderne Maschinen im Produktionsprozess harmonisch ergänzen.
  • Viele Arbeitsschritte werden nach wie vor mit grosser Sorgfalt von Hand ausgeführt.

Strahlendes Licht, leises Knistern und wohlige Wärme – Kerzen sind mehr als nur Lichtquellen: Sie schaffen eine stimmungsvolle Atmosphäre, begleiten festliche Anlässe und spenden Trost und Hoffnung in Zeiten der Trauer. Die symbolträchtigen Lichter sind aus vielen Ritualen und Traditionen nicht mehr wegzudenken. In etlichen Schweizer Haushalten brennt dabei eine Kerze der HERZOG Kerzen AG. Ob bei feierlichen Zeremonien oder in stillen Stunden – das Traditionsunternehmen begleitet seit Generationen die besonderen Augenblicke des Lebens.

Tradition trifft Innovation

Die HERZOG Kerzen AG, 1888 von Moritz Herzog gegründet und seit 1995 von der Familie Felder geführt, blickt auf eine über 135-jährige Firmengeschichte zurück. Die Geschichte von HERZOG Kerzen ist geprägt von der Leidenschaft für traditionelles Handwerk und dem Mut, neue Pfade zu beschreiten. Genau hier liegt der Schlüssel zum Erfolg: in der harmonischen Verbindung von traditioneller Handarbeit, historischen Maschinen und modernster Technik. So entstehen hochwertige Qualitätskerzen und ein beeindruckendes Sortiment.

Umbau 2022: Nachhaltigkeit und Effizienz im Fokus

Im Jahr 2022 hat die HERZOG Kerzen AG ihr Firmengebäude umgebaut. Dabei wurde grosser Wert auf die Steigerung der Energieeffizienz und die Nachhaltigkeit gelegt. Leitungen wurden saniert, Heizungen und Boiler für die Wasseraufbereitung ersetzt, die Aussenisolation erneuert und das Dach mit einer Solaranlage bestückt. So konnte der CO2-Ausstoss von ursprünglich 102 Tonnen pro Jahr auf 2 Tonnen pro Jahr reduziert werden. Im Zuge des Umbaus wurden auch neue Maschinen angeschafft, die den Produktionsprozess und die Arbeit der Mitarbeitenden optimieren.

Vom Wachs zur fertigen Kerze: Ein Blick hinter die Kulissen

Bei der HERZOG Kerzen AG beginnt jede Kerze mit einer sorgfältig durchdachten Idee. Doch bevor die Kerze in die Hände der Kundschaft gelangt, durchläuft sie ein präzises und aufwändiges Produktionsverfahren. Kerzen werden gegossen, gezogen oder gepresst – je nach Kerzentyp und Rohstoff variiert der Herstellungsprozess. Verschiedene Maschinen und Anlagen sorgen dafür, dass aus flüssigem Wachs oder Paraffinpulver hochwertige Kerzen in den unterschiedlichsten Formen, Farben und Grössen entstehen. Von der historischen Zuganlage bis zur modernen Giessmaschine – Maschinen übernehmen dort, wo körperlich anstrengende oder sich wiederholende Aufgaben anfallen. Bei filigranen Arbeiten und kreativen Details stossen sie jedoch an ihre Grenzen. Hier ist die ruhige Hand, die Kreativität und das geschulte Auge der Mitarbeitenden gefragt.

Werfen wir einen genaueren Blick auf die einzelnen Stationen, die die Kerzenherstellung so einzigartig machen.

Schmelze

Der Herstellungsprozess beginnt in der sogenannten «Schmelze». In zwei Tanks werden die verschiedenen Wachsarten bei exakt geregelten Temperaturen geschmolzen. Das flüssige Wachs wird dann über ein Leitungssystem zu den verschiedenen Produktionsanlagen transportiert.

Eine Bienenwachsplatte, die zum Schmelzen bereit ist. Quelle: Medina Osmic | Competec

Alte und neue Zuganlage

Die alte Kerzenzuganlage aus dem Jahr 1968 arbeitet noch heute so zuverlässig wie am ersten Tag. Hier entstehen vor allem Kerzen mit speziellen Wachsmischungen, wie zum Beispiel die liturgischen Kerzen, die traditionell zu 55 Prozent aus Bienenwachs bestehen. Auf vier Bahnen werden Dochtschnüre aufgewickelt, die in einer Umdrehung immer wieder in ein Wachsbecken eintauchen. Mit jeder Umdrehung wird die Kerze dicker, bis der gewünschte Enddurchmesser erreicht ist. Der etwa sechs Meter lange Kerzenstrang wird dann auf einem Tisch abgekühlt, bevor er weiterverarbeitet wird. Auf dieser alten Anlage können Kerzen mit einem Durchmesser von bis zu 56 Millimetern hergestellt werden.

Kerzen mit einem grösseren Durchmesser werden zusätzlich von Hand aufgegossen. Dazu werden die Kerzen auf ein Karussell gehängt. Jede Kerze wird mit einer Wachsschicht übergossen. Nach zwei Giessdurchgängen muss die Kerze jeweils etwa 15 bis 30 Minuten abkühlen, damit sie nicht vom Docht rutscht. Pro Guss wird ungefähr ein Millimeter Wachs aufgetragen. Bei einem Durchmesser von 100 Millimetern dauert der gesamte Prozess vier Tage. Dabei ist es besonders wichtig, dass die Raumtemperatur konstant bleibt und keine Zugluft den Aushärtungsprozess stört. Ist die gewünschte Grösse erreicht, wird die Kerze mit einem Egalisier-Apparat geglättet, um eine perfekte Oberfläche zu erhalten. Dieses doch sehr aufwändige Verfahren wird gerne in Kauf genommen, um die hohe Qualität der Kerzen sicherzustellen.

Auf der alten Zuganlage können Kerzen bis zu einem Durchmesser von 56 Millimetern hergestellt werden. Quelle: Medina Osmic | Competec

Die neue Zuganlage wurde 2022 angeschafft und ist das Herzstück der HERZOG Kerzen AG. Sie produziert Kerzen mit einem Durchmesser von bis zu 30 Millimetern, darunter Baum- und Stabkerzen sowie durchgefärbte Kerzen, die komplett aus farbigem Wachs bestehen. Der wesentliche Unterschied zur alten Anlage besteht darin, dass die Dochtschnüre hier nicht in ein Wachsbad getaucht, sondern mit flüssigem Wachs übergossen werden. Dadurch wird der Herstellungsprozess erheblich beschleunigt. Der Kerzenstrang wird während des Durchlaufs zusätzlich in einem gekühlten Wasserbecken abgekühlt, um eine gleichmässige Aushärtung zu gewährleisten.

Die neue Zugmaschine ist effizienter und arbeitet vollautomatisch. Quelle: Medina Osmic | Competec

Bis die Kerze den gewünschten Durchmesser erreicht hat, liegen bis zu 1’900 Meter Kerze am Stück auf der Maschine, die dann auf der Fräsanlage auf die gewünschten Längen geschnitten wird. Kopf und Fuss der Kerze werden präzise angespitzt, der gesamte Prozess läuft vollautomatisch ab. Während die Produktion von 10'000 Baumkerzen früher bis zu zwei Wochen dauerte, schafft die neue Anlage diese Menge in einer Stunde (ohne das Einrichten der Maschine und Vorbereitungsarbeiten). Diese Effizienzsteigerung entlastet die Mitarbeitenden und ermöglicht eine höhere Produktionskapazität.

Während die Produktion hier sehr effizient und automatisiert abläuft, erfordert die Einstellung der Maschine viel Sorgfalt und eine genaue Planung. Zahlreiche Parameter wie Pumpendrehzahl, Wasser- oder Wachstemperatur müssen penibel eingestellt werden und stellen eine potenzielle Fehlerquelle dar. Schon ein offenes Fenster oder ein Unterschied von ein bis zwei Grad in der Raum- oder Wassertemperatur können den gesamten Prozess stören. Nach vielen Missgeschicken in der Anfangszeit hat die HERZOG Kerzen AG nach 1,5 Jahren den Dreh raus – jetzt kann jeder Zug verwendet werden. Zum Glück lässt sich der Grossteil des Wachses bei Fehlern für die nächste Produktion recyceln.

Extruderpresse

Die Extruderpresse besteht aus einer grossen gekühlten Trommel, die sich in einem Wachsbad dreht. Das an der Trommel haftende Wachs wird automatisch abgeschält und in der Form verdichtet. Die Schneckenpresse wickelt das Wachs spiralförmig um den zentralen Docht, ähnlich einer Schnecke, die sich um einen Mittelpunkt windet. Dabei wird der Docht immer wieder mit neuen Wachsschichten überzogen, bis die gewünschte Dicke erreicht ist. Auf diese Weise können Kerzen mit einem Durchmesser von 20 bis 100 Millimetern hergestellt werden. Ist der gewünschte Durchmesser erreicht, läuft die Kerze endlos aus der Maschine und wird nach dem Abkühlen auf die gewünschten Längen zugeschnitten. Diese Maschine wird vor allem zur Herstellung von Bienenwachskerzen und liturgischen Kerzen mit grösserem Durchmesser verwendet.

Die Extruderpresse formt Kerzen, indem sie Wachs spiralförmig um einen Docht wickelt. Quelle: Medina Osmic | Competec

Kleine Rundlaufpresse und grosse Stempelpresse

Die Rundlauf- und Stempelpressen sind sehr effizient, da sie mit Paraffinpulver arbeiten, ohne das Wachs zu erhitzen. Das Pulver wird in einen Trichter gepumpt und durch einen Pressvorgang verdichtet. Die Kerze wird also kalt aus Paraffinpulver gepresst. Die kleine Rundlaufpresse produziert vor allem Opfer- und Teelichter – bis zu 10'000 Stück pro Stunde, die sofort verpackt werden können.

Die Produktion mit der kleinen Rundlaufpresse ist wesentlich kostengünstiger, da sie mit Paraffinpulver arbeitet. Quelle: Medina Osmic | Competec

Die grosse Stempelpresse bietet mehr Flexibilität bei der Herstellung verschiedenster Kerzenformen. Mit einem Pressdruck von rund vier Tonnen können unter anderem Kugelkerzen, Schwimmkerzen und Zylinderkerzen mit einem Durchmesser von bis zu 100 Millimetern und einer maximalen Länge von 300 Millimetern produziert werden.

Die grosse Stempelpresse verfügt über verschiedene Stempelaufsätze, mit denen Kerzen in unterschiedlichen Formen gefertigt werden können. Quelle: Medina Osmic | Competec

Giessanlage und Handguss

Auf der 2022 angeschafften Giessanlage werden Rauhreifkerzen und Teelichter gegossen. Rauhreifkerzen erinnern in ihrer Oberfläche und Struktur an frostige Ablagerungen von Eiskristallen. Das Wachs wird in eine Wanne gepumpt und in gleichmässig angeordnete Formen gegossen. Nach dem Aushärten werden die Kerzen aus den Formen genommen und weiter veredelt: Sie werden auf der Kerzenfräsmaschine auf die gewünschte Länge gebracht und auf der Dochtanlage mit einem Docht versehen.

Auf der Giessanlage können Kerzen bis zu einem Durchmesser von 100 Millimetern gegossen werden. Grössere Kerzen, die bekannten Kristallo-Kerzen, Raps-, Soja- oder Kokoswachskerzen sowie Mehrdocht- und Duftkerzen werden nach wie vor ausnahmslos von Hand gegossen.

Die Giessanlage produziert Kerzen bis zu einem Durchmesser von 100 Millimetern, jedoch werden viele Kerzenarten weiterhin ausnahmslos von Hand gegossen. Quelle: Medina Osmic | Competec

Taucherei

In der Taucherei erhalten die weiss gepressten Kerzen ihre farbige Oberfläche. Vier bis fünf Kerzen werden an einer Klammer aufgehängt und von Hand in farbiges Wachs getaucht. Für ein perfektes Finish ist es wichtig, dass die Kerzen gleichmässig eingetaucht und herausgezogen werden. Werden sie zu schnell herausgezogen, entstehen unschöne Farbverläufe.

Kerzen werden entweder vollständig aus farbigem Wachs hergestellt oder als weisse Kerzen nachträglich in farbiges Wachs getaucht, um eine äussere Farbschicht zu erhalten. Quelle: Medina Osmic | Competec

Verziererei

Im Atelier werden die Kerzen mit viel Fingerspitzengefühl und Kreativität von Hand verziert. Viele der Mitarbeitenden kommen ursprünglich aus dem Bäcker- oder Konditorhandwerk – Berufe, die ein ähnliches Mass an Präzision und Feingefühl erfordern. Jedes Detail wird sorgfältig auf die Kerzen gemalt oder modelliert. Gearbeitet wird mit Farben, Wachs, aufgezogenen Folien sowie Sieb- und Fotodruck. So entstehen aus gemeinsam erarbeiteten Ideen einzigartige Unikate. Aber auch spezielle Kundenwünsche werden hier mit Hingabe umgesetzt. Die Gestaltung erfordert vor allem zwei Dinge: Zeit und eine ruhige Hand.

Das Verzieren der Kerzen erfordert Präzision, Kreativität und eine ruhige Hand – so wird jedes Stück zu einem Unikat. Quelle: Medina Osmic | Competec

Einen Besuch wert

Im stilvollen hauseigenen Verkaufsladen kann das vielfältige Kerzensortiment bestaunt werden. Neben Kerzen finden sich hier auch schöne Kerzenständer, fertige Gestecke und schicke Wohnaccessoires. Wer besondere Kerzen oder ein Geschenk für seine Liebsten sucht, wird hier fündig.

Während meines eigenen Besuchs konnte ich mir ein Bild von der breiten Produktpalette machen und die handwerkliche Qualität der Kerzenherstellung aus nächster Nähe erleben. Überzeugt euch selbst von der Kunst des Kerzenhandwerks und schaut der HERZOG Kerzen AG bei einer individuellen Betriebsbesichtigung über die Schulter – ein faszinierender Einblick in ein altes Handwerk, das trendige Kreationen hervorbringt.

Und wer keine Zeit hat, HERZOG Kerzen selbst zu besuchen oder lieber online einkauft, findet die Produkte auch in unserem Shop.

Hier findest du die Produkte der HERZOG Kerzen AG

    Dieser Artikel ist mit freundlicher Unterstützung des Herstellers entstanden.

    Medina Osmic

    Content Marketing Manager

    Ästhetik, Design und neue Trends machen mich einfach glücklich. Ich sehe mir schöne Dinge nicht nur an, sondern schreibe auch gerne darüber. In meinen Beiträgen teile ich mit euch Wohninspirationen, schreibe über Einrichtungstrends und stelle schöne Wohnaccessoires vor.

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