help2type – Die Smartphone-Tastatur für Menschen mit Sehbehinderung

Nachrichten tippen gehört schon lange zu unserem Alltag dazu. Viele sind wahre Meister darin und schreiben ihre Texte in Sekunden, ohne mit der Wimper zu zucken. Doch nicht allen fällt das Schreiben auf dem Smartphone so leicht. Ältere Menschen, Blinde oder Sehbehinderte haben häufig Mühe, sich auf der Tastatur zurechtzufinden. Und hier kommt help2type ins Spiel. Ich durfte das neue Keyboard ausgiebig testen und im Alltag meine Nachrichten auf eine ganz andere Art schreiben. Gelesen hatte ich schon Einiges darüber, als ich es dann aber selbst in den Händen hielt, war ich aber doch überrascht: Kompakter geht’s wohl nicht!

Zielgruppe

Das Keyboard richtet sich an Sehbehinderte und Blinde, die aufgrund ihrer Einschränkung Mühe haben mit der regulären Smartphone-Tastatur. Bei älteren Menschen kommt es vor, dass der Touchscreen den Finger nicht mehr richtig erkennt. Auch hier kann die Tastatur helfen, denn sie nimmt jeden Finger genauso an, wie er ist. Natürlich ist die Tastatur auch für jene geeignet, die einfach nur das haptische Feedback von Tastaturen vermissen. Und auch Blackberry-Fans spricht help2type mit der physischen Tastatur an!

Vom Problem zur Lösung

Wer Mühe hat, mit der Smartphone-Tastatur zu schreiben, der hat ja immer auch noch die Möglichkeit, die Diktierfunktion zu nutzen. Für E-Mails, Liebesbotschaften oder Passworteingaben möchte aber wohl jeder generell lieber Tippen, als den Text zu diktieren. Help2type hilft hier mit einer kompakten Tastatur, mit der man sich schnell und konkret mitteilen kann. Die Tastatur passt in jede Hosentasche und ist schnell eingerichtet, damit man sie auch überall mitnehmen kann.

Die Idee dazu hatte Marcel Rösch, der im Alter von 3 Jahren fast erblindet ist. Das Tippen auf den digitalen Handy-Tastaturen fällt ihm deshalb schwer. Er gründete Help2Type parallel zum Master-Abschluss an der HSLU Luzern und aus seinem Problem wurde auch gleich die Lösung. Das nicht nur für ihn, sondern auch für alle anderen, die dieses Problem mit ihm teilen.

Lieferumfang

Die Tastatur gibt es in zwei Varianten: die Standardversion (nur Tastatur) und im Bundle (mit Zusatzplatte und Aufbewahrungstasche). Ich habe das Bundle getestet. Darin enthalten sind: Die Tastatur, ein USB-C Ladegerät und eine Schutzhülle, um die Tastatur auch überall mitnehmen zu können. Im Bundle finden wir auch zwei Backplates vor. Die Backplates sind für die Befestigung der Tastatur notwendig und werden auf der Hinterseite des Smartphones oder der Hülle befestigt. Anschliessend kann die Tastatur magnetisch an das Smartphone angeschlossen werden. Wenn die Tastatur also nicht gebraucht wird, hat es nur eine dünne Magnetplatte auf der Rückseite, die man kaum bemerkt.

Wie kommt die Tastatur ans Handy?

Ich habe schon von der Tastatur gehört, hatte sie aber selbst noch nie in den Händen. Als ich sie aus der Verpackung nahm, war ich sofort begeistert: Die Tastatur fühlt sich sehr hochwertig an und wirkt gut durchdacht.

Die im Lieferumfang enthaltene magnetische Backplate kann an der Rückseite jedes Smartphones und an den meisten Hüllen befestigt und das Keyboard magnetisch angeschlossen werden.

Die Video-Tutorials auf des Herstellers haben mir bei der Einrichtung sehr geholfen. Klar und deutlich wird das Anbinden Schritt für Schritt erklärt. Die externe Tastatur ist nach etwa 5 Minuten verbunden und es kann losgetippt werden. Beim Einrichtungsprozess gibt es zwischen Android und iOS kaum Unterschiede.

Augen zu und los zum «Blind-Test»

Ich habe selbst keine Sehbehinderung, deswegen komme ich mit dem Smartphone gut zurecht. Für mich ein Grund, die verschiedenen Funktionen einmal "blind" zu testen.

Mit dem Hilfsmittel «VoiceOver» versuchte ich es zuerst. Diese Funktion diktiert mir, was ich gerade ausgewählt habe. Trotz dieser Unterstützung konnte ich mich nur mühsam auf dem Handy zurechtfinden. Auch der Versuch, eine Nachricht blind und mit offenen Augen zu tippen, war beschwerlich und dauerte sehr lange.

Jetzt kommt die help2type-Tastatur zum Einsatz: Mit geschlossenen Augen und VoiceOver als Bedienungshilfe konnte ich sie rasch anschliessen, verbinden und mich zum Tippen bereitmachen. Ich bin noch lange nicht so schnell wie auf der digitalen Tastatur, aber ich bin der Überzeugung, dass Jeder mit ein wenig Übung eine beachtliche Geschwindigkeit erreichen kann.

Die Grosseltern als Testpersonen

Auch meine Grosseltern bestätigten, dass es ihnen mit zunehmendem Alter immer schwerer fällt, Nachrichten auf dem Handy zu tippen. Deshalb war ich besonders gespannt auf ihr Testurteil.
Meiner Grossmutter waren die Tasten ein wenig zu klein, denn sie orientiert sich auf der Tastatur nur durch das Lesen der Buchstaben. Sie kann die Tastenanordnung leider nicht auswendig, da sie auch nie das Zehnfingersystem gelernt hat.

Mein Grossvater war erstaunt und fand es sehr interessant. Einerseits die Funktionalität, aber auch das schlichte Design. Er ist aber sehr sparsam und aus diesem Grund ist ihm der Preis ein wenig zu hoch. Er schreibt auch nicht viel, somit nimmt er das mühsame Schreiben in Kauf.

Fazit

Help2Type hat mich durch und durch überzeugt: Handlich, ergonomisch und einfach zu bedienen. Von der Ursprungsidee bis zum Endprodukt ist das Ganze sehr gut gelungen. Persönlich finde ich die Tasten des Keyboards relativ klein. Dies lässt sich jedoch dadurch rechtfertigen, dass einfach nicht mehr Platz auf der Breite eines gewöhnlichen Smartphones ist. Flüssiges Schreiben ist aber trotzdem gut möglich.

Wer sich nach einer Tastatur mit haptischem Feedback sehnt oder die alten Blackberry-Zeiten vermisst, der wird an diesem Gadget seine Freude haben. Älteren Menschen, Blinden oder Sehbehinderten wird die Help2Type Tastatur ganz sicher den Smartphone-Schreiballtag merklich erleichtern.

Happy Typing!