
Dark Mode: Sehkomfort oder Mythos?
Der Dunkelmodus ist längst keine Sondereinstellung mehr – fehlt er, sind viele empört. Was einst als Trend begann, trägt heute das inoffizielle Siegel für Augenkomfort: Der Dark Mode, so heisst es oft, soll die Augen entlasten und die Bildschirmzeit angenehmer gestalten. Doch stimmt das auch wirklich?
Zwar mag der Dunkelmodus erst um die 2019 in Mode gekommen sein, doch strenggenommen reichen seine Wurzeln rund 45 Jahre zurück. Damals war er eher ein nötiges Übel: In den 70er- und 80er-Jahren zeigten Bildschirme standardmässig grünen, weissen oder bernsteinfarbenen Text auf schwarzem Hintergrund. Dieser Umstand war weniger einer gestalterischen Entscheidung, sondern vielmehr den technischen Einschränkungen und praktischen Anforderungen der Zeit geschuldet. Die ersten Computermonitore waren in ihrer Anzeige monochrom und konnten jeweils nur eine definierte Leuchtfarbe auf dunklem Grund darstellen. Angesichts der begrenzten Leuchtkraft damals bildete ein schwarzer Hintergrund schlichtweg die kontraststärkere und besser lesbare Lösung.
Die Behauptung, dass ein dunkler Bildschirmhintergrund die Augen schont, wäre unter den damaligen technischen Bedingungen durchaus berechtigt gewesen. Allerdings haben sich die Umstände geändert; Kontrast und Leuchtkraft sind für den modernen Bildschirm kein Problem mehr.
Vorteile für den Augenkomfort nicht belegt
«Der Dunkelmodus ist besser für deine Augen», heisst es häufig. Wissenschaftlich belegt ist diese These jedoch nicht. Es existieren bislang keine belastbaren Studien mit einem eindeutigen Ergebnis – weder dafür noch dagegen – und entsprechend unscharf ist das Urteil darüber. Die Annahme, der Dark Mode würde das Auge entlasten und für mehr Augenkomfort sorgen, beruht eher auf subjektivem Empfinden. Deswegen muss sie jedoch nicht unbegründet sein.
Auch wenn es dazu keine spezifischen Studienergebnisse gibt, lässt sich die Behauptung mithilfe von anderen wissenschaftlichen Studien und Erkenntnissen zum Thema Sehen (zum Beispiel Lesbarkeit und Kontrastempfinden) ergründen.
Das bedeutet so viel wie: Wir tappen bei dieser Frage zwar noch im Dunkeln, aber zumindest nicht komplett.
Mehr Sehschärfe bei Light Mode
Beim Lesen sollen schwarze Texte auf weissem Grund besser leserlich sein als weisse auf schwarzem. Zu diesem Ergebnis kamen verschiedene Studien.
So beispielsweise die Studie der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf – Cosima Piepenbrock, Susanne Mayr und Axel Buchner untersuchten die Pupillengrösse und Leseleistung bei dunklen Texten auf weissen Hintergründen und umgekehrt. Tatsächlich stellten sie fest, dass bei dunklem Text auf hellem Grund die Pupillen kleiner (schärferes Netzhautbild) und die Leseleistung besser waren. Getestet wurden 35 deutschsprachige Teilnehmer:innen im Alter von 20 bis 30 Jahren. In einer anderen Studie erforschten sie, wie vorteilhaft dunkle Zeichen auf hellem Grund bei verschiedenen Schriftgrössen sind. Auch hier sprach das Ergebnis für die positive Polarität (schwarz auf weiss), da sie zu einer besseren Lesbarkeit führte. Der Vorteil nahm linear mit der abnehmenden Zeichengrösse zu. Und als kleines Selbstexperiment: Vielleicht ist dir auch schon aufgefallen, dass du fettformatierte Wörter in Texten mit schwarzer Schriftfarbe und weissem Hintergrund besser ausmachen kannst als umgekehrt.
Wenn es um die Sehschärfe beim Light Mode besser bestellt ist, dann würde das auch bedeuten, dass sich deine Augen beim Lesen weniger anstrengen müssen. Das spricht für mehr Augenkomfort – ist allerdings nicht der einzige wichtige Faktor dafür. Auch die Umgebungsbeleuchtung und der Blaulichtanteil spielen eine Rolle.
Dunkelmodus kann im Dunkeln sinnvoll sein
Bei dunkler Umgebung zum Beispiel könnte der Dark Mode tatsächlich weniger belastend als der Light Mode sein. Im Dunkelmodus ist die Blendung reduziert, da der Bildschirm weniger Licht ausstrahlt – vorausgesetzt, die Bildschirmhelligkeit ist auf niedrig eingestellt. Gerade im Dunkeln kann das angenehmer sein, schliesslich besteht so weniger Kontrast zur Umgebung. Aus diesem Grund setzen viele Smartphones und Apps in ihrem Nachtmodus mehrheitlich (wenn nicht sogar konsequent) auf dunkle Hintergrundfarben – eine gängige Designpraxis, die sich auf visuelle Ergonomie und Nutzerpräferenzen stützt. Der geringere Kontrast zur Umgebung ist jedoch nicht der einzige Vorteil.
Besserer Schlaf dank weniger Blaulicht
Weniger Helligkeit bedeutet auch weniger Blaulicht. Der Dunkelmodus kann dir hier einen Vorteil verschaffen: Nicht, weil er gezielt Blaulicht filtert, sondern weil er meist mit geringerer Helligkeit einhergeht und damit die Lichtbelastung gesamthaft reduziert. Schliesslich wird nachts geschlafen, und Blaulicht kann das Einschlafen verzögern. Das liegt daran, dass das blaue Licht unserem Gehirn vortäuscht, es wäre noch Tag – und dieses wiederum hält die Melatonin-Ausschüttung zurück. Konkret: Wir bleiben deswegen länger wach. Grundsätzlich solltest du Bildschirme eine bis drei Stunden vor dem Schlafengehen meiden – und wenn das keine Option darstellt, dann könntest du den Schaden mit dem Nacht- oder Dunkelmodus immerhin etwas eingrenzen.
Fazit: Es kommt darauf an
Ob der Dunkelmodus den Augen tatsächlich guttut, lässt sich wissenschaftlich nicht eindeutig beantworten. Subjektiv empfinden ihn viele Nutzer:innen als angenehmer; vor allem in dunkler Umgebung, wo die Blendung reduziert ist und die Helligkeit niedriger ausfällt. Auch die geringere Blaulicht-Exposition spricht für den Dunkelmodus – zumindest am Abend. Bei Tageslicht hingegen stellt in Sachen Augenkomfort der Light Mode tendenziell die gescheitere Wahl dar. Studien belegen, dass er für bessere Lesbarkeit und weniger Anstrengung sorgt.
Wer die Augen schonen möchte, sollte sich aber lieber auf bewährte Methoden konzentrieren: Die 20-20-20-Regel (alle 20 Minuten 20 Sekunden lang 20 Meter in die Ferne schauen) sowie Bildschirmpausen an der frischen Luft. Ansonsten könnten dich Produkte wie Blaulichtbrillen und Augentropfen für trockene Augen dabei unterstützen, längere Bildschirmzeiten zu überbrücken. Diese stellen jedoch keinen Ersatz für alterprobte Methoden dar und es empfiehlt sich, vorher eine Fachperson zu Rate zu ziehen. Für alle Lesefreudigen gilt zudem: Lieber Papier oder E-Reader statt Smartphone oder Tablet.
Quelle Titelbild: Adobe Stock | 491191842
Content Marketing Managerin
Wenn ich mal nicht gerade damit beschäftigt bin, meiner literarisch-kreativen Ader freien Lauf zu lassen, stecke ich höchstwahrscheinlich in einem Netflix-Marathon fest («Nur noch eine Folge!»), unterhalte ich mich angeregt über die verschiedensten Themen, lese ein gutes Buch oder fordere mich selbst mit einem neuen Hobby heraus. Meine Wissbegierde kennt keine Grenzen, und hier habe ich die Möglichkeit, sie auszuleben und mit anderen zu teilen.
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