
Gute Makrofotos machen
Makrofotografie ist die Kunst, kleine, nahe Objekte hochdetailliert im Originalmassstab abzubilden. Mit ein wenig Know-how entstehen so faszinierende Fotos. Wir haben den Waadtländer Profifotografen David Bianchi gefragt, was Ihr alles braucht, um gute Makroaufnahmen zu machen.
Makrofotografie ist die Kunst, kleine, nahe Objekte hochdetailliert im Originalmassstab abzubilden. Und was bietet sich dafür im Frühling mehr an, als hinaus zu gehen und die Wunder der Natur zu entdecken? Wir haben den Waadtländer Profifotografen David Bianchi gefragt, was Ihr alles braucht, um gute Makroaufnahmen zu machen.
Was ist Makrofotografie?
– die Kunst, alle kleinen Objekte im Vollbild zu fotografieren. Ein herkömmliches Objektiv erlaubt es nicht, sogenannte Makro-Bilder zu machen. Um dieses Ergebnis zu erreichen, gibt es mehrere Möglichkeiten: Ihr könnt Nahlinsen, Zwischenringe oder Bälge verwenden. Sie ermöglichen, den Abstand zwischen Objektiv und Sensor zu vergrössern, und versprechen ein qualitativ hochwertiges Bild. Aber oft verliert Ihr dadurch den Autofokus und einige Einstellungen. Es ist jedoch wichtig, ein Stativ einzusetzen, um verschwommene Bildbereiche aufgrund von Bewegungen zu vermeiden. Dies ist eine verhältnismässig kostengünstige Lösung. Die beste Lösung sind für mich spezielle Makroobjektive.
Wodurch zeichnet sich ein gutes Makroobjektiv aus?
Ein Makroobjektiv muss in der Lage sein, ein Bild mindestens so gross
wie das Motiv zu machen (Verhältnis 1:1, sprich: ein Zentimeter in der
Natur entspricht einem Zentimeter auf dem Aufnahmemedium); einige, sehr
seltene, erreichen sogar noch höhere Verhältnisse (das Bild ist dann
grösser als das Motiv; man denke an diese Insektenaugenfotos in sehr
grosser Nahaufnahme). Digitale, kleine Sensoren ermöglichen ein
äquivalentes Framing mit niedrigeren Wiedergaberaten. Einige Hersteller
benutzen den Begriff «Makro», um Objektive zu vermarkten, die nur ein
Verhältnis von etwa 1:2 erreichen: Die Abbildung des Objekts ist halb so
klein wie das Objekt ist.
Das Wiedergabeverhältnis wird in der Regel nur bei Objektiven angegeben, die speziell für die Makrofotografie entwickelt wurden. Der Fokussierring wird dann abgestuft, nicht nur in Metern und Fuss, sondern auch in Verhältnissen. Ein Makroobjektiv hat eine besondere Konstruktion, da die Objektive weit vom Sensor entfernt sein müssen, eine feste Brennweite haben und in der Regel sehr hell sind (Blende ab f/2,8), daher sein hoher Preis.
Wenn Ihr ein Makroobjektiv kaufen wollt, müsst Ihr dessen Brennweite definieren, da es je nach Motiv mehrere – von 50 bis 200 mm – gibt.
Was für ein Objektiv empfehlen Sie Einsteigern?
Ich empfehle, mit einem Makroobjektiv einer Brennweite von 100 mm zu
beginnen, da so eins oft stabilisiert ist und einen Fokuseinstellring
hat.
Was ist sonst noch zu beachten bei Makroaufnahmen?
Die Makrofotografie kann überall nach unseren Wünschen und unserer
Motivwahl praktiziert werden. Entweder im Innenbereich für detaillierte
Aufnahmen von technischen Objekten (z.B. Uhrengehäusen) oder im
Aussenbereich für Insekten und Blumen. Ich persönlich praktiziere diese
Disziplin nur im Freien und in der Natur und kann Euch dort am besten
helfen. In einer natürlichen Umgebung ist es besser, solche Bilder im
Frühjahr, also jetzt, und im Herbst zu machen, da die Motive reichlich
vorhanden und sehr vielfältig sind.
Was ist mit dem Lichteinfall?
Licht ist das Wichtigste, da es die Qualität bestimmt und die
gewünschten Details liefert. Für meine Bilder verwende ich kein
künstliches Licht, weil ich die «harte» Seite von Blitzen oder LEDs
nicht mag (was aber sehr praktisch ist, um einige Schatten zu entfernen,
wie etwa beim Inneren einer Tulpe). Wichtig ist auch, nicht mit zu
hellem und vertikalem Licht zu fotografieren. Vermeidet deshalb, Bilder
zwischen 10 und 16 Uhr zu machen, denn der Stand der Sonne macht den
Detailgrad Eurer Bilder zunichte.
Zubehör wie Reflektoren können auch verwendet werden, um das Licht aufs Motiv umzuleiten. Erfahrungsgemäss ist die Darstellung der Bilder nach dem Regen besser. Ihr könnt ein Stativ benutzen, aber es ist nicht unbedingt nötig bei einem Objektiv, das die Stabilisierung eingebaut hat – besonders, wenn Ihr Insekten fotografiert, wird es Euch nicht mehr stören, weil sich diese kleine Welt schnell bewegt. Damit ein Makrobild gelingt, ist es unerlässlich, dass Ihr das Motiv (zumindest den Teil dessen, was Ihr hervorheben möchtet) scharfstellt, einen perfekten Bildausschnitt und eine gute Komposition wählt, ein weiches und gerichtetes Licht nutzt, einen ausgewählten und nicht sehr detaillierten Hintergrund nehmt sowie Eure Kreativität spielen lässt.
Makrofotografie erfordert also Geduld, Ausdauer, Technik, Kreativität und vor allem viel Strenge ...
Ja! Zur Komposition: Entweder Ihr nutzt eine natürliche Situation oder
Ihr erschafft sie Euch selbst mithilfe von Tricks ... Ich weiss, dass es
Bilder von Insekten gibt, die im Studio mit toten oder/und
tiefgefrorenen Tieren gemacht werden… Was ich bedauere und nicht unterstütze!
Es gibt eine spezielle Technik, um die Tiefenschärfe zu erweitern und
Details zu vergrössern, das so genannte Focus Stacking. Ich habe es noch
nie zuvor geübt, also kann ich es nicht kommentieren. Dort wird in
einer Kombination aus Aufnahmetechnik und digitaler Nachbearbeitung die
Schärfentiefe erweitert, was schon fast hyperrealistische Bilder
erzeugt.
Was ist bei der Anschaffung der Hardware zu beachten?
Heute kann jede gute DSLR- oder spiegellose Kamera mit allen
Sensorgrössen für die Makrofotografie verwendet werden. Was die
Objektive betrifft, so bieten alle spezialisierten Marken gute Produkte
und Zubehörteile an.
Womit arbeiten Sie?
Ich arbeite mit Canon-EOS-7DII-APS-C- und -5DIII-Vollformat-Kameras. Bei
den Objektiven arbeite ich ausschliesslich mit den Makroobjektiven von
Sigma mit 70, 105, 150 und 180 Millimetern Brennweite.
Eine kurze Erklärung zur Auswahl und Verwendung von Objektiven:
Ein Weitwinkelobjektiv wie ein Festbrennweiten- oder ein Zoomobjektiv ist für Landschaftsfotografie geeignet:
Ein Objektiv mit langer fester Brennweite oder Zoom ist für die Tier- oder Sportfotografie vorgesehen:
Ein festes Makrofokusobjektiv ist für die Makrofotografie vorgesehen, siehe Porträt:
Ein klassisches Objektiv dient der Allzweck- und Portraitfotografie:
Fürs Porträt bevorzugen wir Objektive mit einer kleinen bis mittleren
festen Brennweite, vor allem aber mit einer grossen Blende.
Für den Erfolg Eurer Bilder ist die richtige Wahl entscheidend. Denkt daran, dass je grösser die Offenheit und je grösser der Lichteinfall (Trichtereffekt) sind, desto besser die Qualität. Das ist auch, was den Preis bestimmt.
Beispiel:
- 55–250 mm f4–5.6 geringes Licht und Zoom = niedrige Kosten (um 200.– Franken)
- 500 mm f/4 hell, lange Brennweite = sehr teuer (um 8000.– Franken)
Über David Bianchi
«Ich habe 2014 mit der Makrofotografie begonnen. Die Tatsache, dass ich Bilder «von dem, was du siehst, aber nicht siehst» zeigen kann, fasziniert mich sehr. Ich habe immer die Qualitätsobjektive der Marke SIGMA verwendet, was mir ermöglicht hat, von Christian Cuennet, dem Leiter des SIGMA Romandie Teams, wahrgenommen zu werden. Nachdem ich die Qualität und Zusammensetzung meiner Bilder demonstrieren konnte, hatte ich 2018 die grosse Chance, als Partnerfotograf der Marke Teil des SIGMA-Teams zu werden. Seitdem kann ich diese Leidenschaft mit hochwertiger Ausrüstung befriedigen und mich selbst übertreffen.»
David Bianchi ist im Besitz folgender Objektive:
- Sigma 24–105 mm f/4 ART DG OS HSM
- Sigma 70–200 mm f/2.8 Sport DG OS HSM
- Sigma 150–600 mm f/5–6.3 Sport DG OS HSM
- Sigma EX 180 mm f2.8 Makro DG OS HSM
Dieser Blogbeitrag ist in Zusammenarbeit mit dem Hersteller SIGMA entstanden. Das Interview wurde schriftlich geführt und aus dem Französischen ins Deutsche übersetzt. Mehr über David Bianchi und seine Partnerschaft mit SIGMA findet Ihr hier.
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News-Jäger und -Sammler | 2006–2024 arbeitete ich bei BRACK.CH.
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